Die schoene Luegnerin
behaupteten, es hätte Carrie, ihrer Schwester und ihren Brüdern nicht geschadet, wenn sie ab und zu eine Tracht Prügel bekommen hätten, aber so etwas war nie vorgekommen.
Nach einer halben Ewigkeit kam Josh aus dem Haus. Tem war dicht hinter ihm und lachte. Josh hingegen war blaß und sah miserabel aus. Carrie ahnte, daß Josh erst jetzt richtig bewußt geworden war, wie knapp Tem dem Tode entronnen war, und daß Tem die Ereignisse der letzten Nacht als ein großes Abenteuer betrachtete.
Sie hakte sich bei Josh unter und hielt ihn fest, als er zurückweichen wollte. »Ich erkläre den heutigen Tag zum Ruhetag. Heute denken wir nicht einmal an die Käfer auf den Maispflanzen, und es gibt nichts, was wir tun müssen. «
»Sie sehen aus, als wäre jeder Tag für Sie ein Ruhetag«, erwiderte Josh ironisch.
»Danke«, rief Carrie. »Ich glaube, das war das hübscheste Kompliment, das ich je bekommen habe. «
Das höhnische Lächeln wich von Joshs Gesicht. »Also gut, Sie haben gewonnen. Keine Käfer und kein Unkraut heute. « Er schaute Carrie an und fügte in neckendem Tonfall hinzu: »Und für Sie gibt es kein Geschirrspülen, kein Bodenschrubben und keine Wäsche. Dieses eine Mal können Sie tun und lassen, was Ihnen gefällt, und Sie können so faul sein, wie Sie wollen. «
Die Anspielung darauf, daß sie ein Leben ohne Pflichten und Verantwortung führte, behagte ihr ganz und gar nicht. »Ich glaube nicht, daß ich faul bin«, erwiderte sie verletzt, aber dann sah sie, daß er sie nur reizen wollte. Als sie die Hand erhob, um ihn gegen die Brust zu boxen, wich er ihr behende aus. Carrie lief ihm nach und versuchte, ihn zu fangen, aber sie hatte keinen Erfolg. Ein paar Minuten später jagten sich die beiden wie Kinder, und Tem beobachtete das Spiel mit einem breiten Lächeln, während Dallas laut lachte und vor Freude in die Hände klatschte. Choo-choo war so aufgeregt, daß er unaufhörlich kläffte.
Carrie versuchte Josh mit ihren Fäusten zu bearbeiten, aber er tänzelte um sie herum, und sie konnte ihn nicht erreichen. Als er hinter ihr stand, nahm er sie in die Arme, preßte ihren Rücken an seine Brust und hielt ihre Hände fest.
»Ich bin nicht faul«, protestierte sie und bemühte sich, seinem eisernen Griff zu entkommen.
»Du bist die faulste Person, der ich je begegnet bin«, behauptete Josh sanft, und ohne genau zu wissen, was er tat, knabberte er an ihrem Ohrläppchen und liebkoste mit den Lippen ihren Nacken.
Carrie vergaß augenblicklich, daß sie sich von ihm befreien wollte, und lehnte sich mit geschlossenen Augen an ihn.
Choo-choo beobachtete die Szene kritisch und machte sich Sorgen um sein Frauchen. Er stürmte herbei und biß Josh ins Bein.
In der einen Sekunde küßte Josh Carrie zärtlich, und in der nächsten brüllte er ihr ins Ohr. Er schrie vor Schmerz, ließ sie abrupt los, und Carrie sah nur noch, wie er hinter Choo-choo herhetzte. »Lauf, Choo-choo, lauf«, rief Dallas.
Als Josh den kleinen Hund eingefangen hatte und androhte, ihm den dürren Hals umzudrehen, stürzten sich beide Kinder auf ihren Vater und versuchten, ihn zu Boden zu ziehen. Josh ließ den Hund fallen, zog seine Kinder in die Arme und wirbelte sie im Kreis herum. Choo-choo war jetzt gänzlich verwirrt. Er glaubte, daß Josh den Kindern ein Leid zufügte, und schnappte wieder nach ihm. Josh machte einen Sprung und wollte erneut die Verfolgung aufnehmen, aber in diesem Moment griff Carrie an, und im Nu lagen alle vier auf dem Boden. Josh protestierte lautstark gegen den massiven Angriff und behauptete, daß sie ihn zerquetschen würden. Dallas kicherte, und Tem konnte sich das Lachen auch nicht mehr verkneifen. Carrie fiel mit ein, als sich Josh, während er alle drei in seinen Armen hielt, über den Boden rollte.
Erst als sie den Waldrand erreicht hatten, hielt Josh inne und blieb reglos auf dem Rücken liegen. Er ließ die Arme kraftlos sinken und erklärte, daß sie ihn völlig erschöpft hätten und er dem Tode nahe sei.
Carrie, die so wie die beiden Kinder halb auf ihm lag, begriff, daß sie dieses Spiel schon oft gespielt hatten. »Was macht dich wieder lebendig? « schrien die Kinder begeistert im Chor. Sie waren glücklich, daß ihr Vater endlich wieder einmal lachte.
»Küsse«, sagte er wie aus der Pistole geschossen, und beide Kinder drückten feuchte Küsse auf die frisch rasierten Wangen ihres Vaters.
»Du auch, Carrie«, forderte Dallas.
Josh öffnete die Augen. »Ich denke nicht...
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