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Die schoene Muenchnerin

Die schoene Muenchnerin

Titel: Die schoene Muenchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaemmerer Harry
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klein und wie ein L geformt. Bei alten Motorrädern sah so der Schlüssel für das Lenkradschloss aus. Als junger Polizist hatte er auch mal ein Motorrad. Eine alte Enduro. Mit genau so einem Schlüssel. Vor einer der Pensionen in Klais hatte er ein Oldtimermotorrad ­gesehen.
    MEIN BABY
    »Gesine, wunderbar, dass das tatsächlich klappt, seien Sie herzlich willkommen!«, begrüßte Dr. No Gesine auf dem Parkplatz seiner Privatklinik. Zuvor hatte sich Gesine an der Videopforte anmeldet. Hochsicherheit. Das schwere Stahltor hatte sich geräuschlos geöffnet und den Blick freigegeben auf das parkähnliche Grundstück. Und auf die Klinik, die ganz anders aussah, als Gesine sie sich vorgestellt hatte. Ein bisschen wie das Buchheim-Museum in Bernried. Schwebende Leichtigkeit. Filigraner Sichtbeton und große Glasfronten. Die allerdings Transparenz nur vortäuschten und raffiniert verspiegelt waren. Das musste ein Vermögen gekostet haben. Der Park hatte viel alten Baumbestand, und statt abgezirkelter Blumenbeete regierte gepflegter Wildwuchs. »Mein Baby«, sagte Nose stolz und segnete mit einer großzügigen Geste seine Besitzungen.
    DUNKEL & HELL
    Das Motorrad stand vor der Pension Alpina . Mader steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn. Die Leerlaufleuchte flammte grün auf.
    Er betrat die Pension. »Wohnt bei Ihnen der Herr mit dem Motorrad da draußen?«, fragte Mader ein verhärmtes Hausmutterl in einem karierten Kittel.
    »Des geht Sie gar nix an«, erwiderte die Dame.
    »So …«, sagte Mader und hätte jetzt gern seinen Dienstausweis gezückt. »Ich hab einen Schlüssel gefunden. Vielleicht von dem Motorrad da draußen.«
    »Dann geben’S den her!«
    »Ich sagte: vielleicht. Wenn der Herr kommt, schicken Sie ihn doch zum Berggasthof Alpspitzblick .« Mader ging, ohne eine Antwort abzuwarten. ›So g’scherte Leit‹, dachte er, als er zu seinem Wirtshaus zurückging. Jetzt war die Zeit reif für ein Bier.
    Er betrat die überheizte Wirtsstube, ignorierte den Stammtisch mit den Einheimischen und ihren unverhohlen neugierigen Blicken und nahm an dem kleinen Tisch im Schatten des Kachelofens Platz. Da der Wirt gerade damit beschäftigt war, ein neues Fass anzuzapfen, hatte Mader ein bisschen Muße, das Ambiente zu studieren. Sein Tisch: karierte Decke an Furnierholz, Salz & Pfeffer in erblindetem Glas in Edelstahlschiffchen aus den Fünfzigerjahren, verstaubtes Plastikusambaraveilchen im Steinguttöpfchen, vermutlich aus derselben Epoche wie das Gewürzbehältnis. Als er seinen Radius erweitern wollte, kam der Wirt endlich an seinen Tisch. Mader ­bestellte ein Dunkles.
    »Da hat oana was bracht«, sagte der Wirt und reichte Mader eine Brieftasche. Seine. Maders Miene hellte sich auf. Er schaute nach, ob alles drin war. Ja! Der Wirt beobachtete ihn neugierig. »Sagen’S, des Foto in dem Geld­beutel, is des Eahna Frau?«
    Mader schlug das Fach mit dem Schwarz-Weiß-Foto auf. »Ja, das ist meine Frau.«
    »Sauber, sog i«, meinte der Wirt und ging zum Tresen zurück, bevor Mader fragen konnte, wer die Geldbörse gefunden hatte. Er betrachtete das Bild von Catherine Deneuve und murmelte: »Sauber, sog i.«
    Der Wirt brachte das Bier mit einer Botschaft: »Der Finder sitzt da vorn.« Er deutete zu einem Tisch, der halb von der Garderobe verdeckt war. Mader nahm sein Glas und ging hinüber. Ohne zu fragen, setzte er sich.
    Er war sich nicht sicher, ob das der Mann war, mit dem er sich vorhin auf dem Waldboden gewälzt hatte.
    »Sie haben meine Brieftasche gefunden?«
    »Ja, im Wald, beim Almbach .«
    »Zufällig.«
    »Nein. Ich hab mein Schlüsselbund verloren und im Wald gesucht.«
    Mader griff in die Hosentasche und schob das Schlüsseletui über den Tisch.
    »Herr Mader, es tut mir leid wegen vorhin. Ein furchtbares Missverständnis. Wenn ich gewusst hätte, dass Sie es sind … Ich hab Sie nicht erkannt mit der Mütze und der Sonnenbrille.«
    Mader war verwirrt. »Also, Freunderl, wer sind Sie, was machen Sie hier, warum haben Sie mich angegriffen?«
    »Ich bin, äh, ich bin Fränki, der Freund von Dosi.«
    Mader war baff. Klar, das war der Typ auf dem Kraxlvideo von der Hotelfassade! Elvis!
    »Tut’s noch weh, das Bein?«
    »Geht so.«
    »Was haben Sie da gemacht, im Wald, mit dem Fernglas? Vielleicht Doris beobachtet?«
    »Ja, weil … Ach, ich weiß auch nicht. Diese Under­cover­geschichte gefällt mir gar nicht. Ich hab dran denken müssen, was im Sommer auf dieser Burg alles schiefging, und

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