Die schoene Luegnerin
daß du von diesem Mann ein Baby erwartest«, sagte Josh sanft.
Carrie hielt den Atem an. Sie brauchte gar nicht zu fragen, wie er das herausgefunden hatte. In der letzten Woche war sie dreimal in Ohnmacht gefallen, und sie ahnte, daß die halbe Stadt über die Gründe ihrer Schwächeanfälle klatschte. »Willst du mich nur wegen des Babys heiraten? «
»O ja, natürlich. Das Baby ist der einzige Grund, warum ich dich bei mir behalten möchte. Hast du noch nicht gemerkt, daß ich Kinder sammle? Ich komme so prächtig mit ihnen zurecht, und in meiner Gesellschaft sind alle Kinder fröhlich und lachen sich halbtot... Könnte es denn nicht möglich sein, daß ich dich bei mir haben will, weil mich der Gedanke, ohne dich leben zu müssen, beinahe umbringt? Carrie«, flüsterte er, »bitte verlaß mich nicht. «
Sie schlang die Arme um seinen Hals, und er küßte sie zärtlich und voller Sehnsucht.
»Wenn dein Bruder hier ist — wann immer die Kutsche auch eintrifft... « Er drückte sanft seine Fingerspitze auf ihre Lippen, um sie am Reden zu hindern
»... wenn dein Bruder hier ist, mußt du alles mir überlassen. Ich werde ihn glauben machen, daß wir das glücklichste Paar auf Erden sind und daß wir keinerlei Probleme haben. Wer weiß — vielleicht kommt die Kutsche erst in drei Tagen, dann ist Nora schon wieder weg, und wir können heiraten. Wenn dein Bruder uns besucht, ist alles in Ordnung — bis auf meine verkrüppelten Maispflanzen. «
»Meinem Bruder ist dein wurmstichiger Mais vollkommen egal, wenn ich glücklich mit dir bin. « Sie spähte auf ihre Uhr. »Laut Fahrplan kommt die Kutsche in zehn Minuten an. Du kannst dich darauf verlassen, daß sie auf die Minute pünktlich ist, wenn mein Bruder darin sitzt. «
Josh lächelte überlegen. »Also gut, wenn er hier ist, werde ich schon mit ihm fertig. Wir müssen nur Zeit gewinnen, bis Nora mir das Dokument gegeben hat und die Scheidung gültig ist. In spätestens vierundzwanzig Stunden ist alles geregelt. « Er legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an. »Kannst du mir vergeben? Ich wollte dir nicht von Nora und meiner gescheiterten Ehe erzählen. Ich war sicher, daß du mich ohnehin als Versager ansiehst, weil ich der schlechteste Farmer weit und breit bin. «
»Du bist kein Versager. «
Er küßte sie. »Du weißt gar nicht, was mir dieser Satz bedeutet. Zum erstenmal, seit ich mich auf dieser verdammten Farm niedergelassen habe, fühle ich mich tatsächlich nicht als Versager. Ich muß nur in deine Augen sehen. «
»Ich wußte, daß du mich brauchst. «
»Und ich war zu dumm, um das zu erkennen«, erwiderte er und bedeckte ihr Gesicht mit Küssen, aber Carrie erstarrte plötzlich und lauschte angestrengt.
»Das ist die Postkutsche. « Sie löste sich aus seiner Umarmung und ging ins Freie.
Josh blieb sitzen und sah ihr voller Liebe nach. Sie hatte grenzenloses Vertrauen zu ihren Mitmenschen, und jetzt glaubte sie ehrlich, daß die Kutsche um Punkt vier Uhr eintraf. Als das Geräusch eines fahrenden Wagens lauter wurde, ging Josh auch auf die Veranda und spähte in die Richtung, aus der der Lärm kam. Was da auf sie zurollte, sah tatsächlich wie eine Postkutsche aus. Er sah auf Carries Uhr. »Das schaffen sie nie. Es ist zwei Minuten vor vier, und sie sind noch ziemlich weit weg. «
»Ring wird es schaffen«, erwiderte Carrie beiläufig.
Inzwischen waren alle Bewohner von Eternity auf die Straße gelaufen, weil niemand die Sensation, daß die Kutsche pünktlich ankam, verpassen wollte. Josh beobachtete fasziniert, wie der Kutscher mit der Peitsche auf die Pferde einhieb. Er konnte erkennen, daß der Mann aufrecht im Kutschkasten stand, und er hörte, daß er die Pferde mit lautem Geschrei vorwärts trieb. Fast meinte Josh, sogar das Schnauben der Tiere zu vernehmen, während sie in wildem Galopp auf die Poststation zujagten. Normalerweise war der Kutscher betrunken, und er lenkte sein Gefährt im Schrittempo in die Stadt, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob er den Fahrplan einhielt oder nicht.
»Jetzt glaube ich auch, daß sie’s schaffen«, sagte Josh im Flüsterton.
»Natürlich«, erwiderte Carrie. »Punkt vier Uhr. «
Joshs Augen weiteten sich vor Staunen, als die Kutsche um die letzte Kurve bog. Wenn er sich nicht irrte, steckten mehrere Pfeile im Dach. Die stetig anwachsende Menschenmenge, die sich vor der Station versammelt hatte, deutete auf die Kutsche.
Um genau vier Uhr hielt die Postkutsche mit
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