Die Schoene im Schnee
braucht – kommst du dann mit?“
Am Ende hatte Brant eingewilligt, auch wenn es die schwerste Entscheidung in seinem jungen Leben gewesen war. Viel schwerer als das Militärtraining oder sein erster Kampfeinsatz.
Die ersten beiden Monate auf der Winder-Ranch hatte er Schuldgefühle gehabt, war aber zuversichtlich gewesen, Weihnachten wieder bei seinem Vater zu sein. Guff hatte Wort gehalten und seinem Dad eine Entziehungskur bezahlt. Außerdem hatte er J. D. klargemacht, dass er sechs Monate am Stück nüchtern sein musste, bevor sie ihm seinen Sohn wieder anvertrauten.
J. D. hatte gerade mal einen Monat durchgehalten. Dann hatte er sich eine Flasche Jack Daniels gekauft und sie fast ausgetrunken. Anschließend war er zu seinem gefährlichsten Bullen ins Viehgehege geklettert, der ihn zermalmt hatte.
„Das tut mir leid.“
Er riss sich von seinen Erinnerungen los und stellte fest, dass Mimi ihn mit ihren grünen Augen voll Mitgefühl ansah. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass sie noch immer vom Tod seines Bruders sprach, der alles verändert hatte.
„Danke. Um Ihre Frage zu beantworten: Ich bin der Letzte in meiner Familie. Und da ich höchstens drei bis fünf Wochen im Jahr hier bin, wäre es ziemlich blödsinnig, das Haus zu behalten.“
Sie schien anderer Meinung zu sein, was er seltsam fand.
Nach einer Weile zuckte sie mit den Schultern. „Es sollte nicht schwer zu verkaufen sein. Nicht, wenn Sie das Gerümpel ausmisten und einige Zimmer neu streichen.“
„Zu viel Arbeit will ich nicht investieren“, sagte er und aß den Rest seiner Pfirsiche. „Die Einzigen, die sich heutzutage ein so großes Grundstück leisten können, sind Hollywoodstars, die das Haus wahrscheinlich abreißen und ein neues bauen. Das ist mit mehreren Häusern in der Gegend passiert.“
Wie erwartet ignorierte sie die Hollywoodanspielung. Was hätte sie auch sagen sollen, ohne ihre wahre Identität zu lüften?
„Das weiß man nie so genau. Das Haus hat genau den rustikalen Charme, den manche Menschen suchen. Mit etwas Anstrengung können Sie die alte Bude wieder vorzeigbar herrichten. Eine kleine Investition könnte dabei helfen, einen anständigen Preis für das Haus und das Grundstück herauszuschlagen.“
Brant starrte sie an. „Ich dachte, Sie arbeiten für eine Wohltätigkeitsorganisation. Einen kurzen Moment lang haben Sie sich wie eine Immobilienmaklerin angehört.“
Sie errötete. „Nein, ich sehe nur zu viele Werbesendungen im Fernsehen. Sie wissen schon … Wie man mit Immobilien ein Vermögen machen kann.“
„Ist das ein Traum von Ihnen?“, hakte er nach und versuchte, dabei möglichst beiläufig zu klingen. „Ein Vermögen zu verdienen?“
„Natürlich.“ Sie lächelte verhalten. „Wer hätte nicht gern ein Vermögen?“
Ihre Worte klangen zwar scherzhaft, doch er hatte das Gefühl, dass ein Hauch von Verbitterung darin mitschwang. Vielleicht bestand das Leben eines Society-Girls doch nicht nur aus Partys und Privatflugzeugen.
„Wie dem auch sei … im Moment brauche ich kein Vermögen“, sagte sie. Brant wusste, dass das weit untertrieben war. „Nur eine Unterkunft für ein paar Tage. Und etwas zu tun, solange ich hier bin. Ich bin sehr dankbar, dass Sie mir beides geben.“
Oh ja. Wenn all das hier vorbei war, hatte er ganz schön was zu erzählen.
Schon am nächsten Tag war Mimi der Meinung, dass es auf lange Sicht vielleicht einfacher wäre, sich nackt auszuziehen und vor den Paparazzi einen Stepptanz aufzuführen, anstatt die Aufgabe zu bewältigen, die sie sich selbst gesetzt hatte.
Sie hustete, als sie die altmodische Baumwollgardine im Gästeschlafzimmer abnahm und ihr dabei eine Staubwolke entgegenkam.
Simone nieste und schüttelte den Kopf. Das ehemals blütenweiße Schoßhündchen hatte nun die Farbe einer vergilbten alten Zeitung.
„Du brauchst ein ordentliches Bad“, sagte Mimi. „Und ich auch.“
Sie knüllte die schmuddelige Gardine zu einem Bündel zusammen und wollte sie gerade hinunter in den Abstellraum neben der Küche bringen, als sie hörte, wie die Eingangstür geöffnet wurde.
„Hey, Brant?“, rief eine weibliche Stimme. „Weißt du, dass ein Mercedes in deinem Fluss liegt?“
Verdammt. Mimi schlang die Arme noch fester um die Vorhänge. Sie hatte ihr Bestes getan, um sich vor der Außenwelt zu verstecken. Aber dass Brant irgendwann mal Besuch bekam, war wohl unvermeidlich.
Ihr Herz klopfte, als sie sich gegen die Wand drückte, sodass sie vom
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