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Die schoene Muenchnerin

Die schoene Muenchnerin

Titel: Die schoene Muenchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaemmerer Harry
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aber das geht bei so großen Kunden nicht. Die interessieren sich nicht für die menschliche Seite des Geschäfts. Der Job der Mädels ist es, die Sachen zu zeigen und die Einkäufer scharfzumachen. Echte Emotionen sind da nicht gefragt. Alles eine große Show.«
    Hummel nickte und dachte an das verheulte Mädchen von gestern. »Hast du eine Ahnung, ob jemand Veronika schaden wollte? Wie ist denn die Stimmung in deiner Agentur unter den Mädchen?«
    »Bisschen Zickenalarm. Wer ist die Schönste? Wer kriegt die attraktivsten Werbeaufträge? Aber keine Feindschaft. Da hab ich als Agenturchefin schon den Finger drauf.«
    »Und mit dieser Andrea Meyer war sie befreundet?«
    »Ja. Blacky & Blondy. Vroni schwarz, Andy blond.«
    »Und Veronika hatte wirklich keinen Freund?«
    »Soviel ich weiß, nicht. Weißt du, Models können ziemlich anstrengend sein.«
    Hummel dachte an den Typen vom Altstadthotel und nickte. »Und das mit dem Koksen hast du nicht gewusst?«
    »Wie gesagt, was die Mädels privat machen, weiß ich nicht. Aber Vroni und Koks? Das glaub ich nicht. Der Job ist sehr anstrengend. Diese Werbekampagnen kosten irre viel Geld. Studio, Fotografen, Assistenten. Da musst du voll präsent sein. Vroni war immer hellwach, hatte viel Ausdauer. Hm, so hab ich das noch nie gesehen … Wenn es stimmt, dann hat sie es gut verheimlicht.«
    »Verdient man als Model so viel, dass man sich das leisten kann?«
    »Hey, ist das jetzt ein Verhör?«
    »Nein, entschuldige. Ich bin nicht bei der Drogen­fahndung.«
    »Aber noch im Dienst.«
    »Nein, ja, äh … Tut mir leid. Polizisten sind immer im Dienst. Irgendwie. Entschuldige. Wollen wir was essen?«
    »Ja, Schweinsbraten.« Sie strahlte.
    Hummels Handy klingelte. Er ignorierte es.
    »Geh ruhig dran«, sagte Chris.
    Hummel sah auf die Nummer und runzelte die Stirn. »Ja, Hummel, was gibt’s?« Chris ließ ihre Augen nicht von ihm. Hummel wich ihrem Blick aus. Denn er wusste bereits, dass der Abend gelaufen war. »Ja, bis gleich«, sagte er und beendete das Gespräch. Er sah Chris ernst an. »Es tut mir leid, aber ich, äh …. Wir holen das nach.«
    »Versprochen?«
    »Aber klar doch.«
    »Ja, das wäre schön.«
    Er stand auf, streckte ihr die Hand hin.
    Sie ignorierte die Hand, stand ebenfalls auf, und er spürte ihre Lippen an seiner Wange. Ein Stromstoß schoss durch seinen Körper. »Ruf mich an, sobald du Zeit hast«, hauchte sie.
    Hummel schluckte, nickte und ging.
    »Scheiße!«, fluchte er und widerstand der Versuchung, noch mal durchs Fenster ins Lokal zu schauen. Nicht mal gezahlt hatte er.
    FRANZ KLAMMER
    Ostpark im Mondschein. Mystisch. Abgezirkelte Flächen in verschiedenen Schwarzgrautönen, riesige Laubberge wie Dinokackhaufen und glänzende Teerwege – Maori-Tattoos auf dem nassen Faserpelz des Parks. Und der betongerahmte Zierteichspiegel bei dem trostlosen Biergarten, wo sich Regenwasser in vergessenen Maßkrügen sammelte.
    Auf einem der Parkwege eine kleine Fahrzeugkolonne, scharfe Lichtkanten, Männer und Frauen in weißen Overalls, matt glänzende Aluminiumkoffer, Absperrbänder. Keine Presse, keine Schaulustigen. Aber Mader mit Zankl und Dosi. Und Bajazzo. Der sie gefunden hatte, mit seinem feinen Näschen. Unter einem der runden Gully­deckel, die über den ganzen Park verteilt waren, auf den Gehwegen oder – wie hier – mitten auf der grünen Wiese, nahe dem Kinderspielplatz. Der Inhalt des Kanalschachts war jedoch nichts für Kinderaugen: eine blonde Frau in einem schwarzen Trainingsanzug, zusammengefaltet. Nur mit großer Mühe konnten die Polizisten die steife Leiche aus der engen Betonröhre bergen. Gesine diri­gierte die Arbeiten.
    Jetzt traf Hummel ein. Wahrlich eine Achterbahn der Gefühle heute. Seine amouröse Hochstimmung vom Fraunhofer war verpufft.
    »Franz-Klammer-Abfahrtshocke«, sagte Zankl.
    »Franz-was?«, fragte Hummel verwirrt.
    »Früher gab’s mal so eine Sendung mit Skigymnastik. Da haben wir uns als Kinder vor dem Fernseher auch so zusammengefaltet. Wie Franz Klammer.«
    Hummel ging zu Mader rüber, der mit den Kollegen sprach: »Huber, am Gullydeckel ist nichts?«
    »Prüft die Spusi. Auch den Laubkorb. Der lag drüben im Gebüsch.«
    »Bitte durchsuchen Sie das Gebüsch genau. Abfall, Kippen, das Übliche. Ach, Hummel, auch schon hier?«
    »So schnell es ging. Wer hat denn die Leiche gefunden?«
    »Bajazzo. Reiner Zufall. Und wir kennen sie!«
    Hummel sah ihn irritiert an.
    »Die Frau war auf einem Foto in Veronika Sallers

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