Die schoene Luegnerin
auch tust, bitte mich nicht um Verzeihung. «
Er küßte lächelnd ihre Fingerspitzen. »Ich wollte dir nur sagen, daß ich so etwas noch nie erlebt habe. Nie zuvor hatte ich mich selbst so wenig in der Gewalt. Die Liebe ist eine Kunst, aber das war... «
»Ein Bedürfnis? «
»Ein Bedürfnis und mehr. « Er löste sich von ihr, legte sich auf die Seite und schlang den Arm um sie. Er hielt sie fest und strich behutsam über ihr Haar.
»Josh«, hauchte sie, aber er brachte sie mit einem Kuß zum Schweigen.
»Wir müssen zurück«, sagte er schließlich. »Die Kinder sind allein, und wir müssen morgen sehr früh aufstehen, um rechtzeitig... « Er brach ab, als wären ihm die Worte zu schmerzlich.
Sie lag noch ein paar Minuten in seinen Armen, dann stand sie auf und begann, sich anzuziehen. Die Risse in ihren Kleidern waren kaum zu kaschieren, und, sie hatte Mühe, die Stücke zusammenzusetzen. Josh schob ihre Hände zur Seite. »Du erlaubst doch? « fragte er und half ihr so gekonnt wie eine Zofe beim Anziehen, während seine Hände so lange wie möglich auf ihrer Haut lagen.
Als sie den Heimweg antraten, schwiegen beide, aber Josh ergriff behutsam ihre Hand. Zuerst versuchte Carrie, ihn abzuwehren. Wie konnte er nur so wundervolle Dinge mit ihr tun und im nächsten Atemzug andeuten, daß sie morgen weg mußte?
Zu Hause lachten die Kinder über Carries zerfetzte Kleider und die roten Gesichter der Erwachsenen. Sie waren in Hochstimmung, weil Carrie ihrem Onkel Hiram endlich einmal gegeben hatte, was er verdiente. Ausgelassen berichteten sie, daß Hiram in rasender Wut aus dem Haus gestürmt war und auf dem Weg zu seiner Kutsche schreckliche Dinge über Carrie und seinen schwachsinnigen Bruder, der eine so ungezogene Person geheiratet hatte, gesagt hatte. Die kleine Dallas schlang die Arme um Carrie und sagte, daß sie sie sehr liebhätte.
Der Gedanke, morgen dieses Haus verlassen zu müssen, brachte Carrie beinahe um den Verstand, und bevor sie die Fassung verlor, lief sie ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Am liebsten hätte sie den schmerzlichen Abschied sofort hinter sich gebracht, und sie wünschte, sie könnte sofort die Postkutsche besteigen.
Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, ging sie ins Wohnzimmer zurück, wo Tem und Josh das Geschirr vom Mittagessen spülten. »Wir könnten es dir zeigen, Carrie«, schlug Tem hoffnungsvoll vor.
Dallas hatte sich neben Carrie postiert und straffte Ihre schmalen Schultern. »Ich glaube nicht, daß ich das je lernen möchte«, verkündete sie. »Ich möchte keine Farmersfrau werden, sondern eine berühmte Schauspielerin. «
Carrie mußte lachen, und sie hob das Kind auf ihre Arme. »Wenn du eine Schauspielerin wirst, mußt du dich mit vielen gräßlichen Leuten abgeben«, sagte sie, »und du mußt fast die ganze Zeit reisen und wirst von den guten Familien nie akzeptiert. Ich meine, es wäre besser, wenn du einen netten Mann heiratest und Babies bekommst. «
Dallas zog eine Grimasse. »Ich möchte, daß mir die Männer Rosen schenken. «
»Wenn du den richtigen Mann heiratest, dann wird er dir auch Rosen schenken. «
»Falls er sich das leisten kann«, warf Josh grimmig ein, ehe er das Geschirrtuch auf den Tisch schleuderte und aus dem Haus stapfte.
»Was habe ich jetzt wieder gesagt? « Carrie seufzte. Sie hatte gehofft, daß sie sich nach dem heutigen Erlebnis etwas nähergekommen wären, aber Josh schien jetzt noch aufgebrachter zu sein.
Josh tauchte den ganzen Nachmittag nicht mehr auf, und Carrie war mit den Kindern allein. Wenigstens traut er mir zu, daß ich auf sie aufpassen kann, dachte sie bitter. Er scheint nicht zu furchten, daß ich das Haus in Brand setze.
Am späten Nachmittag setzte sie sich mit den Kindern auf die Veranda und erzählte ihnen von Maine und ihren Brüdern. Sie hatte eigentlich vor, ihnen zu sagen, daß sie am nächsten Morgen abreisen mußte, aber die Worte kamen ihr nicht über die Lippen.
Eine Stunde nach Sonnenuntergang kam Josh zurück. Er umarmte die Kinder und bat sie, sich zu waschen, damit sie ins Bett gehen konnten.
Carrie stand auf und sah sich niedergeschlagen um, jetzt roch sie den Duft der Rosen. Bei ihrer Ankunft hatte die Umgebung des Hauses nach Pferdemist gestunken. Sie verdrängte den Gedanken an den morgigen Tag und ging ins Haus, aber als die Kinder ihr einen Gutenachtkuß gaben, mußte sie gegen die Tränen ankämpfen.
Dallas kletterte die Leiter hinauf und drehte sich noch einmal zu ihrem Vater
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