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Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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zuteil geworden wäre. «
    Sie wollte ihn für alles, was er ihr angetan hatte, bestrafen und wünschte sich, daß er genau solche Höllenqualen durchlitt wie sie in den letzten sechs Wochen. Aber sie konnte ihr Vorhaben nicht in die Tat umsetzten, statt dessen schlug sie die Hände vors Gesicht und weinte bitterlich.
    Josh sah sie erstaunt an und reichte ihr ein Taschentuch. »Ich dachte eigentlich, daß dir das gefallen würde. « Als sie nicht aufhörte zu schluchzen, ergriff er ihre tränennassen Hände und hielt sie fest. »Carrie, es gibt doch keinen anderen, oder? Ich dachte, nein, ich hoffte, als ich dich noch in der Stadt vorfand, daß du geblieben bist, weil... na ja, weil du... «
    Sie schniefte. »Ich bin geblieben, weil ich nicht genug Geld hatte, um nach Hause zu kommen. «
    Josh lachte schallend, und nach kurzer Zeit fiel Carrie mit ein. Er nahm ihren Kopf in seine Hände und küßte sie. »Sag mir, daß es keinen anderen gibt«, stammelte er zwischen den Küssen. »Sag’s mir. Gütiger Gott, Carrie, du hast mir so gefehlt. Es war, als hättest du meine Seele mit dir genommen. Wie kann sich nur jemand nach wenigen Tagen so sehr in einen anderen Menschen verlieben? «
    Er beugte sich tief über sie und liebkoste mit den Lippen jedes Stückchen Haut, das er erreichen konnte.
    »Ich habe mich in eine Fotografie von dir verliebt«, entgegnete sie schlicht.
    Die Tür zum Salon öffnete sich. »Ich wollte nur nachsehen, ob... Oh, Entschuldigung«, sagte der Kaufmann und schloß die Tür leise.
    Josh strahlte Carrie an. »Wir sollten lieber nach Hause gehen, damit wir beenden können, was wir angefangen haben. «
    Carrie setzte sich benommen vor Glück auf. Aber als sie die Hand gegen ihre Stirn preßte, drückte Josh sie zurück in die Kissen und setzte erneut das Glas an ihre Lippen. »Du bist noch sehr schwach«, murmelte er.
    Carrie lächelte, seine Stimme klang fast so verzweifelt, als würde sie im Sterben liegen. »Ich bin... « Sie brach ab, als sie den Brief, der auf dem Tisch lag, entdeckte. Plötzlich erinnerte sie sich daran, was sie so aufgeregt hatte... Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, und sie brachte kein Wort mehr heraus.
    Josh ergriff stirnrunzelnd den Brief. Nachdem er die bewußtlose Carrie in die Wohnung des Kaufmanns getragen und die Frau des Kaufmanns Riechsalz geholt und es Carrie unter die Nase gehalten hatte, hatte Josh den Brief gelesen. Er konnte beim besten Willen nicht erkennen, was so Schlimmes in dem Brief stand, um Carrie die Sinne zu rauben. Einer ihrer wertvollen, über jeden Vorwurf erhabenen, reichen Brüder hatte seinen Besuch angekündigt, das war alles.
    Carrie stürzte den Brandy hinunter und spülte mit Wasser nach. »Wann wird er ankommen? « fragte sie matt.
    Joshua überflog den Brief. »Am zwölften Oktober. « Er sah auf. »Das ist morgen. «
    Carrie keuchte, als würde sie wieder die Besinnung verlieren, und Josh goß noch etwas Brandy in das Glas und reichte es ihr.
    »Betrachte das ganze mal von der guten Seite«, tröstete Josh sie. »Die Kutsche ist seit Jahren nicht mehr rechtzeitig in Eternity eingetroffen, und wir können deinen Bruder sicher nicht so schnell willkommen heißen — frühestens in einer Woche. «
    »Wenn mein Bruder Ring sagt, daß er am zwölften Oktober hier ist«, erklärte sie mit dumpfer Stimme, »dann wird er auch am zwölften Oktober ankommen. Und wenn er die Postkutsche hertragen muß, er wird rechtzeitig hier sein. «
    »Willst du mir nicht sagen, warum dich sein Besuch so erschreckt, daß dein Gesicht die Farbe von Reispuder annimmt? «
    »Und was weißt du über Reispuder? Und da wir schon beim Thema sind, wieso kennst du dich so gut mit Korsetts und anderen Kleidungsstücken aus, die nur Frauen tragen? Außerdem, ich hasse dich dafür, daß du mich sechs Wochen und zwei Tage allein gelassen hast, um dir zu überlegen, ob du mich liebst oder nicht. Wenn ich die Postkutsche nach Maine genommen hätte, könnte ich jetzt schon von Indianern getötet worden sein. Ich könnte... «
    Er brachte sie mit einem Kuß zum Schweigen. »Du wirst mich nicht mit diesem Streit ablenken. Was hat dich am Brief deines Bruders so erschreckt? «
    »Ich sollte dir eigentlich überhaupt nichts von mir erzählen. Du hast ja auch nie über dich gesprochen. « Sie verschränkte die Arme vor der Brust und ihre Lippen verzogen sich zu einer schmalen Linie.
    »Aber du bist nicht jemand, der ein Geheimnis für sich behalten kann, stimmt’s? «

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