Die Schoene im Schnee
mein Haus putzen?“
Sie legte das Handtuch zurück und lehnte sich an die oberste Stufe der Leiter, um ihn anzusehen. „Klar, warum denn nicht?“
„Mir fallen da ein paar sehr triftige Gründe ein.“
Sie musterte ihn kurz, konnte jedoch nichts aus seiner Miene herauslesen. „Die Wahrheit ist, dass ich für ein paar Tage eine Unterkunft brauche.“
„Warum?“
„Das ist eine lange und langweilige Geschichte.“
„Aus irgendeinem Grund bezweifle ich das.“
„Vertrauen Sie mir“, drängte sie. „Ich brauche wirklich eine Unterkunft, Major Western. Und ich verspreche Ihnen, dass Sie mit meiner Arbeit so zufrieden sein werden, dass Sie das Haus am Ende vielleicht gar nicht mehr verkaufen wollen.“
Brant seufzte. „Ein paar Tage. Na schön. Warum eigentlich nicht? Solange Sie hier keine größeren Änderungen vornehmen. Wischen Sie einfach nur ein bisschen durch und bringen Sie die Zimmer etwas auf Vordermann. Mehr nicht.“
„Sie werden es nicht bereuen. Versprochen.“
Er schüttelte den Kopf und holte eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Sein offener, ehrlicher Gesichtsausdruck verriet, dass er es schon jetzt bereute.
Sie ignorierte den leichten Stich unter ihrem Herzen und redete sich ein, dass ihr das egal war.
Ob er wollte, dass sie blieb, oder nicht – Major Western Brant war zu anständig, um sie jetzt noch vor die Tür zu setzen. Schließlich hatte er bereits sein Versprechen gegeben.
3. KAPITEL
Was treibt sie für ein Spiel?
Das war eine Frage, die Brant beschäftigte. Er wurde aus Mimi Van Hoyt nicht schlau.
Selbst jetzt, als sie einige Stunden nach ihrer sonderbaren Unterhaltung am abgewetzten Küchentisch saßen und ein improvisiertes Abendessen aus Eintopf und Pfirsichen zu sich nahmen, verstand er nicht, was in ihr vorging, und was sie wirklich wollte.
Diese Frau konnte doch morgens nicht ihre Zeitung hereinholen, ohne dass ein Pulk von Fotografen jeden ihrer Schritte dokumentierte. Entweder hielt sie ihn für blind oder für dumm, dass sie glaubte, er würde nicht wissen, wer sie war.
Doch derselbe Liebling der Presse, der sonst nie ohne Designerklamotten vor die Tür trat, hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht, jeden Winkel und jede Ritze seiner Küche zu säubern – und das hatte sie auch noch gut gemacht.
„Möchten Sie noch etwas von dem Eintopf?“, fragte sie, als sei sie die Gastgeberin einer schicken Dinnerparty.
„Ich habe genug, danke.“
Obwohl sie exklusivere Mahlzeiten gewohnt sein musste, hatte sie bei ihrem eigenen Teller ganze Arbeit geleistet. Hausarbeit machte offenbar hungrig.
„Gehört Ihnen die Ranch schon lange?“, unterbrach sie das angenehme Schweigen zwischen ihnen. „Entschuldigen Sie, ich kann mir den Namen nicht merken.“
„Western Sky. Ja, sie ist seit Generationen in Familienbesitz. Mein Ururgroßvater kaufte das Land und baute das Haus am Ende des 19. Jahrhunderts.“
„Dann sind Sie hier also aufgewachsen?“
Er dachte an seine schlimme Kindheit zurück. An den Schmerz und all die Unsicherheit. Und an die Winders, die ihn gerettet und ihm ein richtiges Zuhause gegeben hatten. Es wäre jedoch zu kompliziert gewesen, das Ganze zu erklären. „Die meiste Zeit“, gab er zurück und hoffte, dass sie es dabei beließ.
„Wie können Sie ein Haus verkaufen, das Ihrer Familie seit Generationen gehört?“
Er zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht, ob ich es verkaufen will .“
„Dann tun Sie es nicht. Das Haus ist vielleicht schon ein bisschen heruntergekommen, aber es stürzt noch nicht über Ihnen zusammen.“
„Jedenfalls noch nicht.“
„In ein paar Jahren gehen Sie in Pension. Dann brauchen Sie eine Wohnung oder ein Haus.“
Ja, das hatte er immer vorgehabt. Doch nachdem er im Einsatz schon mehrmals knapp dem Tode entronnen war, hatte er allmählich eingesehen, dass er vielleicht nicht lange genug leben würde, um sich zur Ruhe zu setzen. Er hatte wirklich keine Todessehnsucht, aber er war Realist.
„Gibt es denn keine Verwandten, die etwas mit der Ranch anfangen könnten, um sie im Familienbesitz zu halten?“
„Nein, nur mich. Ich … hatte einen jüngeren Bruder. Er starb jedoch, als wir noch Kinder waren.“
Kaum hörte er seine eigenen Worte, wollte er sie auch schon wieder zurücknehmen. Er sprach nie über Curtis oder seinen Tod. Niemals.
„Das tut mir leid“, murmelte sie. Ihre moosgrünen Augen strahlten ein Mitgefühl aus, das er nicht sehen wollte. „Was ist passiert?“
„Er ertrank
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