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Die schoene Luegnerin

Die schoene Luegnerin

Titel: Die schoene Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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flüsterte er.
    Carrie erstarrte zur Salzsäule. Ihre Familie und ihre Freunde hatten so oft gesagt, daß das Leben schwer war, aber sie hatte ihnen nie geglaubt. Wann immer jemand behauptet hatte, daß das Leben hart sei, hatte Carrie erwidert, jeder sei seines eigenen Glückes Schmied. Sie war der Meinung, daß die Menschen selbst entschieden, ob sie glücklich oder traurig sein wollten, und immer hatte sie passende Beispiele, die ihre These untermauerten, parat. Eines Tages, Carrie war etwa sechzehn Jahre alt gewesen, hatte ihre Mutter, nachdem Carrie ihre Weisheit verkündete hatte, erwidert, daß glückliche Menschen nie in ihrem Leben wirklich geliebt hätten. Liebe, so meinte Carries Mutter, bestünde zu zwei Dritteln aus Freude und zu einem Drittel aus dem qualvollsten Schmerz, den man sich vorstellen könne und der einen bis ans Ende seiner Tage verfolge. Damals war Carrie überzeugt gewesen, daß ihre Mutter nicht ganz bei Verstand war, aber jetzt verstand sie nur zu gut, was sie gemeint hatte.
    Carrie richtete sich auf. »Das trifft sich ja wirklich günstig für mich. Morgen kommt mein Bruder hier an, und er kann mich gleich nach Warbrooke zurückbringen. «
    Josh sprang mit einem Satz auf und umklammerte ihre Schultern. »Ich dachte, daß die Scheidung rechtsgültig ist, und zwar seit einem Jahr. Gott weiß, daß ich genug bezahlt habe, um sie loszuwerden. «
    Carrie sah ihn mit kalten Augen an. »Ich war der Meinung, daß du Witwer bist. Selbstverständlich hast du es nie für nötig befunden, mich eines Besseren zu belehren. Würdest du mir jetzt bitte den Weg frei machen? Ich muß in meinen Laden zurück. « Sie musterte ihn von oben bis unten. »Wir sind nicht alle Versager bei unseren Geschäften, weißt du? «
    Josh nahm sprachlos die Hände von ihren Schultern, trat einen Schritt zurück und ließ sie vorbei.

14. Kapitel
    Carrie schaute in den Spiegel und kniff sich in die Wangen. Sie sah entsetzlich bleich aus, so daß ihre Nase um so röter wirkte. Um wenigstens diesen Makel zu kaschieren, legte sie noch ein wenig Puder auf. Ring mochte es nicht, wenn sie sich schminkte, aber noch weniger mochte er, wenn sie rotgeweinte Augen hatte. Und am wenigsten würde er mögen, was sie ihm sagen mußte. Wahrscheinlich würde er böse mit ihr sein.
    Carrie sah, wie sich erneut Tränen in ihren Augen sammelten. Wieviel Tränen konnte ein Mensch überhaupt produzieren? Sie hatte die ganze Nacht und den Vormittag ohne Unterbrechung geweint.
    Nachdem sie Josh am gestrigen Tag verlassen hatte, war sie in ihren Modesalon gegangen, um sich mit Arbeit abzulenken. Genau das taten ihre Brüder auch immer, wenn sie über irgend etwas außer sich waren, aber bei Carrie hatte es nicht funktioniert. Sie war außerstande gewesen, an irgend etwas anderes als an ihren Mann zu denken, der mit einer anderen Frau verheiratet war. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt, daß seine Frau noch lebte. Josh mochte Carrie ja vielleicht lieben, aber er hatte ihr nie genug vertraut, um ihr alles über sich zu erzählen.
    Sie hatte zwei Stunden grübelnd in ihrem Geschäft verbracht, als Tem und Dallas zu ihr kamen. Carrie hatte rasch ihre Augen getrocknet, damit die Kinder nicht merkten, daß sie geweint hatte, aber die beiden waren nicht so leicht hinters Licht zu führen.
    Tem hatte sie gefragt, ob sie den Brief seines Vaters gelesen hatte, und Carrie, die nur noch an den Brief, den Nora geschrieben hatte, denken konnte, nickte. Ja, sie habe den Brief in der Tat gelesen, und aufgrund dieses Briefes sei sie entschlossen, Colorado für immer zu verlassen.
    Die Kinder verließen den Laden wie zwei gebrochene Menschen, die schon zuviel Elend erlebt hatten. Gleich danach floh Carrie in das kleine Haus hinter ihrem Geschäft, in dem sie sich einquartiert hatte. Sie weinte sich in einen unruhigen Schlaf.
    Heute mußte sie ihren Bruder von der Poststation abholen, aber die letzte Person, die sie jetzt sehen wollte, war Ring. Vielleicht würde er nicht aussprechen, wie er über die ganze Misere dachte, aber sie würde es an seinen Augen erkennen. Er war schon immer der Ansicht gewesen, daß sie flatterhaft war und von der Familie zu nachsichtig behandelt wurde, und jetzt lieferte sie ihm den Beweis, daß er sich nicht geirrt hatte.
    Carrie setzte ihren Hut auf und gab sich nicht, wie sonst immer, die Mühe, die Bänder zu einer hübschen Schleife zu binden. Es war ihr egal, wie sie aussah.
    Auf dem Weg zur Poststation sah sie die Menschen, die sie

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