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Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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wollte an ihm vorbeieilen.
    Aber er hielt ihren Arm fest. „Nein, wir werden den Empfang zusammen verlassen.“
    „Zusammen?“, flüsterte sie erschrocken.
    „Allerdings“, bestätigte er, und ihr Atem stockte.
    Meinte er etwa ...? Sicher hatte er nicht vor ... Beabsichtigte er tatsächlich, mit ihr das Bett zu teilen?
    „Verabschiede dich von deinem Vater und den Gästen, Helena. Ich erwarte dich an der Treppe.“
    Auf den Stufen rannte Helena voraus und floh in ihr Zimmer. Das war zu viel. Einfach unmöglich!
    Keine Sekunde lang hatte sie angenommen, er würde die Ehe vollziehen. Nur wegen ihres Geldes hatte er sie geheiratet. Für gewisse Amüsements standen ihm seine Huren zur Verfügung.
    Warum wollte er die Nacht mit ihr verbringen? Glaubte er, es wäre ihr Wunsch ?
    Bei diesem Gedanken stieg ihr das Blut in die Wangen. Oh Gott... der Kuss! Hielt er sie für wollüstig, weil sie den Kuss geduldet hatte?
    Nicht nur geduldet... Ihr Enthusiasmus hatte sie zunächst schockiert. Dann war ihr klar geworden, sie musste unter Schock gestanden haben. Nur deshalb hatte sie willenlos in seinen Armen gelegen und ihm jene unaussprechlichen Freiheiten gestattet. In einer solchen Situation wäre jede wohlerzogene junge Dame verwirrt gewesen.
    Sie durfte nicht vergessen, dass Adam ein Bürgerlicher war, dem gewisse gesellschaftliche Konventionen fremd waren. Wenn er sie so leidenschaftlich geküsst hatte - was würde sie empfinden, wenn er sie mit seinen großen Händen berührte, wenn sein kraftvoller Körper auf ihrem lag, wenn er in sie eindrang?
    Stöhnend schlug sie die Hände vors Gesicht. Was von einem Ehemann in dieser Hinsicht zu erwarten war, hatte ihr die Mutter erklärt.
    Ein lasterhafter Gemahl könnte dich dazu verleiten, jenen niedrigen weiblichen Instinkten nachzugeben, die eine Frau in gehobener gesellschaftlicher Position zu bekämpfen sucht.
    Oh ja, dass Adam sie dazu verleiten würde, konnte sie sich nur zu gut vorstellen.
    Du wirst heftige Schmerzen verspüren. Die musst du tapfer ertragen. Auf keinen Fall darf sich dein Ehemann verpflichtet fühlen, deine Qualen zu lindern. Und lass dir keine Emotionen anmerken. Eine standesbewusste junge Dame soll den Liebesakt gleichmütig hinnehmen.
    Niemals würde sie Adam erlauben, sie anzurühren.
    Und doch - sie erschauerte in wachsender Erregung. Vor Entzücken? Zweifellos fand Adams Hure Gefallen an seinen sinnlichen Lippen, den starken Händen, der hochgewachsenen, breitschultrigen Gestalt...
    Ein leises Klopfen ließ sie zusammenzucken. Eine Hand auf den Mund gepresst, wandte sie sich zur Tür, und ihre Gedanken überschlugen sich. Was sollte sie tun? Sie musste den Riegel vorschieben ...
    Zu spät. Der Knauf drehte sich. Langsam schwang die Tür auf. „Helena?“
    Dieser verführerische, sanfte, etwas heisere Bariton ... Entschlossen lief sie zur Tür und warf sich dagegen. Weil er nicht darauf gefasst war, taumelte er nach hinten. Die Tür fiel ins Schloss. Blitzschnell schob Helena den Riegel vor.
    Atemlos wartete sie.
    „Helena?“ Jetzt klang die Stimme nicht mehr sanft, sondern scharf und zornig. „Öffne die Tür!“
    „Geh weg!“
    „Zwing mich nicht, etwas zu tun, was wir beide bereuen würden.“
    „Diese Tür kannst du nicht aufbrechen. Sie besteht aus hartem Ahornholz und ist eine Handbreit dick.“
    „Und wenn ich so viel Lärm mache, dass alle Leute herauflaufen, um festzustellen, was hier geschieht? Ich weiß, wie sehr du Klatschgeschichten hasst. Also warne ich dich, bevor ich zur Tat schreite.“
    „Nur zu! Zweifellos wird es deinem Ruf beträchtlich schaden, wenn sich herumspricht, du hättest die Tür des Brautgemachs einschlagen müssen.“
    Nach einer kurzen Pause befahl Adam: „Verdammt, öffne sofort die Tür, oder ...“
    „Oder ... was?“ In ihrer Stimme schwang eine gewisse Ge-nugtuung mit, und sie lachte leise. „Würdest du tatsächlich die Tür aufbrechen?“
    „Gut, wie du willst. Du legst es darauf an.“
    Die Arme vor der Brust verschränkt, nahm sie eine herausfordernde Pose ein, obwohl er sie nicht sehen konnte. „Genau das will ich.“
    „Du benimmst dich wie ein unartiges Kind.“
    „Dann dürftest du dich nicht wundern, wenn ich dir die Zunge herausstrecke. Und jetzt geh endlich!“
    „Dazu werde ich mich vielleicht entschließen. Mit deinem Eigensinn fällst du mir gewaltig auf die Nerven. Ich sollte die Bibliothek aufsuchen und meine Zeit nützlicher verbringen. Am besten lese ich Shakespeares ,Der

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