Die schöne Mätresse
einbringen.“
„Das freut mich, aber wie hat sie sich über die Loge geäußert?“
Mr. Manners’ ernstes Gesicht wirkte ausnahmsweise amüsiert. „Sie trug mir auf, Ihnen ihren Dank auszurichten, aber sie wünscht nicht, Ihnen solche Unannehmlichkeiten zu bereiten.“
„Haben Sie Ihr gesagt, dass die Loge bereits bezahlt wurde und leer stehen wird, falls sie keinen Gebrauch davon macht?“
Das Lächeln des Anwalts wurde breiter. „Aye, das habe ich. Und ich versicherte ihr, dass die Loge auf ihren Namen reserviert sei, wodurch sie allein über die Benutzung bestimmen könne.“
„Und?“
Mr. Manners räusperte sich. „Sie fragte, ob meine Frau und ich das Theater mögen.“
Evan lachte. Verdammt, wie lange war es her, seitdem ihn irgendetwas wirklich amüsiert hatte? Schmunzelnd zog Mr. Manners eine Eintrittskarte aus seiner Westentasche und zeigte sie Evan. „Ich protestierte, aber sie war fest entschlossen. Was hätte ich also tun sollen, außer ihr Angebot dankend anzunehmen?“
„Und das Haus?“
Mr. Manners nippte an seinem Glas. „Sie bestand darauf, das Geschenk nicht anzunehmen. Schließlich überzeugte ich sie, dass ihre Zustimmung nicht erforderlich sei. Da ihr das Haus nun einmal überschrieben wurde, sei es nach dem Gesetz rechtmäßig ihres, ob sie es nun wünsche oder nicht, und sie könnte nach Belieben damit verfahren.“
Evan überlegte. „Glauben Sie, sie wird es verkaufen?“ fragte er. Das Grundstück war schließlich die letzte Verbindung zwischen ihnen.
„Nein, ganz im Gegenteil. Sie beteuerte, dass sie es als ihr Heim schätze. Dennoch bestand sie darauf, weiterhin Miete zu bezahlen, bis sie das Anwesen als ihr Eigentum betrachten könne.“
Evan nickte versonnen. Wie sehr wünschte er, dieses Gespräch belauscht zu haben. Er konnte sie deutlich vor sich sehen, wie sie mit gestrafften Schultern und erhobenem Kinn energisch ihre Meinung kundtat. Keine andere Frau, die er kannte, besaß solchen Stolz.
„Natürlich haben Sie gesagt, wie unsinnig das ist.“
„Nun … nein“, sagte der Anwalt. „Ich schlug ihr vor, sie könne weiterhin über meine Kanzlei die Miete bezahlen.“
Evan wurde ernst. „Auf keinen Fall, Mr. Manners! Wie Sie wissen, würde ich niemals dulden …“
Der Anwalt hob beschwichtigend die Hand. „Hören Sie mich an, Mylord. Wenn sich die Dame dadurch besser fühlt, warum sollte sie sich dann nicht durch die Zahlungen eigene finanzielle Mittel ansparen? Sie hat geschworen, keinen Penny der Treuhandfonds anzurühren, die Sie für sie eingerichtet haben. Bei zukünftigen Schwierigkeiten wird sie sich eher an mich wenden, zumal ich das Geld verwalte, das sie selbst angespart hat. Natürlich können ihre Rücklagen jederzeit … vergrößert werden, wenn Sie es wünschen. Den Zugewinn werde ich dann diskret als Zinsen deklarieren.“
Evans Lächeln kehrte zurück. „Es ist kein Wunder, dass meine Familie stets zufrieden mit Ihren Diensten war, Mr. Manners.“
Der Anwalt neigte den Kopf. „Ich fühle mich geehrt, Lord Cheverly.“ Er setzte sein Glas ab und wandte sich der Tür zu. „Ich danke Ihnen für Ihre Gastfreundschaft. Natürlich werde ich Sie über weitere Entwicklungen auf dem Laufenden halten.“
Evan erhob sich und bot dem Anwalt seine Hand an, die dieser nach kurzem Zögern erstaunt schüttelte. „Vielen Dank, Mr. Manners. Nun kann ich endlich beruhigt sein, da ich sie durch Ihre Hilfe beschützt und gut versorgt weiß.“
Der Anwalt blieb an der Tür stehen. „Wie ich zugeben muss, hielt ich dieses Projekt anfangs nicht für ratsam, als Sie mich damit beauftragten. Doch Mrs. Spenser ist nicht im Geringsten, was ich erwartet hatte. Sie ist eine höchst … außergewöhnliche Dame.“
Evans Herz schlug schneller. „Das ist sie.“
Nachdem der Anwalt gegangen war, sah Evan hinüber zu dem Gemälde über dem Kamin. Auf dem Bild schien die Morgensonne auf ein steinernes Sonnenrad, um das mehrere Töpfe mit Lavendel standen, daneben eine alte Holzbank. Die Szene bezauberte ihn jedes Mal aufs Neue, wenn er sie betrachtete, und er verspürte das Verlangen, in diesen Garten zu gehen – Emilys Garten hinter dem Laden.
Bevor sie in das neue Haus umgezogen war, hatte er sie um das Bild gebeten. Zuerst hatte er es in sein Arbeitszimmer im Ministerium gehängt, aber nach ihrem Bruch hatte er es hierher gebracht.
Seitdem feststand, dass Andrea endgültig in London bleiben würde, hatte er diese Bibliothek als sein persönliches
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