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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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zu sein. Er konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen. Was für eine Frau!
    Bald würde er ihr wieder begegnen, und er würde seinen Charme einsetzen, mit dem er schon zahlreiche andere Damen verführt hatte. Vielleicht würde sie schon in dieser Nacht ihm gehören …
    Nun, falls es ihm endlich gelang, seine verdammte Krawatte zu binden. Entschlossen nahm er ein weiteres Tuch vom Stapel und machte sich an die Arbeit.
    „Eine ausgezeichnete Mahlzeit“, lobte Lord Cheverly Francesca, als sie ihm Kaffee einschenkte.
    „Danke, Mylord.“
    „Hast du den Portwein bereitgestellt?“ fragte Emily. Als die Bedienstete nickte, fuhr sie fort: „Dann kannst du gehen. Danke, Francesca. Mylord, dürfte ich Sie bitten …?“
    Sie zeigte lächelnd auf ein kleines Sofa an der Wand. Lord Cheverly erhob sich mit seiner Tasse und stellte sie auf dem Seitentisch ab. Emily folgte ihm und ließ sich in einem Armsessel neben dem Sofa nieder. Geschickt verbarg sie ihre innere Unruhe. Das Dinner war in der Tat köstlich gewesen, und es hatte keine peinlichen Pausen bei ihrer leichten Konversation gegeben.
    Während des Essens hatte sie ihren vornehmen Gast gebeten, etwas über seine Familie und Interessen zu erzählen. Lord Cheverly arbeitete für das Kriegsministerium und beschäftigte sich mit dem Munitionsnachschub für Wellingtons Truppen. Seine Familie bestand aus seiner Mutter und einer jüngeren Schwester, die bald ihre erste Saison antreten würde. Er besaß Ländereien in drei verschiedenen Grafschaften, liebte das Reiten und hasste Erbsen. So viel hatte sie bisher über ihn erfahren.
    „Nun haben Sie all meine Geheimnisse aufgedeckt“, meinte er, während er an dem starken Kaffee nippte, „aber ich weiß beinahe nichts über Sie. Ihr verstorbener Mann diente unter Wellington, nicht wahr?“
    „Ja. Er kämpfte beinahe in allen Schlachten mit.“
    „Und Sie sind ihm gefolgt?“
    „Ja.“
    „Sie müssen bei der Hochzeit noch sehr jung gewesen sein.“
    Sie lächelte. „In der Tat. Ich war sechzehn.“
    „Sechzehn! Es erstaunt mich, dass es Ihnen Ihre Familie erlaubte, in diesem zarten Alter zu heiraten und zum Kontinent aufzubrechen.“
    Ihr Lächeln schwand. „Keine unserer beiden Familien willigte in die Verbindung ein. Wir haben heimlich geheiratet. Nach diesem Skandal verstieß mich mein Vater, und mir blieb nichts anderes übrig, als Andrew in den Krieg zu folgen. Dennoch habe ich es nie bereut, denn ich habe jeden Augenblick genossen, den ich mit …“ Sie verstummte abrupt. „Noch etwas Kaffee, Mylord? Oder darf ich Ihnen Portwein anbieten?“
    „Portwein, bitte.“
    Sie nahm ein Glas vom Tablett und schenkte den tiefroten Wein ein. „Worin genau besteht Ihre Arbeit, Mylord? Oder dürfen Sie nicht darüber sprechen?“
    Er lächelte, als sie ihm das Glas reichte. „Ich rede lieber nicht darüber. Mein Schweigen dient jedoch eher dazu, Sie nicht zu Tode zu langweilen, als dass Geheimhaltung nötig wäre.“ Er nahm einen Schluck. „Hat Ihnen Ihr Vater niemals verziehen?“
    „Nein. Inzwischen ist er tot, also spielt es keine Rolle mehr.“
    „Und die Familie Ihres Mannes?“
    Sie unterdrückte eine unfreundliche Antwort. Es war besser, eine ausweichende Antwort zu geben, als seine Neugier durch schroffes Schweigen zu wecken. „Der Vater meines Mannes war ebenso unerfreut wie mein eigener. Seine Pläne für seinen jüngsten Sohn sahen nicht vor, dass er mit einer jungen Braut in den Krieg zog, insbesondere nicht mit einer, die von ihrer Familie verstoßen worden war und keinerlei Mitgift in die Ehe einbrachte. Sogar als ich ihn informierte, dass sein Sohn im Sterben liege …“ Es gelang ihr nicht, die Bitterkeit aus ihrer Stimme zu vertreiben. „Er blieb unbarmherzig. Ich weiß nicht, wo er im Augenblick ist oder was er tut. Und ich möchte es auch nicht wissen.“
    Plötzlich wurde ihr klar, wie fest sie ihre Tasse umklammerte. Bevor der zarte Henkel abbrach, lockerte sie ihren Griff. Als sie damals Andrews Vater geschrieben hatte, war seine einzige Reaktion der Befehl gewesen, sie möge ihren Sohn aufgeben. Doch diese Tatsache musste Lord Cheverly nicht unbedingt erfahren. Je weniger er von ihr wusste, desto weniger würde er in seinem Club über sie ausplaudern.
    Cheverly beobachtete sie nachdenklich. „Leben Sie schon lange in London? Ich frage mich, warum wir uns nicht schon eher begegnet sind.“
    „Ich bin erst vor einigen Monaten nach England zurückgekehrt.“
    „Aber … bedeutet das

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