Die schöne Mätresse
ihm fertig zu werden.“
Ein sicherer Hafen, der sie vor der unwiderstehlichen Versuchung bewahren konnte. Auf diese Weise würde die törichte Hoffnung, Evan doch noch lieben zu dürfen, allmählich verblassen. Brent würde sie vor Evan beschützen – und vor sich selbst.
Mit einem Mal begriff sie, wie selbstsüchtig ihre Gedanken waren.
„Danke, mein lieber Freund. Aber wenn ich noch etwas Selbstachtung bewahren will, muss ich aus eigener Kraft das Richtige tun. Außerdem verdienen Sie eine Frau, die Ihre Leidenschaft und Loyalität erwidern kann. Oh Brent, ich möchte Sie nicht kränken, aber obwohl ich Sie sehr schätze, könnte ich Ihnen so etwas nicht versprechen. Zudem könnte ich nicht mit dem Wissen leben, dass ich Sie um die wahre Liebe betrüge. Nach einiger Zeit würden Sie mich hassen.“
„Ist es nicht möglich, dass Sie mit der Zeit eine Zuneigung zu mir entwickeln könnten? Irgendwann würden Sie das Gleiche für mich empfinden wie ich für Sie“, sagte Brent. „Emily, ich weiß, wie durcheinander Sie jetzt sind. Ich möchte Sie nicht mit unangebrachten Liebesschwüren belästigen. Sie sagten doch, Sie mögen mich, nicht wahr?“
„Natürlich, aber …“
„Das genügt mir. Eigentlich wollte ich zu meinem Anwesen in Irland reisen, um dort die Erntearbeiten zu überwachen. Heiraten Sie mich sofort, und wir können zusammen dorthin aufbrechen. Auf diese Weise könnten Sie London für den Rest der Saison meiden. Im nächsten Herbst oder Frühling wird es in der Stadt für Sie dann einfacher sein. Sie wissen, dass der Schmerz allmählich nachlassen wird.“
„Das nehme ich an, aber …“
„Und wenn wir schon von Selbstsucht reden …“ Er schenkte ihr ein verschmitztes Lächeln. „Als Sie noch ‚Madame Emilie‘ aus der Bond Street waren, standen meine Chancen gut, Ihre Hand zu gewinnen. Aber Lady Auriana Spenser Waring-Black kann den Gatten wählen, den immer sie will. Mein Versuch, Sie zu einer Heirat zu überreden, bevor weitaus Würdigere um Ihre Hand anhalten, ist wohl der Gipfel der Selbstsucht. Ich gebe es offen zu. Eingedenk der Umstände ist es ein Segen für mich, wenn Sie mir schon jetzt freundschaftlich zugetan sind. Ich kann immer noch auf mehr hoffen.“
„Und wenn ich niemals mehr für Sie empfinden können würde?“
„Ich trage genug Liebe für uns beide in meinem Herzen, liebste Emily. Ich könnte eine solche Verbindung akzeptieren, solange …“ Er zögerte und errötete leicht. „Dass heißt, falls Sie mich nicht … abstoßend finden?“
Er wirkte wie ein kleiner, ängstlicher Schuljunge. Trotz ihres Kummers musste Emily lächeln. „Nicht im Geringsten. Ehrlich gesagt halte ich Sie für äußerst anziehend, Brent.“
Er atmete auf. „Ich danke dem Himmel dafür. Der einzige unmögliche Kompromiss wäre, Sie mit dem Versprechen zu heiraten, Sie niemals anzurühren. Ich glaube nicht, dass ich dazu in der Lage wäre.“
Sie erinnerte sich an die Berührung seines Daumens auf ihrer Lippe und andere kleine Gesten. Mit seinen scheuen Annäherungsversuchen war er niemals so weit gegangen, dass sie sich unbehaglich gefühlt hätte. Seine Bewunderung hatte ihr stets mehr Trost gespendet als eine Bedrohung für sie darzustellen.
Emily musste sich eingestehen, dass sie die Intimität des Ehebettes vermisste. Sie hatte Evan für immer verloren, das ließ sich nicht leugnen. War eine Verbindung mit einem lieben Freund wirklich so abwegig? Sie mochte ihn, und er empfand offensichtlich noch mehr für sie. Und vielleicht wurde die Ehe sogar mit Kindern gesegnet, die ihr ein stetiger Quell der Freude sein würden. Sicher war es töricht, auf der Stelle eine Lösung abzulehnen, die durchaus vernünftig schien. Vielleicht würde sie sogar eines Tages, wenn der Schmerz über Evans Verlust abgeklungen war, froh über diese Entscheidung sein.
Dennoch konnte sie ihm nur ihre Freundschaft anbieten, was mit echter Liebe nicht zu vergleichen war. Trotz seiner ermutigenden Worte würde sie ihm damit ein schreckliches Unrecht antun.
Oder etwa nicht?
Ihr Kopf begann zu schmerzen, und sie schloss die Augen.
„Ganz ruhig, Liebes, Sie müssen sich nicht sofort entscheiden“, beruhigte sie Brent, der ihren wachsenden Kummer zu spüren schien. „Nichts liegt mir ferner, als Sie noch mehr aufzuregen. Versprechen Sie mir nur, dass Sie darüber nachdenken werden, wenn Sie sich etwas beruhigt haben. Und auch wenn Sie mich jetzt nicht erhören können, werde ich immer an Ihrer Seite
Weitere Kostenlose Bücher