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Die schöne Kunst des Mordens

Titel: Die schöne Kunst des Mordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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ist?«
    »Sieh genau hin«, sagte Chutsky. »Schau dir die alten Autos an. Kuba pur. Siehst du das kleine Golfding hier mit dem welligen Dach? Das ist ein Coco Loco, die findet man nur dort, nicht in Fort Lauderdale. Und die Vegetation. Das Zeug links? Das wächst nicht vorm Breakers. Definitiv nur in Havanna.« Er ließ den Skizzenblock fallen und lehnte sich zurück. »Deshalb würde ich eigentlich meinen, dass dein Problem gelöst ist, Kumpel.«
    »Wieso?«, fragte ich, gleichermaßen gereizt von seinem Verhalten wie von der Sinnlosigkeit seiner Aussage.
    Chutsky lächelte. »Für einen Amerikaner ist es verdammt schwierig, dorthin zu kommen. Ich glaube nicht, dass er das durchziehen kann.«
    Der Groschen fiel durch den Schlitz, und ein kleines Licht erhellte Dexters Verstand. »Er ist Kanadier«, sagte ich.
    »Na schön«, erwiderte er eigensinnig. »Kann er also
doch
hin.« Er zuckte die Achseln. »Aber, he – weißt du nicht, wie streng da alles gehandhabt wird? Ich meine – es besteht nicht die geringste Möglichkeit, dass er mit so was durchkommt …« Er schlug mit dem Handrücken auf das Skizzenbuch. »Nicht auf Kuba. Die Polizei würde über ihn herfallen wie …« Chutsky runzelte die Stirn und hob gedankenverloren den schimmernden Silberhaken in Richtung Stirn. Er korrigierte sich, ehe er sich den Haken ins Auge rammen konnte. »Es sei denn …«
    »Was?«
    Er schüttelte leicht den Kopf. »Der Typ ist ziemlich gerissen, oder?«
    »Na ja«, erwiderte ich mürrisch. »Zumindest hält
er
sich dafür.«
    »Dann wird er wissen … Was vielleicht heißen könnte …«, murmelte Chutsky, wobei er tunlichst vermied, einen seiner Sätze mit etwas Substantivähnlichem auszuschmücken. Er kramte sein Handy heraus, eins von diesen großen mit entsprechendem Display. Er klemmte es mit dem Haken auf dem Tisch fest und begann geschwind mit dem Finger auf die Tastatur einzutippen, während er murmelte: »Verdammt … okay … aha« sowie ähnlich kluge Bemerkungen. Ich konnte das Google-Logo auf dem Bildschirm erkennen, doch alles Übrige war von meiner Seite des Tisches nicht zu entziffern. »Bingo«, sagte er schließlich.
    »Was?«
    Er lächelte, augenscheinlich äußerst zufrieden mit sich. »Dort unten finden doch ständig irgendwelche Festivals statt«, erklärte er. »Um zu beweisen, wie kultiviert und frei sie sind.« Er schob mir das Handy über den Tisch hinweg zu. »Das hier zum Beispiel.«
    Ich zog das Handy heran und musterte das Display. »Festival Internacional de Artes Multimédia«, las ich vor, während ich abwärts scrollte.
    »Es beginnt in drei Tagen«, sagte Chutsky, »und was immer der Typ vorhat – mit Projektoren und Videoclips oder so –, die Polizisten haben Befehl, ihn in Ruhe gewähren zu lassen. Wegen des Festivals.«
    »Außerdem wird die Presse dort sein«, überlegte ich. »Aus aller Welt. Perfekt.« Und das war es – es verschaffte Weiss eine Freikarte für sein grauenhaftes Projekt und garantierte ihm die Aufmerksamkeit, nach der er so verzweifelt gierte, alles in einem einzigen, in Geschenkpapier gehüllten Urlaubsarrangement. Was meine Lage ziemlich schlecht aussehen ließ. Zumal er wusste, dass ich nicht nach Kuba konnte, um ihn aufzuhalten.
    »In Ordnung«, sagte Chutsky. »Scheint doch Sinn zu ergeben. Aber warum bist du so sicher, dass er dort hinfahren wird?«
    Unglücklicherweise eine berechtigte Frage. Ich dachte darüber nach. Erstens, war ich wirklich sicher? Beiläufig, weil ich Chutsky auf keinen Fall stutzig machen wollte, übermittelte ich ein vorsichtiges, stilles Fragezeichen an den Dunklen Passagier.
    Sind wir ganz sicher?,
fragte ich.
    Und ob,
erwiderte er mit einem scharfzahnigen Feixen.
Absolut sicher.
    Also gut. Das war geklärt. Weiss würde nach Kuba reisen, um Dexter bloßzustellen. Doch brauchte ich etwas ein wenig Überzeugenderes als stille Gewissheit; welchen Beweis besaß ich tatsächlich, abgesehen von den Zeichnungen, die vor Gericht vermutlich keinen Bestand hatten? Gewiss, einige davon waren äußerst interessant – das Bild der Frau mit den sechs Brüsten zum Beispiel gehörte zu den Dingen, die einem wirklich in Erinnerung bleiben.
    Ich dachte an das Bild, und diesmal konnte man das Scheppern fast hören, als ein sehr, sehr massiver Groschen fiel.
    In der Bindung neben der betreffenden Seite hatte ein Blatt Papier gesteckt.
    Mit einer Liste aller Flüge von Havanna nach Mexiko.
    Ganz genau das, was man vermutlich wissen wollte,

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