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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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Kaminuhr, bevor sie wieder aus dem Fenster sah. Brent hatte sich bereits um eine halbe Stunde verspätet, eine höchst ungewöhnliche Tatsache. Der Park würde mit Kutschen und Reitern überfüllt sein, wenn sie dort ankamen. Die Gesellschaft beschäftigte sich jeden Nachmittag mit demselben Ritual – sehen und gesehen werden.
    Emily legte keinen Wert auf dieses Spiel, aber Brent überzeugte sie stets mit seinem charmanten Lächeln, dass sie sich in der Öffentlichkeit zeigen musste. Er sagte immer, sie würde dringend frische Luft benötigen, damit sie nicht zu viel Zeit mit Grübeln verschwendete.
    Auch Natalie bestand darauf, dass sie den bescheidenen Erfolg ihres Debüts unterstrich, indem sie tagtäglich öffentlich demonstrierte, dass sie dazugehörte. Daher ertrug Emily geduldig die unvermeidliche Promenade im Park und die Einladungen, die sie von den mutigeren Gastgeberinnen erhielt. Obwohl ihr nicht der Sinn nach solchen Vergnügungen stand, musste sie dennoch das große Risiko würdigen, das Rob und Natalie ihretwegen eingegangen waren. Sie durfte die neu gewonnene Anerkennung nicht aufs Spiel setzen, indem sie ein Einsiedlerleben führte.
    Und Natalie freute sich so über ihren Erfolg. Ihre Schwägerin – von jeher eine Träumerin – hoffte inzwischen tatsächlich, dass man Emily in der nächsten Saison bei Almack’s zulassen würde. Und das trotz Emilys unzähliger Hinweise, dass sie durch ihre geschäftlichen Aktivitäten stets mit einem unüberwindbaren Makel behaftet sein würde.
    Wenigstens erlaubte ihr der Bummel durch den Park, ihre neuesten Kreationen zu präsentieren, entweder an Brents Arm oder in der offenen Kutsche. Seither hatten die neuen Bestellungen in einem erstaunlichen Ausmaß zugenommen.
    Zweifellos stellten sowohl ihre Arbeit als auch Brents unaufdringliche Werbung den angenehmsten Teil ihres Lebens dar. „Angenehm“ war die schmeichelhafteste Formulierung, mit der sich ihr Dasein momentan beschreiben ließ, da der Verlust Evans sie jeglicher Freude beraubt hatte. Manchmal, während sie auf einem Ball oder beim Dinner höfliche Konversation betrieb, verglich sie sich im Stillen selbst mit einer französischen Modepuppe: Äußerlich makellos elegant, nach der neuesten Mode gekleidet, unerschütterlich lächelnd, doch innerlich war sie leer und tot.
    Evan hatte sein Versprechen, ihr aus dem Weg zu gehen, gehalten. Seit beinahe einem Monat hatte sie ihn kein einziges Mal gesehen. Allerdings war das Gefühl seiner Abwesenheit so stark, dass sie sich fragte, ob er London verlassen hatte. Obwohl dies im Augenblick, mitten in der Saison, mehr als unwahrscheinlich war.
    Mehr als einmal war sie versucht, sich bei Brent zu erkundigen, wie es Evan gehe. Doch Evan war das einzige Thema, das sie beide in ihren Gesprächen mieden. Als sie ihn einmal unabsichtlich erwähnt hatte, war ein ungewohnt harter Ausdruck auf Brents Gesicht getreten, das sonst so unbekümmert wirkte. Er hatte ihr nur eine barsche Antwort gegeben, dass ihn Evan nicht interessiere.
    Bei allen anderen Gelegenheiten war er jedoch ein zuvorkommender und unterhaltsamer Begleiter. Tagsüber holte er sie aus ihrem Atelier und zeigte ihr das London, das sie noch nie gesehen hatte – Örtlichkeiten, zu denen ihr als junges Mädchen der Zutritt verwehrt gewesen war und die sich die arbeitende Geschäftsfrau nicht hatte leisten können, selbst wenn sie genug Zeit für solche Zerstreuungen gehabt hätte.
    Abendveranstaltungen wurden durch die amüsanten Geschichten aufgeheitert, die er über das Leben und die Liebschaften der Anwesenden erzählte. Wenn eine Gastgeberin ihr einen neuen Tanzpartner vorstellte, ließ er sie ohne Besitzansprüche gehen und schaute vom Rand des Parketts aus zu. Ebenso wie Rob und Natalie schien er höchst zufrieden über den ihr nunmehr entgegengebrachten Respekt zu sein. Obgleich er oft selbst tanzte oder mit Freunden plauderte, war sich Emily stets seiner beschützenden Gegenwart bewusst. Immer war er in der Nähe, um sie vor Belästigungen zu bewahren oder impertinente Verehrer zu vertreiben.
    Wenn er sie abends nach Hause fuhr, wurde er jedoch allmählich kühner. Nachdem sich Rob und Natalie diskret zurückgezogen hatten, küsste er sie mit nur mühsam unterdrückter Leidenschaft und hielt sie eng in seinen Armen. Sie fand seine Zärtlichkeiten … angenehm und hoffte, eines Tages ein ähnliches Verlangen für ihn zu entwickeln.
    Bisher hatte er noch keine Antwort auf seinen Antrag gefordert. Die

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