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Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Welt? «
    Carrie lachte. Genau dasselbe hatte er in der letzten Nacht seinen Vater über sie gefragt. »Fast«, stimmte sie zu. »In jedem Fall gibt es auf der ganzen Welt niemanden, der besser vorlesen kann als er. «
    »Papa hat früher... «
    »Dallas! « zischte Josh.
    Carrie verzog das Gesicht — der Zauber war gebrochen. Josh hatte ihr erneut gezeigt, daß sie nicht zur Familie gehörte.
    Sie stand auf und begann, die Sachen in den Korb zu packen, und Josh schien zu ahnen, was in ihr vorging. Er faßte nach ihrer Hand. »Carrie«, begann er, »ich habe meine Gründe... «
    »Du brauchst mir nichts zu erklären«, unterbrach sie ihn wütend. »Ich bin kein Teil dieser Familie oder deines Lebens, erinnerst du dich? Ich fahre in zwei Tagen zu meinem Vater zurück. « An den letzten Worten wäre sie beinahe erstickt — die Vorstellung, daß sie in so kurzer Zeit ihre neue Familie verlassen und nach Maine zurückkehren würde, war fast zuviel für sie.
    Als Josh etwas erwidern wollte, schob sie ihn resolut zur Seite.
    Sie gingen alle nach Hause, und die Kinder schwatzten über das Angeln, aber die Atmosphäre war nicht mehr unbeschwert, weil die Erwachsenen merkwürdig schweigsam waren.
    Zu Hause deckte Carrie den Tisch und stellte Mrs. Emmerlings Bohnensuppe und frisch gebackenes Brot in die Mitte.
    »Können wir morgen wieder angeln gehen? « fragte Tem.
    »Morgen ist Sonntag«, entgegnete Josh dumpf.
    Nach diesen drei harmlosen Worten sah Tem betreten auf seinen Teller, und Dallas brach in Tränen aus.
    Die plötzliche Traurigkeit erschreckte Carrie. »Was ist so furchtbar an einem Sonntag? So schlimm kann es doch nicht sein, wenn man eine Stunde in der Kirche sitzen muß. «
    »Wir gehen nicht in die Kirche«, erklärte Josh düster, als er Dallas auf den Schoß nahm und ihre Tränen trocknete.
    Mit einem mal wurde Carrie alles zuviel, und sie schlug donnernd mit der Faust auf den Tisch. »Ich hab’s satt! Noch mehr Geheimnisse kann ich nicht ertragen. Ich verlange, daß mir einer von euch erzählt, warum der Sonntag ein so schrecklicher Tag ist! «
    Tem sah jetzt auch so aus, als wäre ihm zum Weinen zumute. »Onkel Hiram kommt jeden Sonntag zu uns zum Mittagessen«, sagte er. »Er macht uns immer sehr traurig. «
    »Ein Gast beim Mittagessen kann doch nicht so etwas Schlimmes sein. Außerdem bezweifle ich, daß er uns traurig machen kann, wenn wir es ihm nicht erlauben. «
    »Du verstehst das nicht«, warf Josh leise ein. »Es gibt einige Dinge, von denen du nichts weißt. Unser Wohl und Wehe hängt von Hirams Wohlwollen ab. Wenn er sich gegen uns stellt, können die Kinder und ich nicht mehr zusammenbleiben. «
    »Ich verstehe«, erwiderte Carrie gepreßt. »Und natürlich hast du nicht vor, mir mehr darüber zu erzählen, habe ich recht? « Sie wartete, aber als Josh schwieg, fuhr sie fort: »Also gut, ich werde nicht nach den Gründen fragen. Ißt dein Bruder gern? «
    Dallas kicherte.
    »Heißt das, daß er gern ißt? «
    Tem stand auf, blies seine Backen auf und hielt seine Hände so weit vor sich, als ob er einen enormen Bauch hätte, dann stolzierte er schwerfällig wie ein fetter Mann durch den Raum. »Was soll das sein, kleiner Bruder? « sagte er mit tiefer Stimme. »Hast du das gekocht? Hast du ein paar Würmer und Käfer von deinem Feld geholt und in einen Topf geschmissen? Ha, ha, ha! Was ist los mit dir? Kannst du denn gar nichts richtig machen? Schau mich an. Du solltest mich als gutes Beispiel dafür betrachten, wie ein Mann sein sollte. Ich kann Rechtes von Unrechtem unterscheiden. Ich entscheide, was Recht und was Unrecht ist. «
    Dallas prustete los, und Josh schmunzelte, aber Carrie starrte Tem erstaunt an. Sie war, obwohl sie diesen Hiram noch nie zu Gesicht bekommen hatte, sicher, daß der Junge ihn perfekt nachahmte. Sie meinte fast, daß Tem einen halben Meter größer geworden war und zweihundert Pfund zugenommen hatte.
    Sie drehte sich Josh zu. »Tem ist wirklich gut, findest du nicht? «
    Josh stellte Dallas auf den Boden und zog eine Augenbraue hoch, als wollte er sagen: >Warte, bis du die Kleine gesehen hast. <
    »Mach eine Ente«, forderte er seine Tochter auf.
    Carrie sah erst verblüfft, dann lachend vor Begeisterung zu, wie Dallas sich in eine Ente verwandelte. Sie warf ihren Kopf zurück, um sich das Gefieder zu putzen, watschelte durchs Zimmer und bewegte ihr Hinterteil so, als würde sie das Wasser abschütteln, bevor sie sich aufplusterte.
    Tem wollte sich von seiner

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