Die schoene Helena
gescheucht. Aber Adam wollte sich trotzdem vergewissern, rannte durch den Mittelgang und spähte in alle Boxen.
Beißend drang der Rauch in seine Lungen, und er hörte das Geschrei der Männer, das gellende Wiehern der verängstigten Pferde, die in die Kälte hinausgetrieben wurden. Eines der Tiere sprengte an Adam vorbei, den Kopf mit einer Männerjacke verhüllt. Glücklicherweise steuerte der Wallach das offene Tor an, von einem Lakaien gefolgt, der ihm auf die Kruppe schlug.
„Jetzt sind alle draußen, Sir!“, rief Jack.
„Wo ist Kepper? In Sicherheit?“
„Ja, wir fanden ihn da hinten ... bewusstlos.“
Betrunken? Verletzt? Adam nahm sich keine Zeit, danach zu fragen. „Hier drin waren vier junge Hunde. Haben Sie die gesehen?“ Vom ätzenden Rauch gepeinigt, konnte er kaum sprechen.
„Nein, Sir ... Gerade bilden die Leute mit den Wassereimern eine Kette ... ich muss ihnen helfen!“
„Natürlich ...“
Nachdem der Stall evakuiert war, versuchten sie, ihn mit vereinten Kräften vor den Flammen zu retten. Adam rief ein paar Männer von der Löschbrigade zu sich, und sie begannen Schnee in der Mitte des Gebäudes aufzuhäufen, den sie in großen Trögen hereinschleppten. In der Hitze schmolz der Schnee schon nach wenigen Minuten. Das Wasser bildete eine Barriere und verlangsamte die Ausbreitung des Feuers. Wenigstens würde ein Teil des Stalls unversehrt bleiben. Einige Männer kletterten zu den Dachbalken hinauf und überschütteten sie mit Wasser.
Am anderen Ende des Stalls schienen die Flammen zu verglimmen. Auf halber Höhe einer Heubodenleiter hielt Adam inne, um Atem zu schöpfen und die Lage zu sondieren. Vielleicht gelang es ihnen, einen größeren Schaden zu verhindern.
Plötzlich sah er durch das weit geöffnete Tor eine Gestalt -drüben am Waldrand. „Wer ist das?“, rief er und zeigte auf die nur schemenhaft zu erkennende Person, die im aufquellenden Rauch schwankte. Jemand schrie eine Antwort, die er nicht verstand. Wild gestikulierend rannte ein Lakai zu der schattenhaften Figur.
Da zerteilte ein Windstoß die Rauchschwaden, und Adam erkannte seine Frau. Großer Gott - sie trug einen Morgenmantel, von einem Gürtel in der Taille zusammengehalten. Was zum Teufel trieb sie da draußen, nur mangelhaft bekleidet?
Reglos stand sie da und starrte in eine andere Richtung, als würde sie das schreckliche Drama, das sich in ihrer unmittelbaren Nähe abspielte, gar nicht bemerken. Adam sprang von der Leiter ins nasse Heu hinab, das den Stallboden bedeckte, und lief ins Freie.
25. Kapitel
Seine bewusstlose Frau auf den Armen, stürmte er durch den Gemüsegarten, stieß mit einer Stiefelspitze die Küchentür auf und jagte Mrs Kent einen panischen Schrecken ein.
Atemlos stand er vor ihr, das feuchte Haar klebte an seinem Kopf. „Bringen Sie heißes Wasser ins Schlafzimmer Ihrer Herrin! Schnell! Sie ist bis auf die Haut durchnässt und halb erfroren!“
„Mein Gott!“ Mit bebenden Fingern griff sich die Haushälterin an die Kehle. „Was ist geschehen?“
„Ich sah sie in der Nähe des brennenden Stalls.“ Dicht gefolgt von Mrs Kent, trug er Helena in die Halle und zur Treppe.
„Ist sie verletzt?“
„Das glaube ich nicht. Aber wir müssen sie untersuchen. Bitte, beeilen Sie sich!“ Adam stürmte die Treppe hinauf und nahm immer zwei Stufen auf einmal.
„Natürlich, Sir“, versprach Mrs Kent und lief in die Küche zurück.
Im Schlafzimmer legte er Helena behutsam aufs Bett. Die Augen geschlossen, rührte sie sich nicht. Verzweifelt tastete er nach ihrem Puls und zwang sich zu Ruhe.
Endlich flatterten ihre Wimpern, und sie hob die Lider.
„Helena, ich bin’s ... Adam!“, rief er und neigte sich zu ihr hinab. „Hörst du mich?“
„Adam?“ Wie schwach ihre Stimme klang ... Verwirrt runzelte sie die Stirn.
„Was zum Teufel hast du da draußen gemacht? Beinahe wärst du erfroren!“ Er begann die Knöpfe ihres Morgenmantels zu öffnen. Verdammt... viel zu viele ... „Warum, bist du triefnass?“
„Das Feuer ...“, hauchte sie. „Kain ...“
„Keine Bange, er ist in Sicherheit“, erwiderte er und hoffte, er sagte die Wahrheit. „Ebenso wie die Welpen und die Hündin.“ „Und die Pferde?“
„Alle gerettet! Wieso warst du draußen, Helena?“
„Ich sah den Rauch ...“
Anscheinend war sie nicht ganz bei Sinnen, und er gab den Versuch auf, ihr eine Erklärung zu entlocken. Mit einiger Mühe streifte er den feuchten Wollstoff des Morgenmantels, der an der
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