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Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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unternahm ... Eine Ehefrau, die sich weinerlich an ihren Mann klammerte - das passte nicht zu ihrem Charakter. Und Adam würde es wohl kaum attraktiv finden.
    In diesem ungünstigen Moment betrat George Rathford das Zimmer.
    „Oh, lieber Vater!“, begrüßte sie ihn und zwang sich zu einem fröhlichen Tonfall. „Gibt’s was Neues über die Bauarbeiten im Stall?“
    „Was?“, fragte er geistesabwesend. „Ach ja, die Leute machen gute Fortschritte.“ Er räusperte sich. „Warst du ... eh ... während der letzten Tage in der Suite deiner Mutter?“
    „Nein, natürlich nicht“, erwiderte sie erstaunt. „Warum?“
    „Dann muss Bettina sich etwas eingebildet haben.“
    Bettina gehörte zu Mrs Kents Gehilfinnen, die täglich aus dem Dorf ins Haus kamen. Während sie die schweren Arbeiten übernahmen, Teppiche klopften und Böden schrubbten, wischten die älteren Flausangestellten Staub und polierten die Möbel.
    „Anscheinend war irgendjemand in den Räumen deiner Mutter. Bettina behauptet, sie habe dich aus der Tür kommen sehen, als sie hineingehen wollte, um sauber zu machen.“ Unsicher schaute er seine Tochter an. „Seltsam ... Du warst es doch nicht?“
    „Nein“, entgegnete sie und richtete sich auf, ohne die naheliegende Frage zu stellen. Wer war es dann?
    „Dieses alberne Mädchen“, meinte George Rathford.
    Aber Bettina war nicht der Typ des albernen Mädchens.
    „Vielleicht sollte ich mit ihr reden“, schlug Helena vor. „Dass sie sich irren sollte, finde ich ziemlich sonderbar.“ Sie hob den Kopf und begegnete einem düsteren, eindringlichen Blick. So deutlich, als hätte er gesprochen, erriet sie seine Gedanken. Ein eisiger Schauer rann über ihren Rücken, aber sie brachte ein Lächeln zustande, das sich falsch und spröde anfühlte, und sie hegte den beklemmenden Verdacht, dass sie ihren Vater nicht täuschen konnte. „Bald werde ich den neuen Teil des Stalls besichtigen.“
    „Du darfst nichts überstürzen, mein Spätzchen. Immer mit der Ruhe.“
    Der Kosename erschütterte sie zutiefst. So hatte er sie seit ihrer Kindheit nicht mehr genannt. Liebevoll tätschelte er ihre Hand und unterhielt sich noch ein paar Minuten mit ihr. Doch sie wünschte, er würde gehen. Sosehr sie sich auch nach einer innigen Vertrautheit mit ihm sehnte - andere Emotionen stürmten auf sie ein und erforderten ihre Aufmerksamkeit.
    Sie hatte Angst.
    So schreckliche Angst.
    Nicht nur der vermeintliche Irrtum der Dienstmagd bedrückte Helena. Nacht für Nacht wurde sie von Albträumen heimgesucht, die immer grausigere Formen annahmen. Manchmal fürchtete sie sogar, sie wären Wirklichkeit. Geisterhafte Schatten umringten ihr Bett.
    Und all die Dinge, die sie neuerdings verlegte ... Eines Morgens hatte sie ihre Pantoffeln in der Waschschüssel schwimmen sehen. Die hatte sie am Vorabend auf den Teppich neben ihrem Bett gestellt. Seither war niemand im Zimmer gewesen.
    Hastig hatte sie die triefnassen Pantoffeln in ihrem Schrank versteckt und dann ins Kaminfeuer geworfen, sobald sie getrocknet waren. Dauernd verschwanden ihre Haarbänder und tauchten an den merkwürdigsten Stellen wieder auf. Eines Nachts hatte irgendetwas in ihren Fuß gestochen - eine Brosche ihrer Mutter, ins Laken gesteckt. Jahrelang hatte sie den Schmuck nicht gesehen. Seit dem ... Zwischenfall nicht mehr.
    Nachdem ihr Vater aus dem Zimmer gegangen war, schloss sie die Augen und rang zitternd nach Luft. Sie versuchte sich einzureden, es gebe keinen Grund zur Sorge, sie würde sich immer stärker fühlen und die Krankheit - woran immer sie gelitten hatte - bald endgültig überwinden. Wenn Adam zurückkam, würde er wieder die Frau antreffen, die er geheiratet hatte. Daran musste sie glauben. Ganz fest.
    Und sie gelangte tatsächlich zu dieser beruhigenden Überzeugung. Zumindest für eine kleine Weile.

27. Kapitel
    Am 4. Februar kehrte Adam nach Rathford Manor zurück. Sobald er die Halle betrat, erkundigte er sich, wo seine Frau zu finden sei.
    Jack erklärte, er nehme an, Lady Helena habe das Sonnenzimmer aufgesucht. Dabei runzelte er vielsagend die Stirn.
    Aber Adam nahm sich nicht die Zeit, den Lakaien zu fragen, was diese ausdrucksvolle Miene bedeuten sollte.
    Durch die großen Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten, fiel goldener Sonnenschein auf Helena. Ein geöffnetes Buch auf ihrem Schoß, saß sie in einem bequemen Liegestuhl. Statt zu lesen, betrachtete sie den terrassenförmig angelegten Rasen, den eine niedrige Mauer

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