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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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ihre begrenzten Vorräte bald verbraucht. Zuerst hatte sie ihren Schmuck verkauft, dann Andrews Pferde und sein Gewehr. Zum Schluss die Pistole.
    Eine Träne rollte über ihre Wange. Sie wischte sie weg. „Er hat kaum geklagt, obwohl er starke Schmerzen hatte. Eines Tages bat er mich um diese Waffe, damit er sein Leben beenden und uns von der Qual erlösen könne. Ich war so froh, dass ich sie bereits verkauft hatte.“
    Schweigend griff Rob erneut in den Kasten und legte ein paar Gegenstände auf ihre Handfläche.
    „Seine militärischen Abzeichen“, flüsterte sie und berührte die glitzernden goldenen Schmuckstücke mit den Fingerspitzen. Jedes Einzelne davon hatte Essen, Decken oder Holzkohle für die kleine Feuerstelle bedeutet. „Ich habe den letzten goldenen Knopf verkauft, um seine Beerdigung zu bezahlen“, murmelte sie.
    „Da ist noch etwas …“ Rob gab ihr einen dünnen goldenen Ehering.
    Tränen standen in ihren Augen, als sie die vertraute Inschrift las:
Heute und für immer – Andrew.
„Ich wollte ihn nicht verkaufen, ich schwöre es! Aber er war alles, was uns noch geblieben war.“
    „Das weiß ich, Auriana. Dich trifft keine Schuld. Zweifellos warst du kurz vor dem Verhungern, wenn du dich von diesem Ring getrennt hast.“
    Dennoch musste sie es ihm erklären. „Ich brauchte das Geld, um Farben für Don Alvarez’ Porträt zu kaufen. Später, als ich etwas verdient hatte, versuchte ich, den Ring zurückzubekommen. Doch der Goldschmied sagte mir, ein Kunde – ein Fremder – habe ihn bereits erstanden und weggebracht, er wisse nicht, wohin.“
    „Don Alvarez hat offenbar jemanden beauftragt, sämtliche Besitztümer von Andrew aufzukaufen. Ich vermute, er wollte sie dir als Hochzeitsgeschenk überreichen, aber du hast seinen Antrag abgelehnt. Erst als ich ihm erklärte, dass Andrews Sohn die Stücke unbedingt erben solle, konnte ich ihn überreden, sie mir zu überlassen.“
    Langsam steckte sie den Ring auf ihren Finger. „Danke, Rob, dass du diese Dinge gefunden hast. Und dafür, dass du mir vergibst.“
    „Verdammt, es gibt nichts zu vergeben!“ rief er. „Du hättest niemals einer solchen Demütigung ausgesetzt sein dürfen! Es war alles Papas Schuld und ebenso die deines starrköpfigen Vaters. Nun, jetzt habe ich das Geld und die Macht. Ich werde dafür sorgen, dass du alles bekommst, was von Anfang an dir hätte gehören sollen. Wohlstand, Luxus, deinen rechtmäßigen Platz in der Gesellschaft … Sag jetzt nichts!“ Er hob die Hand, um ihren Protest im Keim zu ersticken. „Es ist mir gleichgültig, ob du Ställe ausgemistet oder die ganze französische Armee bedient hast. Andrew hätte gewollt, dass du in die Gesellschaft zurückkehrst, an den Platz, den du seinetwegen verlassen hast. Er hätte darauf bestanden. Kannst du das leugnen?“
    Was sollte sie darauf erwidern?
    „Ich weiß, wie du dich fühlst“, fuhr er sanfter fort. „Auch ich habe zuerst so empfunden. So als würde man alles verraten, wofür wir einmal gekämpft haben – beinahe wie eine Kapitulation vor Papa, nur um bequem leben zu können. Aber solche Gedanken sind töricht. Wir sind alle die Menschen, zu denen uns unser Charakter macht. Elegante Garderobe, ein pompöses Palais und großes Vermögen stellen nicht den wahren Wert einer Person dar. Das ist eines der Prinzipien, weswegen wir uns mit Vater zerstritten haben.“
    „Mag sein. Aber die Welt wird wohl eher die Ansicht deines Vaters über mich teilen als deine, Rob.“
    „Dann werden wir diese Meinung eben ändern müssen. Weil ich dich nämlich nicht aufgeben werde, Auriana. Ich habe bereits Andrew verloren, und dich will ich nicht auch noch verlieren. Du und Drew seid meine Familie, und daher wirst du bleiben.“
    Eine Familie. Einen Ort, an den sie gehörte. Wie lange hatte sie auf beides verzichten müssen? Nun, solange Andrew bei ihr gewesen war, hatte sie nichts vermisst.
    Sie erinnerte sich an glückliche Tage in Portugal und Spanien. Rob hatte gelacht und gescherzt, während er die kärglichen Mahlzeiten mit ihnen teilte. Sie dachte daran, wie es Drew in dieser liebevollen Umgebung ergehen würde. Rob bot ihr etwas an, das sie trotz der größten Mutterliebe ihrem Sohn nicht bieten konnte.
    Gerührt schmiegte sie sich in Robs ausgebreitete Arme.
    Nach einer Weile gab er sie wieder frei. Emily blickte auf – in das Gesicht von Robs Frau. Aus ihrer unglücklichen, bleichen Miene war zu schließen, dass sie die Szene beobachtet hatte.
    Rob

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