Die schoene Helena
schrie Helena.
„Wie Sie wünschen.“ Nachdem sich die Tür hinter Kimberly geschlossen hatte, umklammerte Helena mit bebenden Händen die Kante ihres Toilettentisches und starrte in den Spiegel. Dann betrachtete sie die Ohrgehänge.
Mit ihrem Geld gekauft - das ließ sich nicht leugnen.
Wenn sie der Dienerin auch nicht gestatten durfte, eine böse Saat in ihre Seele zu pflanzen, Kimberly sagte die Wahrheit, Adam hatte sie nicht aus Liebe geheiratet - und auch niemals von Liebe gesprochen. Dass er sie begehrte, bedeutete nichts. Aus reiner Lust hatte er mit geschlafen, für ihn ein flüchtiges Amüsement - mehr nicht.
Um das zu erkennen, brauchte sie sich keine spöttischen Bemerkungen von ihrer rachsüchtigen Dienerin anzuhören.
Als ihr eines Morgens übel wurde, dachte Helena sofort an die Möglichkeit einer Schwangerschaft. Von Chloe aufgeklärt, wusste sie nun besser Bescheid. Und da Adam jede Nacht mit ihr verbrachte, durfte sie sich berechtigte Hoffnungen machen.
Aber wenige Tage später begann ihre Monatsblutung.
Nicht nur die bittere Enttäuschung belastete Helena. Sie fühlte sich schwach und elend, heftige Kopfschmerzen fesselten sie ans Bett.
Der Dorfarzt behauptete, ihr ungesundes Blut würde die Unpässlichkeit verursachen, und ließ sie zur Ader. Nun kehrten die Albträume zurück, die sie in den Tagen nach Adams Ankunft verschont hatten. Bald wagte sie nicht mehr einzuschlafen, und sie nahm keinen Bissen zu sich. Adams Sorge kannte keine Grenzen. Als er einen Arzt aus York ins Haus bestellen wollte, protestierte Helena. Einen weiteren Aderlass würde sie nicht ertragen. Da sie ihn so eindringlich anflehte, erfüllte er ihren Wunsch, obwohl ihm ihr beklagenswerter Zustand kalte Angst einjagte. Noch nie zuvor war er so hilflos gewesen.
Schließlich begann sie sich zu erholen, und die Krise war überstanden.
Im Dezember erzeugte ein eisiger Wind hohe Schneewehen. Auf den Hügeln und in den Tälern lag eine glatte, kristallisch schimmernde Schicht. Adam genoss den Anblick dieser winterlichen Märchenlandschaft. So etwas Schönes hatte er nie zuvor gesehen. Fand er tatsächlich Gefallen an dieser gottverlassenen nördlichen Gegend? Eines Nachmittags saß er am Kaminfeuer, nippte an dem heißen Tee mit Rum, den Mrs Kent ihm serviert hatte, und schaute aus dem Fenster, die Stirn sorgenvoll gerunzelt. Seinen wachsenden Kummer konnte die fantastische Aussicht nicht mildern.
Nachdem Helena ihre Krankheit überwunden hatte, gab es keinen Grund zur Sorge. Trotzdem war er beunruhigt. Seufzend schüttelte er den Kopf ...
Stieg da drüben Rauch empor? Aus dem Dach des Stalls? Adam kniff die Augen zusammen.
Ja, tatsächlich - eine schwarze Rauchwolke wurde vom Wind zerrissen.
„Feuer!“, rief er, sprang auf und stürmte aus dem Salon. „Trommeln Sie alle Dienstboten zusammen, Jack!“, befahl er dem Lakaien, der ihm in der Halle entgegeneilte. „Der Stall brennt!“
Während er die Küche durchquerte, trug er Maddie und ihren Gehilfinnen auf, Wasser in Eimern und großen Kochtöpfen zu sammeln. Die Spülmägde schickte er zu den neu eingestellten Stallburschen, die gerade im Dienstbotenquartier ihren Lunch einnahmen, und einer der Lakaien wurde angewiesen, Lord Rathford zu verständigen.
Als sich die Leute in der Halle versammelten, hatte er bereits seine Reitstiefel und seinen Mantel angezogen. „Gehen wir!“
Im hohen Schnee kamen sie nur langsam voran. Entsetzt beobachtete Adam den Rauch, der immer dichter aus dem Dach des Stalls quoll. Oh Gott... die Pferde. Und Kepper! Wo zum Teufel steckte der Mann?
Die Schultern gegen den Wind gestemmt, stürmte Adam weiter, voller Sorge um Kain und die Hündin und die Welpen. Auf dem Hang, an dessen Fuß der Stall lag, versank er bis zu den Hüften im Schnee. Nur mühsam folgten die Dienstboten seiner Spur.
Endlich erreichte er das Stalltor und stieß es auf. Glühende Hitze schlug ihm entgegen und warf ihn ein paar Schritte zurück. In das ohrenbetäubende Kreischen des Sturms mischte sich das Knistern der Flammen. Feuer und Wind ... eine gefährliche Kombination ... Blitzschnell würde sich der Brand ausbreiten, aber dank der dicken Schneedecke hoffentlich nicht auf andere Gebäude übergreifen.
Hastig befahl er den Dienstboten, die Pferde ins Freie zu führen, und rannte zu der Box, die Kain mit seiner Familie bewohnte. Sie war leer. Beunruhigt sah er sich um. Kain war ein kluger Hund. Wahrscheinlich hatte er die Welpen schon aus dem Stall
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