Die Schoene im Schnee
Eine ausgezeichnete Kombination.
Er würde ein wundervoller Onkel für ihr Baby sein – sofern Jemma zuließ, dass er Mimi besuchte. Andererseits war er fast achtzehn, und seine Mutter hatte in dieser Hinsicht wohl nicht mehr viel mitzureden.
„Sie sagten, die Frau vor Gwen. Gwen war also Ihre Stiefmutter? Warum haben Sie das nie gesagt?“ Die Neuigkeit schien ihn zu verwirren.
„Gwen hat ihre kurze Ehe als Riesenfehler betrachtet. Sie war auch die einzige Frau meines Vaters, die ihn verlassen hat. Die anderen hat er alle abserviert.“
„Wie nett.“
„Wenn Jack mein Lieblingsbruder ist, dann ist Gwen meine Lieblingsstiefmutter.“
„Wie viele haben Sie denn?“
Darüber musste sie erst nachdenken. „Vier Exfrauen, sowie die aktuelle, die zumindest ausdauernd ist. Marta ist nun schon seit rekordverdächtigen acht Jahren mit Werner verheiratet.“
„Was ist mit Ihrer Mutter?“
„Sie starb, als ich drei Jahre alt war. Ich kann mich kaum noch an sie erinnern. Ich bilde mir gern ein, dass sie die Liebe seines Lebens war und er all die anderen Frauen nur geheiratet hat, um sein gebrochenes Herz zu kitten. Andererseits bilde ich mir auch gern ein, dass Erdbeerkäsekuchen kein Dickmacher ist.“
Sie schwieg. Die einzigen Geräusche im Zimmer waren Simones schniefendes Atmen und das leise Knacken des Feuers im Ofen. „Keine von ihnen war so schrecklich wie die böse Stiefmutter aus dem Märchen. Meistens haben sie mich jedoch bloß toleriert. Gwen war die Beste von allen. Sie hat mir nie das Gefühl gegeben, im Weg zu sein.“
„Im Gegensatz zu Ihrem Vater.“
Sie wich dem Blick seiner aufmerksamen blauen Augen aus. „Was wissen Sie über Werner Van Hoyt?“, fragte sie.
„Nicht sehr viel. Nur, dass er ein brillanter Immobilieninvestor ist. Und der Strippenzieher hinter den einflussreichsten Leuten in Hollywood.“
„Außerdem ist er sehr ruppig und anmaßend. Und er behandelt alle Menschen mit derselben Gleichgültigkeit, wie austauschbare Manschettenknöpfe, angefangen bei seiner jetzigen Frau, über seine vielen Kinder bis hin zum Poolreiniger.“
„Also kompensieren Sie das, indem Sie von einem Skandal zum anderen springen, in der Hoffnung, ihn ordentlich zu provozieren, bis er merkt, dass einer seiner Manschettenknöpfe nicht so ganz passt.“
Plötzlich hatte Mimi das dringende Bedürfnis, die Decke bis weit über ihren Kopf zu ziehen, um ihre Psyche vor seinem unnachgiebigen Blick zu beschützen. „Sie sind ja ein ganz Schlauer“, sagte sie. „Ich habe drei Jahre auf der Couch eines Therapeuten verbracht, bis mir das klar wurde.“
„Ich kenne Sie erst ein paar Tage“, sagte er, „aber ich glaube, dass Sie klüger sind, als Sie der Welt zeigen wollen.“
Sie blinzelte ihn unter ihren Wimpern misstrauisch an und fragte sich, ob das sarkastisch gemeint war. „Das gilt nur für manche Dinge“, murmelte sie. „Nicht so sehr für Beziehungen. In dieser Hinsicht bin ich ziemlich dumm.“
Er lehnte sich zurück. „Gehört der Vater Ihres Kleinen in diese Kategorie?“
„Der Vater des Kindes wird keine Rolle in seinem Leben spielen. Er ist … nicht verfügbar.“
„Verheiratet?“
„Noch nicht. Aber bald. Und das macht es auch nicht besser.“
Sie strich mit dem Finger über das ausgefranste Ende der Decke und wich seinem beharrlichen Blick aus. „Als ich ihm erzählte, dass ich schwanger bin, ist er ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass ich das kleine Problem, wie er sich ausgedrückt hat, umgehend beseitigen würde. Aus Angst, seine großen Pläne von einem glücklichen Leben an der Seite einer anderen Frau zu gefährden. Er war überhaupt nicht glücklich, als ich ihm erzählt habe, dass ich das Baby behalten will.“
„Dann ist er der dümmste Mistkerl überhaupt.“
Sie lachte kurz, doch dann merkte sie, dass es Brant völlig ernst war. Ein warmes und angenehmes Gefühl durchströmte sie. „Genau. Das ist er wirklich. Und wissen Sie was? Er spielt überhaupt keine Rolle.“
Und auf einmal wurde ihr bewusst, dass das stimmte. Während ihrer panischen Angst um das Kind waren Marcos harsche Worte und ihre Wut auf ihn irgendwie völlig bedeutungslos geworden. Sie hatte jetzt andere Prioritäten gesetzt. Die Gesundheit ihres Kindes war das Einzige, was noch zählte. „Ich will dieses Baby. Und ich werde eine verdammt gute Mutter sein.“
Er lächelte. „Daran zweifle ich keine Sekunde.“
Seine Worte waren wie Frühlingsregen in einer verdorrten
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