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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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schweren schwarzen Mantel mit gebauschten Ärmeln umgelegt, aus dem das helle Kleid hervorblitzt.
    Ich lächle nicht, das habe ich mir vorgenommen. Ernst will ich dreinschauen, würdevoll, in mir ruhend.
    Außerdem tut mir der Rücken weh vom langen Stehen.
    Ich gehe also in mich, wie so oft, während er die Pinselstriche setzt, und lasse die Wochen hier auf Schloss Bresnitz vor meinem inneren Auge vorbeigleiten wie gläserne Murmeln.
    Dann höre ich Hufe, Pferdeschnauben, Stimmen.
    Ich renne hinunter, um ihn freudig zu begrüßen, doch es ist nicht er, der gerade angekommen ist, sondern Pernstein, der mich finster anschaut.
    Und Ferdinand? Kaum bringe ich es heraus. Ihm ist doch nichts zugestoßen?
    In allerbester Verfassung – noch.
    Er packt mein Handgelenk, zieht mich heran. Ich will schreien und kann es doch nicht.
    Seine Augen sind harte schwarze Steine.
    Womit habt Ihr ihn verhext? Welchen Zaubertrank ihm heimlich eingegeben? Der Teufel wird Euch holen für Eure schändlichen Taten!
    Wieso hasst Ihr mich so sehr?
    Ich hasse Euch nicht. Ich will nur das Beste für den Erzherzog. Und das ist sicherlich keine billige Augsburger Krämertochter!
    Was uns verbindet, geht niemanden etwas an.
    Sein Messer blitzt vor meinem Gesicht, bevor ich einen Fuß rühren kann. Wir alle sind in Gottes Hand. Seine Stimme ist rau. Was aber, wenn er plötzlich vergisst, sie über uns zu halten?
    So wie bei Dusana? Habt Ihr sie beseitigen lassen?
    Er lacht und sieht dabei aus wie ein Wolf.
    Ihr leistet der anderen Hexe im Mondschein Gesellschaft? Welch schönes Paar!
    Ich fürchte mich vor diesem schwarzen Riesen. Noch mehr aber verabscheue ich ihn.
    Ihr werdet uns nicht auseinanderbringen. Jetzt schreie ich. Ebenso wenig wie irgendeine andere lebende Seele!
    Ich lasse ihn stehen, renne ins Schloss zurück. Der Maler hat seine Sachen zusammengepackt. Die Staffelei ist mit einem Tuch verhüllt. Die leere Vase starrt mich feindlich an.
    Niemand feiert Verlobung im Dezember.
    Ich falle aufs Bett, presse die Faust vor meinen Mund.
    Pernstein wird mich nicht zum Flennen bringen, schwöre ich mir – und dann weine ich doch.
    Irgendwann muss ich eingeschlafen sein.
    Ich erwache von seinen Küssen.
    Ferdinand hat Mantel und Schaube auf den Boden geworfen und trägt nur noch ein weites, helles Hemd. Meine Hände zerren an ihm, als er sich über mich beugt, ungeduldig, voller Hunger nach seiner Nähe, bis er es sich mit einem Lachen über den Kopf zieht. Dann streift er auch Stiefel und Beinlinge ab und legt sich neben mich.
    Ich bestaune seine glatte Haut. Die unbekannten Landschaften seines Körpers. Den Bau seiner langen Knochen.
    Seinen Adamsapfel.
    Er beginnt, mich auszuziehen – ein schier endloses Unterfangen, weil alles sich ständig untereinander verheddert.
    Schließlich trage ich nur noch die weißen Perlen.
    Wie schön du bist, meine Pippa!
    Seine Worte wärmen mich mehr als der kostbarste Pelz.
    Jetzt muss ich es ihm sagen – oder für immer schweigen. Doch die Buchstaben scheinen sich in meiner Kehle zu verwirren. Sobald ich den Mund aufmache, kommt nur noch sinnloses Gebrabbel heraus.
    Ich bin keine Jungfrau mehr.
    Der Rubikon ist überschritten. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
    Mit allem hätte ich gerechnet – nur nicht mit diesem fröhlichen, glucksenden, zutiefst befreiten Gelächter, das er ausstößt, und das schließlich auch mich ansteckt, obwohl ich soeben noch stocksteif vor Schreck über meinen eigenen Mut gewesen bin.
    Gott sei Lob und Dank, ruft er. Ich nämlich auch nicht!
     
    *
     
    Schloss Bresnitz, Januar 1557
     
    Die Niemandszeit war angebrochen, so nannte man in Böhmen die verzauberten Nächte vom Christabend bis zum Dreikönigstag. Jetzt zog die Percht mit ihrem wilden Dämonengefolge durchs winterliche Land, und in den Stuben warfen die Menschen nach altem Brauch Äpfel und Nüsse ins Feuer und ließen Peitschen knallen, um sie gnädig zu stimmen und von den Häusern fernzuhalten. Niemand durfte spinnen, waschen oder weben. Dafür wurden alte Märchen und Sagen ausgegraben und Abend für Abend am Feuer erzählt.
    Das Schloss war in Schnee versunken, nicht ungewöhnlich für diese Jahreszeit, wie Katharina versicherte, die ausreichend Holz hatte machen lassen, damit niemand auf Bresnitz frieren musste. Trotzdem war es eisig auf den Gängen und Fluren, kaum setzte man einen Fuß aus der Tür, und jeder beeilte sich, wieder so schnell wie möglich in die Wärme zu kommen. Während die Flocken

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