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Die schöne Kunst des Mordens

Titel: Die schöne Kunst des Mordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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eine?«, wiederholte ich. »Du meinst, wie diese drei Arrangements von heute Morgen?«
    »Ganz genau das will ich damit sagen«, bestätigte sie und legte auf.
    »Har-har-har«, sagte ich und steckte mein Telefon ein.
    Cody und Astor musterten mich voll identischer Enttäuschung. »Das war Sergeant Debbie, oder?«, fragte Astor. »Sie will, dass du zur Arbeit kommst.«
    »So ist es«, gestand ich.
    »Mom wird echt sauer sein«, verkündete sie, und mir ging auf, dass sie wahrscheinlich recht hatte – ich konnte noch immer Ritas wilde Kochgeräusche aus der Küche vernehmen, durchbrochen von gelegentlichen »Verdammt«.
    Ich war wohl kaum Experte in Bezug auf menschliche Erwartungen, aber dennoch ziemlich sicher, dass es sie aufregen würde, wenn ich verschwand, ohne dieses außergewöhnliche und unter Schmerzen bereitete Mahl auch nur zu kosten.
    »Jetzt sitze ich wahrhaftig auf dem Kackwagen«, bemerkte ich und ging hinein, während ich mich fragte, was ich sagen sollte, und darauf hoffte, dass mich ein Geistesblitz traf, ehe Rita es tat.

6
    E he ich dort eintraf und das gelbe Absperrband, die in der Dämmerung blitzenden Blaulichter der Streifenwagen und die wachsende Menge von Gaffern sah, die auf einen unvergesslichen Anblick hoffte, schien mir mein Ziel so absolut unwahrscheinlich, dass ich lange nicht sicher war, überhaupt zur richtigen Stelle unterwegs zu sein. Im Joe’s Stone Crab ging es zwar immer munter zu, aber nicht im Juli. Das Restaurant würde erst im Oktober wieder öffnen, eine lange Wartezeit, selbst für Joe’s.
    Doch heute Abend war es nicht die übliche Meute, und sie war nicht der Steinkrabben wegen hier. Heute Abend stand ihnen der Sinn nach etwas anderem, nach etwas, was Joe vermutlich lieber von der Karte nehmen würde.
    Ich parkte und folgte der Spur der Streifenbeamten zur Rückseite, wo das Hauptgericht des Abends an die Wand neben dem Lieferanteneingang gelehnt saß. Ich hörte meinen inneren Freund bereits kichern, ehe ich Einzelheiten ausmachen konnte, doch als ich nahe genug war, enthüllten die von der Spurensicherung aufgestellten Scheinwerfer einiges, das zumindest ein anerkennendes Lächeln wert war.
    Die Füße steckten in diesen schwarzen, aus Glacéleder gefertigten Schuhen, gewöhnlich italienischer Herkunft, die man normalerweise ausschließlich zum Zweck des Tanzens anlegt. Dazu trug er sehr hübsche Freizeitshorts in geschmackvollem Preiselbeerrot und ein blaues Seidenhemd mit aufgedrucktem Palmblattmuster in Silber. Das Hemd war aufgeknöpft, damit man sehen konnte, dass der Brustkorb des Mannes entfernt und die Höhle von all dem natürlichen und schauderhaften Zeug befreit worden war, das dort hineingehörte. Stattdessen hatte ihn jemand mit Eis, Bierflaschen und etwas aufgefüllt, was wie ein Garnelenring aus dem Supermarkt aussah. Die rechte Faust umklammerte eine Handvoll Monopolygeld, und auch hier verbarg eine aufgeklebte Plastikmaske das Gesicht.
    Vince Masuoka kauerte auf der anderen Seite des Durchgangs und stäubte mit gleichmäßigen Bewegungen die Wand ein. Ich trat zu ihm.
    »Werden wir heute Nacht Glück haben?«, erkundigte ich mich.
    Er schnaubte. »Falls man uns gestattet, uns ein paar Flaschen Bier zu nehmen. Die sind schön kalt.«
    »Woher weißt du das?«
    Er wies mit einem Kopfrucken auf die Leiche. »Das ist eine neue Sorte, das Etikett färbt sich blau, wenn es kalt ist.« Er wischte sich mit dem Arm über die Stirn. »Hier hat’s mindestens dreißig Grad. Ein Bier wäre jetzt großartig.«
    »Stimmt«, sagte ich, während ich die unwahrscheinlichen Schuhe der Leiche musterte. »Und dann könnten wir tanzen gehen.«
    »Hey«, sagte er. »Hast du Lust? Wann sind wir fertig?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Wo steckt Deborah?«
    Er nickte nach links. »Dort drüben. Spricht gerade mit der Frau, die die Leiche gefunden hat.«
    Ich ging hinüber zu Debs. Sie befragte eine hysterische Latina, die gleichzeitig in die vors Gesicht geschlagenen Hände schluchzte und den Kopf schüttelte, was mir als recht schwieriges Unterfangen erschien, in etwa so kompliziert, wie sich simultan den Bauch zu reiben und auf den Kopf zu klopfen. Doch es gelang ihr recht gut, obgleich die wunderbare Koordinationsfähigkeit der Frau Deborah aus unerfindlichen Gründen nicht zu beeindrucken schien.
    »Arabelle«, sagte Deborah. »Arabelle, bitte, hören Sie mir zu.« Arabelle hörte nicht zu, und ich dachte, dass der Tonfall meiner Schwester, eine Mischung aus Verärgerung

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