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Die schoene Muenchnerin

Die schoene Muenchnerin

Titel: Die schoene Muenchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaemmerer Harry
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Tisano?«, fragte Prodonsky.
    Helmut blinzelte. So sah also die Hölle aus. Wie ein billiges Pensionszimmer. Oder sprach da Gott mit ihm? »Können Sie mich hören?«, fragte Gott.
    »Ja, ich kann. Wo bin ich?«
    »Im Krankenhaus. Sie hatten einen Unfall.«
    »Wo ist Loki?«
    »Welche Loki?«
    »Mein Partner.«
    »Liegt ein Zimmer weiter. Sie haben großes Glück ­gehabt.«
    »Was ist mit meinem Gesicht?«, fragte Helmut und betas­tete vorsichtig den Verband.
    »Sie beide haben schwere Schnittverletzungen im Gesicht. Aber wir kümmern uns. Herr Tisano, wo sind die Ohren?«
    Helmut griff sich an die Seite des Kopfes.
    »Nicht Ihre Ohren! Die Ware.«
    »Ich weiß es nicht.«
    KÜHLER HAUCH
    Maders Wohnzimmercouch in Neuperlach, darauf der Besitzer – horizontal. Der Eintopf lag Mader jetzt doch recht schwer im Magen. Das Löwenbräu blubberte dort ebenfalls ungut. Nicht nur dort, auch in seinem Kopf. Absolut nicht seine Marke. Und immer wieder meldete sich der Leberkäs. Puh! Bajazzo winselte. Mader rieb sich die Augen. Auf dem Couchtisch sah er die Abendzeitung , die hatte er vorhin mitgenommen. Ein kurzer Artikel über den Abgang der Schönen Münchnerin . Standardnachruf. Die offizielle Version der Polizei lautete auf Herz­ver­sagen. Sonst hätten sie jetzt die Journalisten auf dem Hals. Er schloss wieder die Augen, doch Bajazzo ignorierte Maders Ruhebedürfnis. Gassi!
    »Ist ja schon gut«, sagte Mader und wälzte sich vom Sofa. Er schlüpfte in Mantel und Stiefel und ging mit Bajazzo hinaus in den kühlen Herbstabend. Es war Viertel vor acht. Stockfinster. Im Park keine Menschenseele. Maders Schritte schlurpsten auf dem feuchten Laub. Bajazzo verschwand geschäftlich in den Untiefen des Parks. Mader sog die schneidende Luft ein. Langsam wurden seine Gedanken klar. ›Da kämpft sich ein Mädchen aus kleinen Verhältnissen hoch, kommt auf den Geschmack des Geldes und hat kein Gefühl für die Grenzen. Und schon ist das Spiel vorbei. Aber würde man denjenigen erpressen, der einem eine neue Nase beschert hat? Oder war das gegen ihren Willen geschehen? War sie ein Ver­suchs­kanin­chen? Hat sie Geld dafür bekommen?‹ Morgen erfuhren sie vielleicht mehr, denn da würde Veronika Sallers Freundin aus den USA heimkehren. In die Plettstraße 4. Nur ein paar Minuten von hier. Heimspiel. Er sah in den Nachthimmel. Ein glitzerndes Sternenzelt über Neuperlach. Er spürte die Energie, die Konzentration. Er schloss die Augen und empfing kosmische Strahlen. Erleuchtung. Seit Langem mal wieder. Der kühle Hauch der Finsternis – eine schwarze Ahnung, eine Berührung mit dem Jenseits, ein Atemzug des Schicksals! Oder bloß ein frisches Abendlüftchen? Mader drehte sich um. Wo blieb bloß Bajazzo?
    IMMER IM DIENST
    Hummel lief wie auf Schienen. Er war eine Tram­bahn­station zu weit gefahren. Jetzt musste er die halbe Müllerstraße zurück bis zur Fraunhoferstraße. Eine Frage bohrte nachhaltig in ihm: ›Warum will diese Klassefrau mit mir essen gehen? Ausgerechnet mit mir?‹ Eine kalte Windbö fuhr ihm ins Genick. Er schlug den Kragen seiner Lederjacke hoch und bog in die Fraunhoferstraße ein.
    Die großen Fenster des Fraunhofer leuchteten. Wohlige Wärme schlug ihm entgegen, als er den Gastraum ­betrat. Das Gewirr der Stimmen, die Luft erfüllt von Bratensauce und Bier. ›Fehlt nur der Zigarettenrauch‹, dachte er wehmütig. Chris war schon da, winkte ihm.
    Er trat an den Tisch und gab artig die Hand. »Hallo Chris, schön, Sie zu sehen.«
    »Ganz meinerseits. Aber sagen wir doch ruhig ›du‹ ­zueinander.«
    »Gerne, Chris, äh, hallo, du …«
    Sie lachte. Und deutete auf ihr Weißbier. »Ich war schon mal so frei. Auf diesen Fashion-Shows gibt es immer nur das klebrige Zeugs.«
    Sie lächelten sich an. Sagten nichts. Hummel stieg die Hitze ins Gesicht. Als sein Bier kam, stießen sie an. Er nahm einen großen Schluck und stöhnte leise.
    »Harten Tag gehabt?«, fragte Chris.
    »Der Fall nimmt uns ziemlich mit. Klar, in München passiert viel, aber bei so jungen Menschen fällt man dann doch vom Glauben ab. Die haben noch alles vor sich, und dann zieht jemand den Stecker.«
    »Ihr glaubt nicht an eine Überdosis?«
    »Wir ermitteln in alle Richtungen.«
    »Vroni wäre gestern bei der Show dabei gewesen. Sie ist perfekt für … Sie war …« Chris’ Blick trübte sich, sie nahm schnell einen Schluck von ihrem Bier. Als sie sich gefangen hatte, sagte sie: »Eigentlich wollte ich gestern alles abblasen,

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