Die schöne Mätresse
Begleitung erregt natürlich Aufmerksamkeit.“
Lag ein leichter Vorwurf in seinen Worten? „Francesca sollte eigentlich mit mir kommen, fand die Aussicht auf Shakespeare im letzten Moment aber nicht sehr verlockend. Dennoch war es unklug von mir, allein einen Theaterbesuch zu wagen.“
„Ich finde Shakespeare auch etwas langweilig, wie ich zugeben muss. Aber wenn Sie gestatten, würde ich Sie mit dem größten Vergnügen für den Rest des Abends begleiten. Es wäre mir eine Ehre.“
Seine offensichtliche Sorge rührte sie. „Danke, Sir. Ich nehme Ihr Angebot sehr gerne an.“
Eigentlich schickte es sich nicht, sich in Gesellschaft eines nahezu Fremden zu zeigen, doch seine hoch gewachsene Gestalt nahm ihr die Angst, noch einmal belästigt zu werden. Außerdem lenkte er sie von der Versuchung ab, in eine gewisse Loge zu schauen.
Schließlich genoss sie das Stück weitaus mehr, als sie angesichts der Umstände erwartet hatte. Sie verbrachten einen angenehmen Abend, bis er sie auf die von Kutschen und Fußgängern wimmelnde Straße führte. Galant bot er ihr an, sie nach Hause zu bringen.
„Eine Droschke würde Sie wahrscheinlich sicher zu Ihrem Heim bringen, Ma’am. Trotzdem können die Straßen nachts gefährlich sein, und ich würde mir niemals verzeihen, wenn Ihnen unterwegs etwas zustieße.“
Sie musste zugeben, dass auch sie etwas Angst vor dem Heimweg gehabt hatte. Daher erlaubte sie ihm, sie zu begleiten.
In der Kutsche rückte sie so weit wie möglich von ihm ab, doch er machte keinerlei Anstalten, die Situation auszunutzen. Stattdessen plauderte er mit ihr über das Stück und stellte ihr die absurdesten Fragen. Sie bemerkte, dass er sie damit beruhigen wollte. Dennoch wuchs ihr Unbehagen, je näher sie dem Haus kamen. Ohne zu fragen, begleitete er sie die Treppe hinauf und zur Eingangstür.
Trotz seiner Freundlichkeit musste sie gewisse Dinge klarstellen. Nachdem sie den Butler entlassen hatte, wandte sie sich Brent zu.
„Mr. Blakesly, ich bin Ihnen äußerst dankbar für Ihre Hilfe.“ Sie schüttelte seine Hand kurz, aber fest. „Dennoch müssen Sie wissen, dass ich üblicherweise nicht …“, sie suchte nach den passenden Worten, „… die Begleitung eines Gentleman so einfach akzeptiere.“
Er lächelte. „Dann habe ich wohl doppeltes Glück.“
Begriff er nicht, was sie ihm sagen wollte? Errötend fuhr sie fort: „Ich weiß, dass Sie ein Freund von Lord Cheverly sind. Vergeben Sie mir meine Offenheit, aber Sie müssen eines verstehen. Ich werde unter keinen Umständen noch einmal eine … Verbindung eingehen, wie ich sie mit ihm hatte.“ Sie errötete tief, zwang sich jedoch, seinem Blick zu begegnen.
Er schmunzelte. „Ich bin kein reicher Lord wie Evan und kann mir kein so kostspieliges Leben leisten. Aber das wünsche ich auch nicht.“ Nun sah er sie offen an. „Ich würde lügen, würde ich leugnen, durch Ihre Schönheit beeindruckt zu sein. Aber ich genieße auch Ihre Gesellschaft, Ihren Verstand und die Tatsache, dass Sie nicht im Geringsten zur Koketterie neigen. Ich möchte wirklich Ihr Freund bleiben.“ Mit ernstem Gesicht hob er die Hand. „Ich schwöre bei meiner Ehre, dass ich Sie niemals beleidigen würde, indem ich Ihnen etwas anderes vorschlage.“ Nach einer kurzen Pause fügte er leise hinzu: „Ist Ihr Leben wirklich so ausgefüllt, dass Sie darin nicht einmal mehr Platz für einen Freund haben?“
Als sie ihn musterte, konnte sie nur ehrliche Absichten in seinen Augen erkennen. Dann erinnerte sie sich daran, wie angenehm der Schutz eines Begleiters gewesen war, mit dem sie die Vergnügungen des Abends geteilt hatte. Obwohl sie vorsichtshalber ablehnen sollte, verspürte sie plötzlich den Wunsch, ihre Einsamkeit zu beenden.
Ein Freund. Durfte sie es wagen, sein Angebot anzunehmen?
„Ich … ich weiß nicht.“
„Wenigstens haben Sie nicht abgelehnt.“ Sein Lächeln hatte etwas Jungenhaftes. Er wirkte nicht bedrohlich. „Reiten Sie? Wenn Sie der Armee gefolgt sind, müssen Sie eine geübte Amazone sein.“
Sie lächelte. „Das ist wahr.“
„Ich bin selbst ein begeisterter Reiter, wie ich gestehen muss. Zufällig habe ich eine Stute in meinem Stall, die geradezu perfekt für Sie wäre. Und ich reite sehr früh aus.“ Er hob die Hand, als sie protestieren wollte. „Es ist die einzige Zeit für einen guten Galopp – bevor die meisten Bewohner Londons überhaupt wach sind.“
Oh, wie sehr wollte sie seinem Vorschlag zustimmen. Da sie auf dem
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