Die schöne Mätresse
anfänglichen Abneigung scheinst du zu erkennen, wie vernünftig es wäre, mein Angebot anzunehmen.“
„Nun … ich habe keine Vorstellung, wie viel Kapital ich benötigen würde und wie ich es dir jemals zurückzahlen sollte. Und selbst wenn ich das Geschäft vergrößere, weiß ich nicht, wie ich mir ein Haus wie dieses leisten kann.“
„Ich werde es dir zeigen.“ Schnell ging er zu einem kleinen Sekretär hinüber und zog ein Dokument aus der Schublade. „Ich habe eine Aufstellung über die erforderlichen Ausgaben anfertigen lassen, eingeschlossen die Sicherheiten und die Art, wie der Profit ausgezahlt wird. Die Miete für dieses Stadthaus ist darin enthalten. Du kannst es von meinem Anwalt überprüfen lassen.“
Unsicher erhob sie sich und durchquerte das Zimmer. Vor dem Fenster blieb sie stehen und streckte unbewusst die Hand aus, um über die blauen Samtvorhänge zu streichen. „Irgendwie erscheint es mir nicht richtig, dass du mein Unternehmen … finanzierst. Nicht, wenn wir … wenn ich …“ Sie verstummte errötend.
„Als guter Geschäftsmann wähle ich nur Projekte aus, die aller Wahrscheinlichkeit nach ein Erfolg werden. Warum sollte ich dich nicht unterstützen, nur weil wir zufällig ein persönlicheres Verhältnis haben? Ich versichere dir, in dem Vertrag sind sowohl deine Rechte als Eigentümerin sowie meine als Investor berücksichtigt.“
Während sie den Samt unter ihren Fingern fühlte, kam ihr plötzlich ein Verdacht. Sie bedachte Evan mit einem durchdringenden Blick. „Sind Londoner Mietshäuser immer so geschmackvoll ausgestattet?“
Er zuckte die Schultern. „Nun, man kann Häuser mit oder ohne Inventar mieten.“
Sein unschuldiges Verhalten überzeugte sie nicht. „Samtvorhänge, Mobiliar nach der neuesten Mode … Ich bezweifle, dass viele Eigentümer solche Kostbarkeiten in einem Mietshaus lassen würden. War dieses Haus bereits eingerichtet?“
Er untersuchte angestrengt den Ärmel seines Gehrocks nach Staubflusen. „Nun, ich könnte dem Makler gegenüber angedeutet haben, welche Art von Interieur erwünscht ist.“
„Angedeutet?“ Wieder betrachtete sie den Raum, doch dieses Mal nahm sie auch die Details wahr: den Armsessel beim Kamin mit einem kleinen Beistelltisch, ein Sekretär am Fenster. Ebenso hatte sie ihre verschiedenen Behausungen während ihrer Zeit in Spanien und Portugal eingerichtet. Und all ihre Lieblingsfarben – mediterranes Blau, Beige, ein warmes Rosé. Ihr Verdacht erhärtete sich, und sie drehte sich zu Evan um. „Hat Francesca zufällig eine Rolle bei diesen ‚Andeutungen‘ gespielt?“
„Nun, ja, ich habe mich bei ihr erkundigt. Nachdem ich ihr einen Teil meines Plans verraten hatte, ließ ich sie mehrere Häuser besichtigen, die gerade zur Verfügung standen. Ich fragte sie, welches dir am besten gefallen würde, und bat sie, mich bei der Einrichtung zu beraten. Bist du mit dem Ergebnis zufrieden?“
„Du warst so sicher, meine Einwilligung zu bekommen, dass du mein Dienstmädchen eingeweiht hast, ohne jemals nach meinen Wünschen zu fragen?“
„Du tust ja gerade so, als hätte ich irgendein finsteres Komplott geschmiedet“, protestierte er lächelnd.
„Und wenn ich nicht mitspielen will? Was wirst du dann mit diesem schönen Haus und den kostbaren Möbeln anfangen?“ fragte sie. Ihre Wut wuchs mit jeder Sekunde. Er hatte nicht nur alles hinter ihrem Rücken ausgeheckt, nein, er hatte sich sogar heimlich mit Francesca verbündet! Von allen arroganten, selbstgefälligen …
Sein Lächeln schwand, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte. „Gefällt es dir nicht?“
„Natürlich gefällt es mir!“ fauchte sie. „Das Haus ist traumhaft, wie du nur zu gut weißt. Es ist nur …“
Schnell ergriff er ihre Hand. „Schon gut, Emily. Du wirfst mir vor, dass ich all das voreilig und ohne deine Zustimmung arrangiert habe. Aber das Ganze ist finanziell solide kalkuliert und so wohl durchdacht, dass ich den Plan mit gutem Gewissen realisieren konnte, zumal du den Wunsch schon oft selbst geäußert hast. Du arbeitest unermüdlich, und ich wollte dir einfach Zeit und Mühe ersparen. Außerdem hoffte ich, du würdest dich über eine Überraschung freuen. Ich wollte dich keineswegs bevormunden. Falls ich dich damit beleidigt habe, tut es mir Leid.“
Sie überlegte. Ja, sie hatte tatsächlich mehrmals davon gesprochen, ihr Geschäft zu vergrößern. Und auf diese Weise hatte er ihr unzählige Termine mit Maklern und Lieferanten
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