Die schöne Mätresse
nicht, dass Sie nach dem Tod Ihres Mannes jahrelang im Ausland lebten? Wie ist Ihnen das gelungen?“
„Als er verwundet wurde, brachte ich ihn in die nächste Siedlung, ein kleines portugiesisches Dorf. Eine Kugel steckte in seiner Lunge, und es gab dort keinen Arzt, der sie hätte entfernen können. Nun, ich bin recht begabt in der Malerei, und als … Andrews Leiden beendet war, beauftragte mich Don Alvero, der örtliche Grundbesitzer, mit einem Porträt. Da ihm das Bild gefiel, war er so freundlich, mich an andere Adlige weiterzuempfehlen. Schließlich reichten meine Mittel aus, um nach England zu reisen und ein Geschäft zu eröffnen.“
„Eine junge Witwe, allein und ohne Schutz in einem fremden Land, noch dazu mitten im Krieg?“ Cheverly schüttelte verwundert den Kopf. „Madame, ich bin erstaunt! War dieses Leben nicht gefährlich?“
Sie lächelte. „Oh nein! Die Dorfbewohner waren uns eine große Hilfe. Als Witwe eines englischen Kriegshelden, der im Kampf gegen die französischen Eindringlinge gefallen war, wurde ich überall mit dem größten Respekt behandelt. Außerdem war ich nicht allein. Francesca ist bei mir, seitdem ich als junge Braut nach Portugal kam.“
„Sie sind die mutigste Frau, der ich jemals begegnet bin“, sagte er ernst. Der Respekt in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Die englische Lady, die zurückblieb, um ihren sterbenden Ehemann zu pflegen. Sicher wurden sie zur lebenden Legende.“
Sie zuckte verlegen die Schultern. „Wohl kaum.“
„Eine Legende“, wiederholte er leise. „Wieso auch nicht? Ich kann selbst kaum glauben, dass Sie nicht nur ein Traum sind.“ Langsam streckte er die Hand nach ihr aus. „Sie sind wunderschön.“
Sie zwang sich, nicht zurückzuzucken, als seine Finger ihre Wange berührten. „Natürlich bin ich kein Traum. Ich lebe, und dank Ihnen bin ich in Sicherheit.“
Einen Moment lang glaubte sie, er würde sie küssen, und schloss die Augen. Doch er zog seine Hand zurück, und sie blickte ihn erstaunt an.
Seine Finger bebten leicht, als könne er sich nur mit Mühe unter Kontrolle halten. „Und so soll es auch bleiben. Ich habe heute mit Mr. Manners gesprochen, und er hat bereits einige Nachforschungen über den unangenehmen Mr. Harding angestellt. In der Tat hat der Mann ein so volles Strafregister vorzuweisen, dass er dazu bewegt werden konnte, eine Schiffspassage nach Amerika zu buchen.“ Bevor sie ihm nochmals danken konnte, winkte er ab. „Sein Arbeitgeber steht ebenfalls unter Beobachtung. Selbst wenn Mr. Harrington an der Erpressung beteiligt war, wird er im Augenblick wohl kaum einen weiteren Ganoven anheuern, der seine schmutzigen Machenschaften ausführt. Obwohl wir noch einige Wochen vorsichtshalber auf der Hut sein werden, glaube ich, Sie können sich getrost sicher fühlen.“
„Ich kann gar nicht zum Ausdruck bringen, wie dankbar ich Ihnen bin. Ich bin von Ihrer Freundlichkeit überwältigt. Sie müssen mir erlauben, Ihnen Ihre Ausgaben zurückzuzahlen. Natürlich kann ich nicht alles auf einmal …“
„Das kommt überhaupt nicht infrage!“ Er machte eine abwehrende Geste. „Ich könnte unter keinen Umständen Ihr Geld annehmen, meine Liebe. Das Wissen um Ihre Sicherheit ist mir Belohnung genug.“
Er wollte ihr Geld also nicht. Emily überlegte angestrengt. Konnte sie es nicht einfach dabei belassen? Oh, wie sehr sie der Gedanke in Versuchung führte! Vielleicht würde er niemals eine Belohnung einfordern, sondern sich einfach in Freundschaft von ihr trennen.
Aber vielleicht würde er auch nächsten Monat oder nächstes Jahr mit einer Forderung zurückkommen, die sie ihm nicht verweigern konnte.
Nein, sie durfte es nicht riskieren. Sie dachte an ihren Sohn und atmete tief ein. Ihr Herz schlug schneller, und sie fühlte sich etwas schwindlig. Du kannst es. Du musst alles in deiner Macht Stehende tun, um Drew behalten zu dürfen.
Zögernd legte sie die Hand auf den Arm des Earl. Sie fühlte, wie er die Muskeln anspannte. Dann senkte sie die Stimme zu einem Flüstern. „Es wäre mir eine große Ehre, meine Dankbarkeit in jeder Form auszudrücken, die Ihnen zusagt.“ Sie sah ihm geradewegs in die Augen und hoffte, er würde verstehen, damit sie nicht noch deutlicher werden musste. Ihre Wangen röteten sich.
Er legte seine Finger auf ihre und hielt sie fest. „Es gibt keine Verpflichtung.“ Seine Augen schienen vor Verlangen zu glühen. „Ich möchte nicht, dass Sie denken …“
„Nein, so denke
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