Die Schoene im Schnee
Dalton.
„Nun, ich stehe jedenfalls ganz in Ihrer Schuld.“ Noch wusste sie nicht, wie sie den beiden dafür danken würde. Vielleicht mit einer großzügigen Spende an ihre Klinik. Brant hatte ihr erzählt, dass sie Patienten ohne Krankenversicherung zweimal im Monat kostenlos oder zu einem ermäßigten Preis behandelten.
„Vielen Dank“, wiederholte sie, auch wenn ihr die Worte unzureichend erschienen.
„Wenn ihr beide Zeit habt, zum Abendessen zu bleiben, würde ich etwas Lasagne aus der Gefriertruhe holen“, sagte Brant.
„Wir können leider nicht“, sagte Maggie bedauernd. „Die Kinder waren den ganzen Nachmittag zum Spielen bei Caroline und Wade. Wir müssen sie abholen. Trotzdem danke für die Einladung.“
„Ich habe euch zu danken, dass ihr vorbeigekommen seid. Ich schulde euch etwas.“
„Erinnere dich an das, was ich dir vorhin gesagt habe“, flüsterte Maggie, was Mimis Neugier erregte. „Sei kein Idiot.“
Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Mehr als sonst, willst du damit sagen? Ich bin sehr dankbar für deinen Rat.“
Sie umarmte ihn fest und küsste ihn auf die Wange. „Wenn wir uns vor deiner Abreise nicht wiedersehen, dann pass da drüben gut auf dich auf, Major.“
„Ich tu mein Bestes“, gab er zurück. Dann schüttelte er Dr. Dalton die Hand, bevor er beide zur Tür brachte.
Mimi wurde bewusst, dass Brant von jedem geliebt wurde. Er hatte etwas so Beruhigendes an sich. Ihn umgab eine Aura von Kompetenz und Integrität. Am liebsten hätte sie sich einfach nur an ihn gekuschelt und ihm die Lösung all ihrer Probleme übertragen. Ging es anderen Menschen wohl genauso?
„Was hat Maggie gerade gemeint, als sie so ernst mir dir gesprochen hat?“, fragte sie, als Brant zurück ins Wohnzimmer kam.
Seine Kiefernmuskeln spannten sich an. „Sie glaubt, dass ich wegen der Sache mit meinen Männern nervlich am Ende bin.“
„Bist du das?“
„Mir geht’s gut“, sagte er schnell. „Ich wärme jetzt die Lasagne auf. Im Kühlschrank liegen auch noch ein paar Frühlingsrollen.“
Sein verschlossener Blick gefiel ihr genauso wenig wie die Tatsache, dass er ihr auswich. Wenn er sich jedoch lieber Maggie Dalton anvertraute, musste sie das wohl akzeptieren.
Das Abendessen wurde zu einer etwas unangenehmen Angelegenheit, was Mimi überhaupt nicht erwartet hätte, nachdem sie in den letzten beiden Tagen so freundschaftlich miteinander umgegangen waren.
Brant schwieg die meiste Zeit und aß dabei mit einer Zielstrebigkeit, die wahrscheinlich charakteristisch für einen Soldaten war, der nicht wusste, wann er seine nächste Mahlzeit bekam.
Nach dem Essen spielte sie eine Weile mit Simone.
Die Hündin schien die Spannung zwischen ihnen bemerkt zu haben. Unruhig schnüffelte sie in den Ecken herum, wollte drei- bis viermal rausgelassen werden, bis Brant sie schließlich aufhob, sich mit ihr ans Fenster stellte, sie streichelte und in die Nacht hinaussah.
„Möchtest du einen Film gucken?“, fragte Mimi. „Du könntest mir auch die Chance geben, mein Zahnstochervermögen zurückzugewinnen.“
Er schüttelte den Kopf und starrte weiter aus dem Fenster. Als er sich endlich umdrehte, wirkten seine Gesichtszüge angespannt, und sein Mund war nur noch ein dünner und harter Strich.
Erst dachte sie, er sei böse. Doch als sie in seine Augen blickte, stockte ihr der Atem, angesichts der Verzweiflung, die ihr darin begegnete.
„Ich habe erzählt, dass drei Männer von mir bei einer verpfuschten Mission getötet wurden.“
„Ja.“
„Aber ich habe dir verschwiegen, dass ich schuld an ihrem Tod bin.“
„Oh, Brant, ich bin mir sicher, dass das nicht stimmt. Du hast nur deinen Job gemacht.“
„Ja, schon. Aber ich habe sie dazu gebracht, in dieses Dorf zu gehen. Ich habe sie dorthin abkommandiert. Ich hätte spüren sollen, dass wir uns damit in einen Hinterhalt begeben haben.“
Sie wusste nicht, was sie ihm darauf entgegnen, wie sie ihn trösten sollte. Was wusste sie denn schon von Soldaten und ihren Dämonen?
„Maggie hat mir gesagt, dass ich über das Erlebte sprechen soll, um es zu verarbeiten. Am liebsten würde ich alles vergessen, aber … irgendwie erscheint es mir wichtig, dass du davon weißt.“
Mimi hielt bei seinen Worten den Atem an. Weshalb sie? Die flatterhafte Mimi Van Hoyt, die von einem Skandal und von einer Krise zur nächsten sprang. Inwiefern konnte sie ihm eine Hilfe sein?
„Ich schlafe seit diesem Hinterhalt sehr schlecht. Es war
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