Die schoene Helena
Haut klebte, von ihren Schultern. Danach zerrte er ihn über Helenas Hüften hinab. Dabei fiel etwas aus der Tasche, und er hob es verwundert auf - ein kleines, verkohltes Reisigbündel.
Als Mrs Kent eintrat, schob er den diskriminierenden Fund hastig in seinen Hosenbund und rückte seinen Gehrock zurecht. „Ziehen Sie meiner Frau das Nachthemd aus. Mit diesem nassen Zeug komme ich nicht zurecht.“
„Heiliger Himmel!“ Die Haushälterin stellte ein Tablett auf den Tisch und eilte zum Bett. Schon nach wenigen Sekunden hatte sie Helena von dem Nachthemd befreit. „Bitte, schenken Sie den Tee ein, Sir.“
Während sie ihrer Herrin in ein sauberes Nachthemd half, füllte Adam eine Tasse. Dann schüttete er Zucker und Sahne in den dampfenden Tee - vielleicht etwas zu viel. Jedenfalls würde er dafür sorgen, dass seine Frau das Gebräu trank.
Mrs Kent rieb Helenas Haar mit einem Handtuch trocken. „Wissen Sie, was mit ihr passiert ist, Sir?“
„Nein.“
Kraftlos sank Helenas Kopf von einer Seite zur anderen. Mit trüben Augen schaute sie zu Adam auf.
„Ist sie betrunken?“, fragte die Haushälterin leise.
„Das glaube ich nicht. Zumindest habe ich keinen Alkohol in ihrem Atem gerochen. Sie scheint unter Drogen zu stehen. Nimmt sie Laudanum oder eine ähnliche Arznei?“
„Wohl kaum. Wir verwahren nichts dergleichen im Haus. So hat sie sich noch nie aufgeführt. Natürlich war sie eine Zeit lang krank. Vielleicht fiebert sie.“
Daran zweifelte Adam. Aber er fand keine andere Erklärung. Er setzte sich auf den Bettrand und hielt die Tasse an Helenas Lippen. „Trink das, Liebling.“ Als sie eine Grimasse schnitt und das Gesicht abwandte, ließ er sich nicht entmutigen. „Komm schon, der Tee wird dich wärmen.“
Blitzschnell schob Mrs Kent seine Hand beiseite, riss das Handtuch, das sie um den Kopf ihrer Herrin geschlungen hatte, herunter und hielt es ihr gerade noch rechtzeitig vor den Mund. Würgend begann Helena sich zu erbrechen.
„Tatsächlich, sie ist wieder krank“, meinte die Haushälterin besorgt. „Ein Schüttelfrost... Bitte, Sir, schicken Sie Jack zum Doktor.“
Ein dünner Arm hob sich kraftlos, und Adam verstand, was Helena ihm bedeutete - er sollte Mrs Kents Rat nicht befolgen. Unschlüssig musterte er seine Frau. Er wusste, dass sie den Arzt fürchtete und seine antiquierten Methoden verachtete. Anscheinend war der Mann ein Sadist, der Aderlässe und Blutegel für Allheilmittel hielt. Damit hatte er Helena während ihrer Krankheit nur zusätzlich geschwächt. Sobald Adam den Scharlatan aus dem Haus verbannt hatte, war sie genesen.
„Jetzt sollten wir ihr ein bisschen Ruhe gönnen. Wenn sich ihr Zustand bis heute Abend nicht bessert, lasse ich den Arzt rufen.“
Fürsorglich wischte Mrs Kent mit einem Zipfel des Handtuchs den Schweiß von Helenas Stirn. „Armes Ding“, murmelte sie. „Vielleicht will sie jetzt ein bisschen Tee trinken, Mr Mannion.“
„Helena?“, fragte er und hielt seiner Frau die Tasse hin.
„Bitte ... nicht...“, wisperte sie.
„Also gut.“ Er stellte die Tasse auf den Nachttisch und ergriff die Hand seiner Frau. „Wenn du Durst hast, bringe ich dir frischen Tee. Versuch jetzt zu schlafen.“
Wortlos nickte sie und schloss die Augen.
„Ich bleibe bei ihr“, erbot sich Mrs Kent.
„Nein, ich möchte sie selbst betreuen.“
„Aber Sie müssen sich um das Feuer kümmern, Sir.“
„Als ich vorhin den Stall verließ, war alles unter Kontrolle.“ Angstvoll betrachtete er seine schlafende Gemahlin. „Warten Sie nur ein paar Minuten, bis ich mich umgezogen habe. Ich bin voller Ruß. Und ich habe den Teppich mit Schlamm beschmutzt ...“
„Nehmen Sie sich nur Zeit, ich halte bei Ihrer Ladyschaft Wache.“
Auf dem Weg zu seinem Zimmer zog er das Reisigbündel aus dem Hosenbund und starrte es nachdenklich an. Dafür musste es eine Erklärung geben. Sobald Helena sich besser fühlte, wollte er sie befragen. Würde er eine befriedigende Antwort erhalten?
Dann entsann er sich, wie nervös sie gewesen war, als sie die Ohrringe in den Räucherheringen und in den Spiegeleiern gefunden hatte. Er schlüpfte aus der schmutzigen Kleidung, wusch sich mit kaltem Wasser und versuchte, eine beängstigende Erkenntnis zu akzeptieren - irgendetwas stimmte nicht mit Helena.
Adams schlimmste Befürchtungen bewahrheiteten sich. Von Fieberkrämpfen geschüttelt, war Helena in Schweiß gebadet. Trotzdem verlangte sie ein loderndes Kaminfeuer und warme Decken.
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