Die schöne Mätresse
abgenommen, die ansonsten viel Zeit erfordert hätten.
Verstohlen musterte sie ihn. Evan schien sich wirklich entschuldigen zu wollen. Wenn ihr auch seine eigenwillige Handlungsweise nicht gefiel, so musste sie doch die liebevolle Mühe anerkennen, mit der er versucht hatte, ihren Wünschen gerecht zu werden. Dieses Geschenk war vielleicht wertvoller als das Haus selbst.
„Wieder einmal bist du sehr großzügig und freundlich“, sagte sie schließlich.
„Dann wirst du also die Herausforderung annehmen?“
Emily gab sich geschlagen. „Ich werde deinen Anwalt aufsuchen müssen, so wie du gesagt hast. Sollten mich die Zahlen überzeugen, dass ich bei der Sache kein zu großes Risiko eingehe, bin ich einverstanden.“
Er drückte ihre Hand. „Du hast einmal erwähnt, dass es dich freuen würde, wenn man deine geschäftlichen Erfolge anerkennt. Das ist alles, was ich im Sinn hatte – abgesehen von meiner Aussicht auf Profit natürlich“, fügte er lächelnd hinzu. „Bitte geh zu meinem Anwalt, stelle ihm alle Fragen, die dir auf dem Herzen liegen. Danach kannst du dich entscheiden.“ Er hob ihre Finger an seine Lippen. „Mehr als alles andere möchte ich, dass du glücklich bist.“
Das tiefe Gefühl, das in seiner Stimme mitschwang, war unmissverständlich. Gerührt ließ sie sich von ihm in die Arme ziehen.
„Ich würde dir die ganze Welt und den Mond zu Füßen legen, wenn du mir es nur erlauben würdest“, flüsterte er. „Aber das hier ist kein Geschenk – du hast es dir mit deinen eigenen Anstrengungen verdient. Lehne es nicht einfach ab, nur weil ich es in die Wege geleitet habe. Du wirst die Entscheidung nicht bereuen. Und da wir gerade vom Geschäft sprechen, Madame, dein stiller Teilhaber hält es für das Beste, wenn du dich gleich darum kümmerst. Ich erwarte einen beachtlichen Gewinn für meine Investitionen.“
Er wollte sie aus dem Zimmer führen, doch an der Tür blieb sie stehen. „Danke, Evan – dafür, dass du an mich glaubst.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
Der Kuss war lang, süß und sanft. Danach legte er die Hand unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an. Sein Blick war so zärtlich, dass ihr der Atem stockte.
Er öffnete den Mund, als ob er etwas sagen wollte, zögerte dann jedoch. „Meine Emily“, raunte er schließlich.
Pfeifend verstaute Evan noch einige persönliche Dinge im Schrank des Schlafzimmers, das an Emilys grenzte. Lächelnd betrachtete er den imposanten Raum, von den Brokatvorhängen über die Chippendale-Stühle bis zum riesigen Himmelbett. Nicht einmal der gestrenge Baines fand an dieser Umgebung etwas zu bemängeln.
Sein Herz schlug schneller vor Stolz, als er sich daran erinnerte, wie Emily ganz selbstverständlich das Kommando über die kleine Dienstbotenschar übernommen hatte. Vom korrekten Butler bis hin zum jüngsten Zimmermädchen hatte das Personal instinktiv Emilys angeborene Vornehmheit erkannt und zollte ihr den gebührenden Respekt.
Ja, sein Plan hatte sich als äußerst erfolgreich erwiesen. Obwohl Emily ihn jederzeit in ihrem kleinen Heim willkommen geheißen hatte, waren die geschäftlichen Verpflichtungen einer ungestörten Zweisamkeit im Weg gewesen. Hier gab es nichts, was die intime Atmosphäre stören konnte.
Er überlegte, ob er einige Bücher aus seiner Bibliothek im Arbeitszimmer gegenüber unterbringen sollte. Dann würde er einen Teil seiner beruflichen Pflichten hier erledigen können. Das Stadthaus lag näher am Kriegsministerium, und Emily hielt sich tagsüber in ihrem Geschäft auf. Hier würde man ihn weniger bei der Arbeit stören als in seinem eigenen Palais. Eine ausgezeichnete Idee, dachte er.
Doch als er das letzte Hemd in den Schrank legte, schwand seine Euphorie ein wenig. Emily hatte ihn in der letzten Nacht so leidenschaftlich und liebevoll in ihrem neuen Schlafgemach empfangen, wie er es sich nur wünschen konnte. Zum ersten Mal in ihrer gemeinsamen Zeit hatte er ihr beim Frühstück Gesellschaft geleistet, was sie mit einem erstaunten Gesichtsausdruck akzeptiert hatte. Dennoch war er nicht sicher, ob sie damit einverstanden war, wenn er sich ständig in dem Haus aufhielt.
Daher wartete er, bis sie zur Arbeit aufgebrochen war, bevor er Baines beauftragte, die Garderobe für eine ganze Woche herbeizuschaffen.
Schließlich verhielt es sich keineswegs so, dass er hier ganz einzog. Es war einfach … praktischer, einige Habseligkeiten hier zu haben. Außerdem war es völlig normal, dass
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