Die schoene Muenchnerin

nahm sich vor, auf dem Heimweg in der Kampfsportschule vorbeizuschauen und sich die Mitgliederliste zeigen zu lassen. Machte er sich bestimmt Freunde mit der Aktion.
    Zurück zu Sandy Möller. Das Risiko für sie wollten sie ja eigentlich vermeiden, aber zum Glück war der Möller nichts Schlimmeres passiert. Der Täter war jedenfalls eiskalt. Und jetzt hatte er Hummel als Koautor wegen des Vertrags auf dem Radar.
    Zankl steckte knietief in den Zahlen und verschaffte sich detaillierte Informationen zu Dr. Nos Finanzlage. Speziell zu seiner Chiemseeklinik. War ein kostenintensiver Laden. Den Salzburger Baustoffunternehmer Nonnenmeier samt illustrer Gattin hatte er schnell geortet. Aber komplex das Ganze! Denn das Baustoffimperium war ein undurchdringlicher Dschungel mit vielen kleinen Unternehmen. Da musste er die österreichischen Kollegen um Amtshilfe bitten. Er kannte jemanden in Salzburg, bei dem er noch was gut hatte.
    Dosi beschäftigte sich mit dem Tagungsprogramm der plastischen Chirurgen im Luxushotel Almbach . Sie musste sichergehen, dass Nose ihr dort nicht begegnete. Nose hatte laut Programm einen Vortrag am Eröffnungstag. Der würde sich vermeiden lassen. Und Hummel hatte Nose ja nie persönlich kennengelernt. Nach dem Vortrag wäre Nose wieder am Chiemsee, wo Gesine mit ihm verabredet war, um sich seine Praxisklinik mal näher anzusehen.
    Mader war fahrig und unkonzentriert, als er mittags im Präsidium eintraf. Niemand sprach ihn darauf an. Alle wussten, dass er gestern in Regensburg gewesen war. Dosi wunderte sich über sich selbst. Vor nicht allzu langer Zeit hätte sie sich hier für jede Stelle qualifiziert gesehen, auch für Maders, aber inzwischen wusste sie, was für ein schwieriger Job das war. Im Hintergrund die Strippen ziehen, den Überblick bewahren und Dr. Günther unter Kontrolle halten. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn Mader sie verließ.
    Es wurde eine lange Teamsitzung. Mader war sehr mit Zankls Ergebnissen aus der Naviüberprüfung zufrieden. Da lief einiges zusammen. Das mit Dr. Weiß und Hannover irritierte auch ihn. Und diesen Dr. Hanke sollten sie ebenfalls mal genauer unter die Lupe nehmen. Auf wen sollten sie sich jetzt konzentrieren? Professor Prodonsky war im Moment mit Herzproblemen schachmatt, Dr. Hanke vielleicht irgendwo in Italien, Dr. Grasser in Kalifornien. Blieb im Moment nur Dr. No. Vielleicht würde Gesine am Chiemsee endlich einen tieferen Einblick in Dr. Nos Geschäfte bekommen. Vielleicht würden sie auf dem Kongress von einem der Beautychirurgen interessante Dinge in puncto Organhandel erfahren, denn Kongresse waren ja brodelnde Gerüchteküchen.
    Zankl sollte Gesine unauffällig Begleitschutz geben. Und Mader wollte ein Auge auf Dosi und Hummel haben und hatte sich ein Zimmer in einem Gasthaus in Klais gebucht. Wenn es keine besonderen Vorkommnisse gab, wollte Mader die Zeit für ausgedehnte Spaziergänge mit Bajazzo vor der Kulisse des Zugspitzmassivs nutzen. Der Wetterbericht war gut, und es gab so manches, worüber er nachdenken musste.
    Mader glaubte nicht wirklich, dass dieses Wochenende wesentliche Fortschritte bringen würde, aber er schätzte es sehr, dass seine Leute so viel Initiative zeigten. Die würden eigentlich ganz gut ohne ihn auskommen. Obwohl – einer musste ja den Hut aufhaben, oder? Die richtige Mischung aus persönlichem Ehrgeiz und Teamarbeit – dahin versuchte er seine Leute zu lenken. Nachdenklich blätterte er in dem Wanderführer Rund um die Zugspitze und betrachtete die eindrucksvollen Fotos. Saftige Almwiesen vor schroffem Fels. ›So was gibt’s in der Oberpfalz jedenfalls nicht!‹
    VERZWICKT
    Hummel rauchte der Kopf. Er nahm einen Schluck Bier und zupfte das Zellophan von einer Schachtel Prince of Denmark .
    Liebes Tagebuch,
    ich kann gar nicht mehr abschalten. Wie ist das Gefüge? Wie ist die Rangordnung? Wer ist der Boss? Prodonsky sitzt an der Quelle, liefert die Ersatzteile über die zwei Boten aus. Weiß hängt da auch irgendwie mit drin, macht das Praktische. Na ja, machte. Warum ist er jetzt tot? An einer Landstraße viele Hundert Kilometer entfernt von München? Und dann noch diese Schwester und der Assistenzarzt mit ihrer Aussage, dass sie Dr. Weiß in einem der Kühlfächer gesehen hätten? Spinnen die alle? Bedienen sich bei den Nar­kose­mitteln? Wo steckt dieser Hanke? Was hat der mit Prodonsky, Nose und Grasser zu tun? Hat er sich abgesetzt? Haben sie ihn verschwinden lassen? Grasser organisiert das