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Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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Kissen und schaute zum Fenster.
    Es war dunkel. Was sie geweckt hatte, wusste sie nicht. In ihren Armen und Schultern spürte sie sonderbare Schmerzen. Ihre bleischweren Beine ließen sich kaum bewegen. Litt sie an einer Fieberkrankheit? Nebelschleier schienen ihr Gehirn zu erfüllen, sie konnte nicht klar denken, und es bereitete ihr große Mühe, ihre Umgebung wahrzunehmen. Zumindest stellte sie fest, dass sie in ihrem Bett lag.
    Und da war diese vage Erinnerung an irgendetwas, das ihre Träume gestört hatte. Was mochte es gewesen sein?
    Und dann hörte sie es wieder - jemand sprach mit ihr. Sie drehte den Kopf zur Seite und lauschte einer Stimme, die ihren Namen rief.
    Warum fürchtete sie sich? Lächerlich ... In ihrem Zimmer würde ihr nichts zustoßen.
    Nein, wegen dieser Stimme wollte sie sich keine Sorgen machen. Manchmal spielte die Nacht ihren Sinnen einen Streich. Es lag an der Stille, an der Finsternis, in der sie sich einsam und bedroht fühlte - als wären alle Menschen weit entfernt und unmenschliche Geschöpfe in ihrer Nähe.
    Mit so fantastischen Gedanken befasste sie sich normalerweise nicht. Sicher hing es mit ihrem Fieber zusammen. Sie senkte die schweren Lider. Wenig später schlief sie ein.
    Adam erhob sich von dem harten Sofa. Stöhnend bewegte er seine steifen Glieder und gewann den Eindruck, er hätte auf einem Brett geschlafen.
    Ganz langsam und vorsichtig streckte er sich. Ein Morgenritt würde die verkrampften Muskeln lockern. Auf leisen Sohlen ging er zum Bett und betrachtete seine schlafende Frau. Die geschlossenen Lider wirkten wie durchscheinendes Porzellan. Nur die zarten bläulichen Adern wiesen auf menschliches Fleisch und Blut hin. Ihr Gesicht schimmerte rosig, ein Zeichen der Genesung, die schönen Lippen waren einladend geöffnet. Unfähig, der Versuchung zu widerstehen, hauchte er einen Kuss auf ihren Mund. Dann trat er bestürzt zurück. Offenbar hatte er Helenas Schlummer gestört.
    Sie drehte sich zur Seite, ihr Kopf glitt vom Kissen. Behutsam schob er es unter ihre Wange. Etwas fiel zu Boden, und er hob es auf. Verwundert hielt er den Gegenstand ins schwache Licht, das zwischen den Fenstervorhängen hereindrang - eine primitive Puppe.
    An dem weichen kleinen Körper waren Stofffetzen mit einer Schnur festgebunden, die ihm vage bekannt vorkamen. Plötzlich erinnerte er sich an das hässliche Muster. Dieses formlose Kleid hatte Helena während der ersten Tage seines Aufenthalts im Rathford Manor getragen. Nachdem ihre neue Garderobe eingetroffen war, hatte sie es wahrscheinlich weggeworfen.
    Jetzt erkannte er, was sein sonderbarer Fund bedeutete. Verrückte alte Frauen benutzten solche Puppen für irgendwelche Hexereien. Und die Puppe, die aus dem Bett gefallen war, sollte Helena darstellen. Obwohl er nicht an die Schwarze Magie glaubte, stieg kalter Zorn in ihm auf.
    Irgendjemand, der diesen Unsinn ernst nahm, trieb ein seltsames Spiel mit Helena. Wollte die Person ihr nützen oder schaden? Adam wusste, wer die Frage beantworten konnte - und wer für den albernen Zauber verantwortlich war.
    Die widerliche Puppe in der Faust, bezähmte er seine Wut und musterte Helenas friedliche, entspannte Züge. Mit seiner freien Hand berührte er ihre Stirn, dann eilte er in sein Zimmer.
    Um nach dem Kammerdiener zu läuten, war es noch zu früh. Er ließ sich ohnehin nur ungern beim Ankleiden helfen. Aber im Rathford Manor erwartete man, dass er sich wie ein Gentleman benahm. So würde er sich gewiss nicht verhalten, wenn er Kimberly gegenüberstand.
    Im Erdgeschoss angekommen, fragte er die Lakaien, wo er die rätselhafte Dienerin finden würde. Das wusste niemand. Über ihre Aktivitäten war das übrige Personal nur selten informiert. Wie Adam beobachtet hatte, genoss die Irin erstaunliche Freiheiten unter diesem Dach. Ungeduldig machte er sich auf die Suche nach Kimberly und hatte Glück. Als er das Haus durch die Hintertür verließ, entdeckte er eine gebückte Gestalt im Gemüsegarten. Zwischen einigen Stauden leuchtete rotes Haar. Offenbar inspizierte sie ein paar erfrorene Pflanzen.
    „Suchen Sie Zutaten für Ihre Zaubertränke?“, rief er und eilte zu ihr.
    Die Augen zusammengekniffen, wandte sie sich zu ihm. Ehe sie zu Wort kam, hielt er ihr die groteske Puppe vor die Nase.
    „Verschonen Sie meine Frau mit diesem grässlichen Hokuspokus!“
    Ihre Miene verschloss sich. Dass die Puppe von ihr stammte, leugnete sie nicht. Provozierend schob sie die Unterlippe vor und richtete

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