Die schoene Helena
Sie würden sich mit Ihrer eigenen Klugheit schaden. Natürlich war das auch für mich ein Problem.“ Als Howard in die Mitte des Zimmers schlenderte, beleuchtete die Laterne sein grinsendes Gesicht. „Wären Sie doch bloß der gewissenlose Spieler, für den ich Sie zunächst hielt... Und wenn Sie nicht diesen brillanten Verstand besäßen, wäre die Lage nicht so verdammt ernst.“
Adam schob Helena sanft, aber energisch beiseite. „Verzeihen Sie, dass ich Ihnen so viel Ärger mache, Sir.“
„Warum tust du das, Howard?“, fragte Helena verzweifelt. „Aus dem ältesten Grund der Welt, Cousinchen. Wegen des wundervollen Rathford-Vermögens. Bevor Prince Charming aufgetaucht ist, hast du’s nicht gebraucht. Nach Tante Portias tragischem Tod bist du in der Versenkung verschwunden. Für mich ein Glücksfall - insbesondere, weil sich auch der liebe Onkel George in einen Einsiedler verwandelte und mir die Familiengeschäfte übertrug. Aber dann musstest du unbedingt heiraten.“ Howard warf Adam einen vernichtenden Blick zu. „Das nahm ich dir zunächst nicht übel. Immerhin schwimmt Onkel George im Geld. Und ein Pechvogel in den Spielsalons hätte mir sogar Vorteile verschaffen können, wenn gewisse ... Ungereimtheiten in den Rechnungsbüchern ans Licht gekommen wären.“ „Wie schmeichelhaft! “, bemerkte Adam trocken. „Also wollten Sie mich zum Sündenbock machen.“
„Nachdem ich Sie kennengelernt hatte, nicht mehr. Und dann hörte ich in London von Ihren beachtlichen Erfolgen an der Börse. Da waren sie kein armseliger Mitgiftjäger mehr, und ich erkannte, wie intelligent Sie sind. Onkel George lag im Sterben - zumindest hat er mir das erzählt. Hätten Sie nach seinem Ableben die Verwaltung der Familienfinanzen übernommen, wären Ihnen einige Unregelmäßigkeiten aufgefallen. Das musste ich verhindern.“
„Du bist doch ohnehin der Erbe meines Vaters, Howard“, warf Helena ein.
„Leider erbe ich nur, was mir im Zusammenhang mit dem Adelstitel zusteht“, entgegnete er in bissigem Ton, „die Ländereien, das Familienwappen, die Pachteinnahmen. Ein geringer Lohn für die Verwaltungsarbeit, die ich leisten müsste, während du das ganze schöne Geld kriegst, ohne einen Finger zu rühren! “ „Als Sie den Eindruck zu erwecken suchten, Helena wäre wahnsinnig, hatten Sie’s gar nicht auf sie abgesehen, nicht wahr?“, fragte Adam. „Stattdessen wollten Sie mich umbringen und das Verbrechen ihrer verrückten Cousine anlasten.“ „Offensichtlich habe ich Sie richtig eingeschätzt, Mannion. Viel zu schlau ... Jedenfalls war es ein fabelhafter Plan. Immerhin hat Helena schon einen Mord begangen. Da sie bereits seit Wochen konfus wirkt - wer sollte an ihrer zweiten Bluttat zweifeln? Zur fraglichen Zeit wäre sie so durcheinander gewesen, dass sie gar nicht gemerkt hätte, was in ihrer unmittelbaren Nähe geschieht. Ein bisschen Laudanum, ein paar Zutaten, um die Mixtur interessanter zu gestalten - es war so einfach, Mannion. Nachdem man Ihre Leiche gefunden hätte, wäre Helena natürlich die Hauptverdächtige gewesen.“
„Vor allem, weil Sie mit Ihrer Lüge, ich würde mich an den Treuhandfonds meiner Frau vergreifen, für ein einleuchtendes Tatmotiv gesorgt haben.“
Verächtlich starrte Helena ihren Vetter an. „Auf diesen Trick sind wir nicht hereingefallen, Howard. So raffiniert, wie du glaubst, bist du nicht. Ich nehme an, Kimberly hat dich irgendwie durchschaut. Deshalb musstest du sie töten.“
„Ja, sie ertappte mich, als ich Tante Portias Schlafzimmer demolierte. Sie war sich nicht sicher, ob sie mir helfen oder mich verraten sollte. Zweifellos überlegte sie, was ihr die meisten Vorteile einbringen würde.“ Howard schnaufte spöttisch. „Wie ich bereits angedeutet habe, ich teile nicht gern. Außerdem kam mir Kimberlys unnatürlicher Tod sehr gelegen. Alle Beweise würden Helena belasten. Und das musste den Verdacht gegen sie untermauern, wenn Adams Leiche auftauchen würde.“ Missbilligend schüttelte er den Kopf. „Dann lag die Tatwaffe plötzlich auf dem Schreibtisch. Ihr Werk, nehme ich an, Mannion. Deshalb sah ich mich gezwungen, meine Taktik zu ändern. Warum sollte Helena die Tatwaffe ins Haus bringen, statt sie in Kimberlys Kehle stecken zu lassen? Sehr unwahrscheinlich, trotz ihrer geistigen Umnachtung ... Schließlich hatte ich eine bessere Idee. Adam wird wegen des Mordes an Kimberly gehängt. Und du, liebes Cousinchen, nimmst dir vor lauter Gram das
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