Die schöne Mätresse
legte einen Arm um die Schultern seiner Gattin. „Natalie, ich habe Auriana gesagt, dass sie und Drew bei uns bleiben sollen.“
Zögerte die Blondine kurz? „Ja, natürlich. Blutsverwandte …“, sie betonte das Wort, „gehören zusammen.“
Emily war jedoch keine Blutsverwandte, sondern nur angeheiratet. Versuchte ihre Schwägerin das anzudeuten? So verlockend Robs Angebot auch war – sie würde es ablehnen, wenn seine Frau ihr feindselig gesinnt war.
„Natalie, Sie müssen ihn davon überzeugen, dass eine Geschäftsfrau … eine ehemalige Geschäftsfrau“, verbesserte sie sich bei Robs lautstarkem Protest, „nicht in den Haushalt eines Earl gehört. Es würde endloses Gerede und gesellschaftliche Kritik mit sich bringen.“
Ihre Schwägerin öffnete den Mund, schloss ihn dann jedoch wieder. „Ich bin sicher, Robert weiß, was er will“, sagte sie schließlich.
„Trotzdem kann ich Ihre Freundlichkeit nicht annehmen. Außerdem gefällt es mir sogar, den Salon zu betreiben, und mein Haus in London ist sehr hübsch.“
„Behalte den Laden, du kannst immer noch Entwürfe anfertigen“, bot ihr Rob an. „Du könntest auch wieder Porträts malen, darin bist du sehr begabt. Trotzdem wirst du bei uns wohnen, sei es hier oder in London.“
Er drückte seine Frau aufmunternd an sich. „Komm schon, Natalie, du musst mir helfen, sie zu überreden. Wir werden dafür sorgen, dass dich die Gesellschaft akzeptiert, Auriana. Natalie wurde noch nicht offiziell als meine Frau präsentiert, aber … Ich habe eine Idee! Wir müssen einen großen Ball veranstalten und euch beide der Gesellschaft vorstellen!“
Emily zuckte zusammen, und Natalie wurde bleich. „Mich vorstellen? Rob, hast du den Verstand verloren?“ rief Emily.
Vielleicht steckte immer noch etwas von dem Abenteurer in Rob, denn seine Augen funkelten mutwillig. „Ich bin jetzt der Earl of Maxwell. Du bist meine Schwägerin, die Witwe eines Offiziers, der sein Leben für England geopfert hat. Wer hat einen größeren Anspruch darauf, sich zur Elite der Gesellschaft zu zählen?“
„Und was ist mit den Londoner Matronen, die ich in meinem Geschäft bedient habe, die meine Hüte gekauft haben? Glaubst du etwa, sie werden mich in ihre Salons einladen oder mir Besuche abstatten? Man wird über mich lachen, Rob. Sie werden niemals …“
„Die Maxwells haben England seit den Tagen Wilhelms des Eroberers verteidigt. Der Titel mag mir noch nicht lange gehören, aber ich kann getrost behaupten, dass niemand es wagen wird, sich mir zu widersetzen.“
Emily erkannte, dass Rob sich niemals den engstirnigen Regeln der Oberschicht anpassen würde, zu der viele Freunde seines verstorbenen Vaters gehörten. Nein, er würde es genießen, wenn sie sich seinen eigenen Bedingungen unterwerfen mussten. Denn nun besaß er die Macht, andere Aristokraten zu beeinflussen. Nichtsdestotrotz wollte sie nicht zwischen die Fronten dieser Schlacht geraten. Auch ihre Schwägerin durfte nicht für die Fehler bezahlen, die sie, Emily, gemacht hatte.
„Natürlich werden sie dich respektieren, Rob“, versicherte sie. „Madame Emilie, die in Spanien Porträts gemalt hat und Hüte in London verkauft, ist allerdings eine ganz andere Angelegenheit. Allerdings würde mich niemand um meinetwillen einladen. Und zweifellos würden Gerede und Spekulationen kursieren, unter denen Natalie leiden müsste. Du kannst das nicht von ihr verlangen.“
„Meine Natalie nimmt es mit jedem auf. Nicht wahr, Liebes?“
Ihre Schwägerin spielte mit einer ihrer blonden Locken. Ihr Blick wanderte von Emily zu ihrem Ehemann und wieder zurück. Ihre Stimme klang ausdruckslos. „Ich werde tun, was immer Robert wünscht.“
„Das ist mein Mädchen.“ Rob küsste seine Frau auf die Wange und ging zur Tür. „Nun, dann gibt es ja keine Einwände mehr. Ihr müsst mich nun entschuldigen, ich habe ein paar lästige Dokumente zu unterschreiben. Ich habe Hampstead mitgebracht, meinen Adjutanten, der einen Arm in Vittoria verloren hat – du erinnerst dich sicher an ihn, Auriana. Jetzt ist er mein Sekretär. Das Dasein als Earl bringt einige Vorteile mit sich. Ich habe einem halben Dutzend Männern aus dem alten Regiment eine Anstellung verschafft. Was euer Debüt betrifft, so werde ich Ned mit der Organisation beauftragen – Einladungen und so weiter. Alle, die etwas in London darstellen, werden kommen.“ Robert rieb sich vergnügt die Hände. „Meine Güte, ich wünschte, Andrew könnte dabei sein,
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