Die schoene Luegnerin
der täglichen Arbeit sehr erschöpft waren... und überhaupt, um diese Zeit bissen ohnehin nie sehr viele Fische an. Ständig fielen ihnen neue Dinge ein, die bewiesen, daß sie den Wettbewerb gar nicht wirklich verloren hatten. Dallas tat es Carrie gleich und stemmte die Hände in die Hüften, während sie den Ausflüchten lauschte.
Als den beiden Männern die Luft ausging, wandte sich Carrie ihrer Kampfgenossin zu. »Dallie, mein Liebes, sind Männer nicht die schlechtesten Verlierer auf der Welt? «
Dallas nickte gelassen, ergriff Carries Hand und zog sie zum Picknickkorb. Die Männer zottelten hinter ihnen her und bestritten vehement, daß sie schlechte Verlierer seien, es war ja nur, weil..., und dann begannen sie von neuem mit ihren Tiraden.
Carrie verurteilte die Verlierer dazu, den Gewinnern das Essen zu servieren. Sie und Dallas genossen es, verwöhnt zu werden und verlangten ständig, daß man ihnen Dinge brachte, die sie selbst nicht mit ihren Händen erreichen konnten. Natürlich mußten sie sich des öfteren weit nach hinten lehnen, um zu beweisen, daß sie tatsächlich nicht an die Sachen herankamen, aber sie bedankten sich jedesmal zuckersüß.
Nach dem Essen brachte Carrie ein neuerschienenes Buch, das sie vor ihrer Abreise in Maine gekauft hatte, zum Vorschein. Es war Lewis Carrolls Alice im Wunderland. Sie fragte die Kinder, ob sie ihnen vorlesen solle, und Tem, Dallas und Josh machten es sich auf der Decke gemütlich und nickten.
Carrie hatte kaum mehr als zwei Seiten gelesen, als sie merkte, daß die Kinder unruhig wurden. Als sie sich erkundigte, ob sie lieber etwas anderes tun wollten, erklärten beide, daß sie die Geschichte sehr gern hören würden, und Carrie las weiter. Nach kurzer Zeit warfen sich Dallas und Tem bedeutungsvolle Blicke zu und verdrehten die Augen zum Himmel.
Carrie ließ das Buch sinken. »Was ist mit euch beiden los? « wollte sie wissen. »Ich möchte die Wahrheit hören — also, keine Lügen. «
Sie merkte, daß Tem nicht mit der Sprache herausrücken wollte, also wandte sie sich an Dallas.
»Papa kann viel besser vorlesen als du«, erklärte das Mädchen schlicht.
Carrie war überrascht und vielleicht sogar ein bißchen verletzt nach dieser Eröffnung, schließlich hatte sie schon oft Bettlägrigen und Kindern vorgelesen, und immer hatte man sie gelobt, daß sie die Geschichten ausgezeichnet präsentierte. Ohne große Begeisterung hielt sie Josh das Buch hin und sagte mit triefendem Sarkasmus in der Stimme: »Bitte sehr, ich hoffe, du kannst mindestens genauso gut lesen, wie du fischen kannst. «
Er lächelte ein wenig boshaft und nahm das Buch entgegen. Vom ersten Augenblick an, in dem seine Stimme ertönte, wußte Carrie, daß sie sich nicht mit ihm vergleichen konnte. Josh konnte in der Tat vorlesen. Nein, er las nicht nur, er erweckte die Geschichte zum Leben. Er brachte es fertig, daß seine Zuhörer Alice sahen und hörten und beinahe spürten, wie sich ihr weißes Kaninchen anfühlte, wenn sie ihm über das Fell strich.
Carrie konnte nicht ergründen, wie er das bewerkstelligte. Manche Menschen versuchten mit verschiedenen Stimmen vorzulesen, um die Charaktere zu kennzeichnen, und übertrieben derart, daß die Zuhörer rasch ermüdeten. Aber Josh trug die Geschichte so geschickt vor und formte die Worte so bedacht, daß alle handelnden Personen lebendig wurden. Er stockte nicht ein einziges Mal und machte nie lange Pausen, und das, obwohl ihm die Geschichte völlig neu sein mußte, da sie erst vor kurzem geschrieben worden war.
Carrie legte sich auf die Decke, schloß die Augen und sah alles, was Alice erlebte, vor ihrem geistigen Auge.
Als Josh verstummte, hätte sie ihn am liebsten gebeten, noch nicht aufzuhören. Sie öffnete die Lider und war im ersten Moment erstaunt, daß sie sich nicht im Garten der tyrannischen Herzkönigin befand. Erst jetzt merkte sie, daß die Sonne fast schon untergegangen war und Josh den ganzen Nachmittag vorgelesen hatte. Trotzdem war seine Stimme noch genauso klar wie vorher, und er schien nicht einmal eine trockene Kehle zu haben.
»Das war wunderschön«, hauchte Carrie und hatte Mühe, in die Wirklichkeit zurückzufinden. Sie wandte sich Josh zu und sah ihn mit glänzenden Augen an. »Ich habe noch nie jemanden gehört, der so wunderbar vorliest. Josh, du bist... «
»Der Beste? « warf Tem so begierig ein, als würde ihre Antwort über Leben und Tod entscheiden. »Ist Papa die großartigste Person auf der
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