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Die schöne Kunst des Mordens

Titel: Die schöne Kunst des Mordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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erfahren, was ich getan hatte. Nicht besonders schwierig, wenn man bedachte, dass ich bis vor kurzem stets alles vor ihr geheim gehalten hatte. Doch aus irgendeinem Grund fühlte ich mich deswegen nicht besser. Immerhin hatte ich es unter anderem auch für
sie
getan – das erste Mal, dass ich überhaupt aus einem edlen Impuls heraus gehandelt hatte, und der Ausgang war furchtbar. Als Dunkler Passagier war meine Schwester ein Totalausfall.
    Debs bewegte die Hand, nur ein Zucken, und ihre Augen öffneten sich blinzelnd. Ihre Lippen teilten sich ein wenig, und ich war sicher, dass sie mich einen Augenblick angesehen hatte. Ich beugte mich zu ihr hinunter, und sie musterte mich, und dann fielen ihre Lider wieder zu.
    Es ging ihr allmählich besser, und sie würde es schaffen, da war ich sicher. Es mochten eher Wochen als Tage vergehen, doch früher oder später würde sie aus diesem grauenhaften Stahlbett aufstehen und daran arbeiten, wieder zu ihrem alten Selbst zu werden. Und wenn es so weit war …
    … was würde sie dann mit mir machen?
    Ich wusste es nicht. Doch beschlich mich die dunkle Ahnung, dass es für keinen von uns besonders lustig werden würde; da wir beide, wie mir klargeworden war, nach wie vor in Harrys Schatten lebten und ich mit ziemlicher Sicherheit wusste, was Harry sagen würde.
    Harry würde sagen, dass es falsch war, weil es nicht seinem Entwurf von Dexters Leben entsprach, an den ich mich nur allzu gut erinnerte.
     
    Harry wirkte gewöhnlich sehr glücklich, wenn er nach der Arbeit zur Haustür hereinkam. Ich glaube selbstverständlich nicht, dass er jemals wahrhaft glücklich war, aber er
sah immer so aus,
und das war eine der ersten wichtigen Lektionen, die er mir erteilte:
Passe deine Miene der Situation an.
Es mag ein kleiner, offensichtlicher Punkt sein, doch für ein Ungeheuer in den Flegeljahren, das noch damit kämpft, so anders zu sein, war es eine unverzichtbare Lehre.
    Ich erinnere mich, wie ich eines Nachmittags in dem großen Feigenbaum im Vorgarten kauerte, weil es ehrlich gesagt das war, was die anderen Kinder in der Nachbarschaft taten, selbst nachdem sie das Alter, das man als optimal dafür ansehen könnte, hinter sich hatten. Diese Bäume mit ihren weit ausladenden Ästen waren großartige Sitzgelegenheiten, und sie dienten als Clubhäuser für alle, die jünger als achtzehn waren. So saß ich an jenem Nachmittag in meinem und hoffte, dass der Rest der Nachbarschaft mich irrtümlich für normal hielt. Ich war in einem Alter, in dem sich alles zu verändern begann, und mir fiel allmählich auf, dass ich mich auf sehr andere Weise veränderte. Zum Beispiel war ich im Gegensatz zu den anderen Jungs nicht von der Idee besessen, unter Bobbie Gelbers Rock zu spähen, wenn sie in den Baum kletterte. Und hinzu kam …
    Als der Dunkle Passagier begann, mir seine bösartigen Gedanken zuzuflüstern, wurde mir bewusst, dass es sich um eine Präsenz handelte, die immer schon dort gewesen war; sie hatte nur bis jetzt nicht zu mir gesprochen. Doch nun, während meine Altersgenossen damit begannen, Ausgaben des
Hustler
herumgehen zu lassen, schickte er mir Träume mit anderen Illustrationen, vielleicht aus
Vivisektion heute.
Und obgleich die Bilder, die er mir sandte, mich zunächst beunruhigten, schienen sie nach und nach immer natürlicher, unvermeidlicher, begehrenswerter und am Ende notwendig zu werden. Doch eine andere, ebenso laute Stimme versicherte mir, dass dies falsch sei, verrückt, äußerst gefährlich. Den größten Teil der Zeit stand es im Kampf der beiden Stimmen unentschieden, und ich tat nichts, als zu träumen, genau wie alle menschlichen Jungen meines Alters.
    Doch eines wunderbaren Abends schlossen sich die beiden flüsternden Armeen zusammen. Mir war aufgefallen, dass meine Mutter wegen des ununterbrochenen Gebells des Hunds der Gerbers, Buddy, nicht schlafen konnte. Und das war nicht gut. Mom starb an einer unbehandelbaren, rätselhaften Sache namens Lymphom, und sie brauchte ihren Schlaf. Mir ging auf, dass es eine gute Sache wäre, wenn ich Mom zu ihrem Schlaf verhelfen könnte, und beide Stimmen pflichteten mir bei – die eine natürlich ein wenig widerstrebend, doch die andere, dunkle, mit einem Eifer, der mich schwindeln machte.
    Und so war es Buddy, der lautstarke kleine Hund, der Dexter auf den Weg brachte. Selbstverständlich war ich unbeholfen und die ganze Angelegenheit eine weit größere Sauerei, als ich erwartet hatte, aber dennoch war es so guuut

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