Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schoene Muenchnerin

Die schoene Muenchnerin

Titel: Die schoene Muenchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaemmerer Harry
Vom Netzwerk:
der angemessenen Muße genießen konnte, sondern inmitten der lärmenden Gesellschaft der soeben eingetroffenen Busladung des Berliner Kegelklubs Alle Neune! Zumindest würde er nicht groß auffallen in dieser grölenden Menge. Bajazzo fand es hier übrigens astrein, hatte ihm doch der Wirt das wirklich große Endstück eines wirklich großen Leber­käses überlassen.
    DER SONNE ENTGEGEN
    Gesine packte die Reisetasche inklusive schöner Nachtwäsche in den Kofferraum ihres Alfa Spider und startete den Motor. Falls sich bei dem Besuch von Dr. Nos Klinik herausstellen sollte, dass Nose eine blütenreine Weste hatte und er spontan vorschlug, noch einen Tag in den Bergen zu verbringen, in einem romantischen Berggasthof im Schatten der Kampenwand, dann wollte sie sich nicht gerade in ihrem Schlabberschlafanzug präsentieren. Sie stellte das Autoradio laut – Aerosmith mit Walk this Way – und fuhr der Sonne entgegen.
    OUTER APPEARANCE PROFIT
    Als donnernder Applaus aufbrandete, schreckte Hummel hoch, einen Moment orientierungslos, bis ihm klar wurde, wo er war: inmitten einer Horde sonnenverbrutzelter älterer Männer in messerscharfen Businessanzügen. War dies eine BOSS-Modenschau? Hummel saß in der letzten Reihe und war weißbiermäßig einen Hauch zu relaxed gewesen, um dem Einführungsvortrag Professor Limburgs aus Gießen in allen Einzelheiten zu folgen. Jetzt aber volle Aufmerksamkeit. Denn der zweite Redner war Dr. No. Den er ja noch nie live erlebt hatte. Jetzt verstand er Dosi und Gesine: die markanten Gesichtszüge, das volle dunkle Haar. Und mit seinem olivfarbenen Anzug und der braunen Krawatte an rosa Hemd war er modetechnisch ganz weit vorn dabei.
    Dr. No wählte einen betriebswirtschaftlichen Zugang zum Thema und verwendete als Leitbegriff das schöne Wort beauty life management , das gekennzeichnet sei von professional and private balance . F ür die man human creative resources zielgerichtet einsetzen müsse, um maxi­ma­len outer appearance profit zu erzielen. Den personal profit in marketing harmony zu bringen sei die eigentliche challenge , n atürlich stets unter home market conditions . Made in Germany müsse bleiben, was es immer war: eine unverwechselbare trademark , ein USP .
    Während die schweizerischen und österreichischen Kollegen die Ausführungen zu Made in Germany mit Murren und Räuspern quittierten – woraufhin Nose die Bezeichnung sogleich auf den gesamtdeutschen Sprachraum ausdehnte und von Schweizer Wertarbeit und öster­rei­chi­scher Kreativität faselte –, überlegte Hummel, wo er das mit den USPs schon mal gehört hatte. Klar, im Verlag, der Lerchenthaler und die Möller hatten davon gesprochen. Das ausschlaggebende Verkaufsargument für Weinmeiers Buch war, dass der Autor tot war. In Erfüllung seiner Pflicht gestorben, quasi für den Leser. Mehr konnte man nicht geben. Und er, Hummel, war hier, um sein Erbe anzutreten.
    Er sah sich um. Von der Presse war keiner da, zumindest sah niemand so aus. Wahrscheinlich würden die erst zum Mittagessen aufschlagen. Hummel verfolgte, wie Nose beeindruckende Grafiken erläuterte, die der Beamer hinter ihm an die Wand warf. Sich aufbäumende Prozentkurven als Kompetenztapete für die Person davor. Wie am Ende des heute journals , wenn Gundula Gause fragt: »Und, Valerie Haller, welche Auswirkungen hat das Brutto­sozial­pro­dukt von Venezuela für die Apple-Aktie?« Wenn jetzt ein Börsenticker mit Prozentzahlen unten durch das Fernsehbild liefe, stünden bei Dr. No minus 5,4 Prozent. Dachte Hummel. Hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit, dass er die zwei Models und den Autor umgebracht hatte. Sein grüner Prognosenpfeil hingegen würde steil nach oben zeigen. Dr. No war ein Mann des Vertrauens. Das signalisierte sein ganzes Auftreten.
    IM SCHULDENLOCH
    Doch Zankl hatte hinter die Kulissen gesehen. Dr. Nos Aktien standen nicht gut. Er hatte sich millionenschwer verschuldet mit seiner Klinik am Chiemsee. Die Kollegen von der Wirtschaftskriminalität aus Salzburg hatten Zankl noch ein paar entscheidende Informationen gegeben. Nose war in der Hand des schwerreichen Salzburger Baustoffhändlers Geheimrat Nonnenmeier, dem die österreichischen Finanzbeamten schon seit Jahren erfolglos auf den Fersen waren. Die Praxisklinik war zum Erfolg verdammt, wollte Nose irgendwie aus seinem Schuldenloch herauskommen. Momentan arbeitete die Klinik laut Finanzamt höchst defizitär. Die hohen Investitionen waren offenbar mit der momentanen Nachfrage

Weitere Kostenlose Bücher