Die schöne Mätresse
niemals von dir wegschicken lassen. Ich hätte dich ständig umworben, bis du meinen Antrag angenommen hättest, nur um den Belästigungen ein Ende zu machen.“
Trotz der Traurigkeit in ihrem Herzen verspürte sie eine unbändige Freude. Er hätte sie geheiratet? Dennoch gewann die Vernunft in ihr die Oberhand. „Nein, Liebster, das hättest du nicht getan. Ob Tochter eines Duke oder nicht, ich war lediglich eine ehemalige Porträtmalerin und Geschäftsfrau, die weder von der eigenen Familie noch von der ihres Ehemannes akzeptiert wurde. Nur ein Mann, dem die Meinung der Gesellschaft gleichgültig ist, hätte es gewagt, eine solche Frau zu heiraten. Ein angesehener Earl hingegen, dessen Schwester demnächst debütieren sollte – ausgeschlossen.“
Er lächelte schwach. „Mag sein. Aber wenn dir so viel am Wohl meiner Familie liegt, empfindest du doch offensichtlich etwas für mich?“
Sein beinahe ängstlicher Tonfall versetzte ihr einen Stich ins Herz. „Ja. Sogar mehr, als ich dir selbst jetzt zu gestehen wage, obwohl es keinen Unterschied mehr macht.“
„Ich liebe dich, Emily-Auriana, oder welchen Namen du auch tragen willst. Ich glaube, ich habe dich vom ersten Moment an geliebt.“ Trotz der Nähe des Hirten und seiner grasenden Kühe zog er ihre Hand zu einem Kuss an die Lippen. „Wenn du auch nur halb so viel für mich fühlst, scheint es, als ob wir einander gründlich missverstanden haben. Doch auch wenn du nun in den Augen der Gesellschaft mehr als würdig bist, meine Frau zu werden – es ist zu spät.“
Diese bittere Wahrheit traf sie beide wie ein Schlag. Schweigend führten sie ihre Pferde den Weg entlang. Nein, dachte Emily, ich darf nicht darüber nachgrübeln, was hätte sein können.
Nach einer Weile blieb Evan stehen. „Ich habe während dieser letzten Minuten mein Hirn zermartert, aber ich sehe keine Möglichkeit, mich dieser Verpflichtung zu entziehen. Ich kann die Verlobung nicht lösen. Eigentlich würde das Hochzeitsdatum bereits feststehen, hätte Andrea den Termin nicht wegen irgendeines Problems mit der Aussteuer verschoben. Sie ist ein liebes Mädchen, und ihr Bruder war mein bester Freund. Ich glaube nicht, dass sie es überleben würde, falls ich sie verstoße.“ Er seufzte. „Ich kann es nicht tun.“
„Natürlich kannst du es nicht. Kein Mann von Ehre würde so handeln.“ Er sagte nichts, was sie nicht bereits wusste. Und sie musste auch nichts aufgeben, weil sie es von Anfang an nicht besessen hatte.
„Ich sollte jetzt gehen.“ Sosehr es ihr auch widerstrebte, ihn zu verlassen, war es doch sinnlos, die süße Qual seiner Nähe auszudehnen. Ein weiteres Treffen durfte sie nicht riskieren. Besonders angesichts der Tatsache, dass ihr Verlangen nach ihm immer noch ihre Selbstbeherrschung auf eine harte Probe stellte.
Er hatte versonnen den Rasen betrachtet, doch jetzt wandte er sich ihr wieder zu. „Hast du vor, dich in der Gesellschaft zu bewegen?“
„Gelegentlich. Ich hatte dem Ball nur zugestimmt, weil Rob argumentierte, eine Weigerung meinerseits würde die üblen Gerüchte fördern. Und weil er darauf bestand, dass es sich Andrew für mich gewünscht hätte. Allerdings …“, sie sah ihn herausfordernd an, „habe ich die Absicht, mein Geschäft zu behalten, und du weißt, wie unpassend das ist – selbst für die Tochter eines Duke. Wahrscheinlich werde ich nicht allzu viele Einladungen bekommen.“
„Mit deinem Talent solltest du unbedingt weitermachen. Ich kann mir dich wirklich nicht als eitle Dame vorstellen, die sich nur für schöne Kleider und den neuesten Klatsch interessiert. Aber wenn du ausgehst, werden wir uns zweifellos treffen.“
Mit Unbehagen bemerkte sie seinen nachdenklichen Blick. Welchen Plan heckte er nun wieder aus? „Sollte das passieren, dann hielte ich es für besser, wenn wir uns aus dem Weg gingen.“
„Emily, ich kann dich jetzt nicht heiraten. Leider können wir die Zeit nicht zurückdrehen, aber deine Anerkennung in der Gesellschaft eröffnet uns eine neue Möglichkeit. Nein, hör mich an!“ Er erstickte ihren Protest mit einer Handbewegung. „Zieh es wenigstens in Betracht. Ich gebe zu, wir durften uns bisher nicht zusammen zeigen, sonst hätte die ganze Welt eine intime Beziehung vermutet. Aber jetzt können wir uns bei jedem gesellschaftlichen Anlass treffen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Wir könnten einen Ort finden, vielleicht sogar außerhalb der Stadt, an dem wir zusammen sein können. Mein Liebling, eines
Weitere Kostenlose Bücher