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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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sein. Sie müssen nur ein Wort äußern.“
    Unvermittelt zog er sie an sich. Emily war zu erschöpft und verwirrt, um sich dagegen zu wehren. Seufzend ließ sie seine Umarmung zu. Sie fand es sogar recht angenehm, ihren schmerzenden Kopf an seine Schulter zu legen und sich in seinen starken Armen geborgen zu fühlen.
    Nach einer Weile löste er sich von ihr. „Sie werden es also in Betracht ziehen?“ fragte er leise.
    „Ja, ich werde darüber nachdenken.“
    „Gut.“ Lächelnd drückte er ihre Hand. Sie glaubte, er wolle ihr nur von der Bank aufhelfen, doch zu ihrer Überraschung beugte er sich zu ihr und küsste sie.
    Er streifte nur ganz sanft ihren Mund mit seinen Lippen, eher zärtlich als verlangend. Und Emily fühlte sich verwirrter als jemals zuvor.

18. KAPITEL
    E van saß in einem dunklen Raum, der von einer einzigen Kerze beleuchtet wurde. Auf einem Blatt Papier, das er aus der geheimen Tasche unter dem Ärmelaufschlag gezogen hatte, notierte er die Ereignisse des Tages.
    Sehr heiß in Portugal, spülte den Staub der Straße mit gutem Wein hinunter. J.: groß, kahlköpfig, übertriebenes Lachen – verbirgt er etwas? R.: schlank, undurchschaubar, ruhig. Vernünftig oder bösartig? Lt.: müde und betrunken. Teile das Quartier mit ihnen.
    Die Kerze flackerte und erlosch.
    Plötzlich waren geflüsterte Worte im Korridor zu vernehmen. Ein geheimes Treffen? Es war beinahe Mitternacht. Evan glitt geräuschlos von seinem Stuhl und presste sein Ohr an die grobe Holzwand. Die gedämpften Schritte entfernten sich. Vorsichtig öffnete er die Tür und spähte hinaus. War die schattenhafte Gestalt, die er sah, eher schlank oder stämmig? Mit zitternden Händen schob er das Messer in den Stiefelschaft.
    Ein dichter Nebel dämpfte das schwache Mondlicht. Schritte hallten auf dem Weg wieder. Waren es seine eigenen? Jedes einzelne Haar an seinem Körper schien sich vor Anspannung zu sträuben. Das Herz schlug heftig in seiner Brust, und sein keuchender Atem klang seltsam fremd in seinen Ohren.
    Plötzlich blitzte ein Gegenstand aus der Dunkelheit auf und fuhr auf ihn nieder. Die Welt vor seinen Augen schien in einem roten Feuerwerk zu explodieren. Evan spürte einen unerträglichen Schmerz in seiner Schulter. Etwas Heißes, Feuchtes rann ihm über den Arm. Aufstöhnend ging er zu Boden.
    Evan lag im Inneren einer riesigen Bestie, die sich abrupt in Bewegung setzte … Wie aus weiter Ferne hörte er jemanden stöhnen … Man hatte ihn in eine Art Koje mit hohen Seitenteilen gelegt, damit er nicht herausrollte, während das Untier in seiner Pein von einer Seite auf die andere schwankte … Eine Pein, die er übrigens teilte … Selbst das kleinste Rütteln verursachte schreckliche Schmerzen in seinem Kopf und seiner Schulter, bis hinunter zu dem brennenden Fleisch, das einmal seine Hand gewesen war … Nach einer Weile polterte die Bestie über einen großen Stein, und er wurde wieder bewusstlos.
    Der Nebel lichtete sich etwas, als Evan in gleißendes Licht getaucht wurde. Er kämpfte dagegen an, da er wieder in der tröstlichen Dunkelheit versinken wollte, in der er keine Schmerzen spürte. Blinzelnd öffnete er vorsichtig die Augen. Zu seiner Verwunderung sah er seine Mutter. Sie wirkte traurig, entsetzt, war in Tränen aufgelöst. Hinter ihr stand Andrea. Auch sie weinte. Die Verlobung … Er hatte der Ehre Genüge getan. Warum also weinte sie?
    Allerdings konnte er nicht darüber nachdenken, da das Licht den schrecklichen Dämon, der ihn folterte, geweckt hatte. Der Quälgeist riss und zerrte an seinem Gesicht herum und steckte seinen ganzen Arm bis hinunter zu den Fingerspitzen in Brand. Keuchend versuchte Evan, dem Schmerz zu entrinnen und sich dagegen zu wehren. Doch es gelang ihm nicht, sich davon zu befreien. Glücklicherweise umfing ihn gleich darauf der ersehnte graue Nebel.
    Evan wusste nicht, ob er wachte oder träumte. Ein Soldat in roter Uniform beugte sich über ihn. Eine dunkle Locke fiel über die sonnengebräunte Stirn, und die grünen Augen schienen ihn zu verspotten. „Narr“, sagte der Soldat lächelnd. „Du törichter Narr. Sie gehört mir. Sie wird mir immer gehören.“ Flammen umzüngelten seinen roten Rock, versengten sein Haar, und er schien zu schmelzen wie eine Wachspuppe. Im tosenden Inferno des Feuers wurde das höhnische Lachen des Soldaten immer lauter. Und plötzlich brannte Evan selbst, verglühte, und jeder Atemzug wurde zur Qual.
    Emily blickte zum wiederholten Male auf die

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