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Die schöne Kunst des Mordens

Titel: Die schöne Kunst des Mordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Dinge zu.« Es folgten einige Nahaufnahmen der Leichen und ihrer Plastikmaskengesichter. »Und der Mensch stellte sich immer wieder dieselbe Frage: Warum bin ich hier? Dabei lautete in der ganzen Zeit die Antwort stets gleich …« Eine Nahaufnahme von einem der Gesichter aus der Menge in Fairchild Gardens, verblüfft, verwirrt, unsicher, überlagert von Weiss’ Stimme, die trottelig sagte: »Keine Ahnung …«
    Die Schnitttechnik war unbeholfen, ganz anders als bei den früheren Spots, doch ich versuchte, nicht zu kritisch zu sein – schließlich lagen die Talente von Weiss auf einem anderen Gebiet, außerdem hatte er bereits zwei Partner verloren, die sich aufs Schneiden verstanden.
    »Und so wandte sich der Mensch der Kunst zu«, fuhr Weiss mit atemlosem, gekünsteltem Pathos fort, gleichzeitig erschien das Bild einer Statue ohne Arme und Beine. »Und die Kunst gab uns eine viel bessere Antwort …« Nahaufnahme von dem Jogger, der die Leiche in South Beach findet, gefolgt von Weiss’ berühmtem Schrei.
    »Doch konventionelle Kunst hat ihre Grenzen. Denn die Nutzung traditioneller Methoden wie Farbe und Stein schafft eine Barriere zwischen dem künstlerischen Ereignis und der
Erfahrung
von Kunst. Und als Künstler haben wir das Anliegen, diese Barrieren einzureißen …« Bild der Berliner Mauer, die unter dem Jubel der Menge fällt.
    »So begannen Chris Burden und David Nebreda zu experimentieren und machten sich selbst zur Kunst – eine Barriere weniger! Aber das reicht nicht, denn für das durchschnittliche Publikum« – erneut ein dümmliches Gesicht aus der Menge – »besteht kein Unterschied zwischen einem Lehmklumpen und einem verrückten Künstler; die Barriere besteht nach wie vor! Wie bedauerlich!«
    Dann erschien Weiss’ Gesicht auf dem Bildschirm; die Kamera wackelte ein wenig, als hielte er sie in der Hand, während er sprach. »Wir müssen unmittelbar werden. Und wir brauchen bessere Antworten auf die gewichtigen Fragen. Fragen wie: ›Was ist Wahrheit? Wo liegt die Schwelle menschlicher Agonie?‹ Doch die wichtigste lautet« – und jetzt zeigte der Monitor jene grauenvolle Schleife: Dexter drängt Doncevic in die weiße Porzellanwanne –, »was würde Dexter tun, wenn er Teil des Kunstwerks wäre, statt der Künstler zu sein?«
    An dieser Stelle ertönte erneut ein Schrei – er war gedämpft, klang jedoch quälend vertraut; nicht Weiss, doch ich hatte ihn schon einmal gehört, obgleich ich ihn nicht zuordnen konnte, und wieder tauchte Weiss auf dem Bildschirm auf, leise lächelnd und mit einem Blick über die Schulter. »Zumindest die letzte können wir beantworten, nicht wahr?«, fragte er, drehte die Kamera fort von seinem Gesicht und richtete sie auf einen zuckenden Haufen im Hintergrund. Der Haufen wurde scharf, und ich erkannte, warum mir der Schrei so bekannt vorgekommen war.
    Es war Rita.
    Sie lag auf der Seite, die Hände hinter den Rücken und die Beine an den Knöcheln aneinandergefesselt. Sie wand sich heftig und produzierte ein weiteres lautes und ersticktes Geräusch, diesmal eins der Wut.
    Weiss lachte. »Das Publikum ist die Kunst«, verkündete er. »Und du wirst mein Meisterwerk, Dexter.« Er lächelte, und obgleich es sich keineswegs um ein künstliches Lächeln handelte, war es nicht besonders schön. »Es wird eine absolute … Art Stravaganza«, setzte er hinzu. Und dann wurde der Bildschirm schwarz.
    Er hatte Rita – und mir war vollkommen klar, dass ich eigentlich aufspringen, meine Eichhörnchenflinte packen und mit Kriegsgebrüll in die Schlacht stürzen sollte, doch mich überkam eine seltsame Gelassenheit, und so saß ich einfach einen langen Moment da und rätselte, was er ihr antun würde, ehe mir schließlich bewusst wurde, dass ich so oder so unbedingt etwas unternehmen musste. Deshalb begann ich tief zu atmen, um mich aus dem Stuhl und durch die Tür zu katapultieren.
    Doch mir blieb nur Zeit für einen kurzen Atemzug, kaum ausreichend, um einen Fuß auf die Erde zu setzen, ehe eine Stimme dicht hinter mir erklang.
    »Das ist Ihre Frau, oder?«, fragte Detective Coulter.
    Nachdem ich mich von der Decke geschält hatte, drehte ich mich um und starrte ihn an. Er stand direkt an der Tür, ein gutes Stück entfernt, doch nahe genug, um alles sehen und hören zu können. Es gab keine Möglichkeit, seiner Frage auszuweichen.
    »Ja«, erwiderte ich. »Das ist Rita.«
    Er nickte. »Der Typ an der Badewanne sah aus wie Sie.«
    »Das, ich …«,

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