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Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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finden.“
    Ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte Adam: „Was mich betrifft... ich liebe Pferde. Ihre Bewegungen sind reine Poesie, so schön und kraftvoll. Und jedes einzelne ist eine Persönlichkeit, genauso wie Sie oder ich. Wenn man auf einem schnellen Pferd über eine Wiese oder durch den Wald galoppiert... ah, das weckt alle Lebensgeister. “ Er ergriff seine Kuchengabel und kostete die Apfelpastete, die der Lakai serviert hatte. „So geht’s zumindest uns Schwachköpfen.“
    „Ein Dessert, Howard?“, fragte Helena.
    Wortlos schüttelte der Baronet, der merklich erbleicht war, den Kopf.
    Wieder einmal sorgte klirrendes Besteck - Kuchengabeln und
    Kaffeelöffel, die gegen Porzellantassen stießen - für die einzigen Geräusche im Raum.
    Howard wurde in einer Gästesuite einquartiert. Glücklicherweise zog er sich schon zeitig zurück. Auch Helena ging bald nach oben, und Adam ärgerte sich, weil er keine Gelegenheit gefunden hatte, allein mit ihr zu sprechen. Irgendwie musste er sie zum Vollzug der Ehe bewegen.
    London wartete auf ihn. Allmählich hatte er das Gefühl, er würde auf dem Land versauern.
    Ausgerechnet jetzt musste er auf Amüsements verzichten -wo er endlich die nötigen finanziellen Mittel besaß, um sich als Gleichberechtigter in besseren Kreisen zu bewegen. Nein, die gleichen Rechte würde er niemals genießen. Sein Vater war ein Tabakhändler gewesen, ein Spieler und Trunkenbold. Gewiss, die beiden letzten Bezeichnungen galten auch für die meisten Väter seiner Freunde. Aber in den Adern seines Vaters war kein blaues Blut geflossen. Von der Familie seiner Mutter hatte Adam ein kleines Vermögen geerbt, in einem Fonds festgelegt - vor seinem Vater geschützt. Dieses Geld hatte ihm eine hervorragende Ausbildung ermöglicht. Während er in Oxford studierte, wusste er nichts von den Schwierigkeiten des Vaters. Das Geschäft musste verkauft werden, um die Gläubiger zu befriedigen. Unterdessen vergnügte sich Adam ahnungslos in den Kreisen der Aristokratie. Deshalb machte er sich später bittere Vorwürfe. Er hätte es wissen müssen. Aber im jugendlichen Ungestüm hatte er nur an sich selbst und sein Vergnügen gedacht.
    Bei seinen Geschlechtsgenossen war er sehr beliebt. Nicht zuletzt, weil ihn die Frauen mochten, die er scharenweise anzog. Außerdem brillierte er in den bevorzugten maskulinen Aktivitäten seiner Freunde - Boxen und Kartenspielen. Und so störten sie sich nicht an seiner Herkunft und relativen Armut. Erwähnten nichts davon und luden ihn häufig ein. Dieses Arrangement fand er sehr angenehm. Um sich zu revanchieren, lockte er mit seinem Charme alle Frauen an, für die sich seine Kumpane interessierten.
    Andererseits hasste er seine Abhängigkeit. Jedes Mal, wenn sie lässig ein paar Münzen auf den Tisch einer Taverne warfen und auch seine Rechnung beglichen, biss er die Zähne zusammen. Oder wenn sie mehrere neue Reitröcke auf einmal anfertigen ließen, idiotische Wetten abschlossen, die sie nur verlieren konnten, und aus einer plötzlichen Laune heraus da oder dorthin reisten. Oh, er wurde stets einbezogen, aber gehörte nicht wirklich dazu.
    Und dann hatte ihm eines Abends das Glück gelacht. Nach einigen deprimierenden Kartenpartien saß er mit seinen Freunden am vorderen gerundeten Erkerfenster des White’s Clubs, und jemand erwähnte das Dornröschen von Northumberland. Sofort horchte Adam auf. Eine reiche Aristokratin, die ein zurückgezogenes Leben führte und nicht verlobt war?
    Nachdem die Glücksgöttin ihn jahrelang vernachlässigt hatte - würde sie ihn plötzlich mit Wohltaten überhäufen? Daran zweifelte er.
    Aber er hatte die Erbin tatsächlich geheiratet. Ihr Geld und der Status ihrer Familie verhalfen ihm zu einer wesentlich besseren gesellschaftlichen Position. Jetzt war er nicht mehr der arme Niemand, der die großzügigen Gaben seiner adeligen Freunde annehmen musste.
    Verdammt wollte er sein, wenn er in Rathford Manor dahinvegetieren würde, so wie Helena. Aber wie sollte er seine widerspenstige Ehefrau verführen?
    Seit Tinas Besuch strafte sie ihn mit kalter Verachtung. Jener verheißungsvolle Kuss spielte keine Rolle mehr.
    Oh Gott, wie sollte er sie umstimmen?
    Während er sich in seinem Schlafzimmer auskleidete, wartete er vergeblich auf die rettende Idee. Er machte sich nicht die Mühe, ein Nachthemd anzuziehen und schlüpfte unter die Decke. Bevor er einschlief, gelobte er sich, das Problem am nächsten Morgen zu lösen.
    Leise Musik

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