Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
gesagt, dass er mich nie mehr loslassen wird.«
»Das ist nicht dasselbe, und das weißt du.« Sie schnitt eine Scheibe von dem Früchtebrot ab, das Meister Wenzel frisch kreiert hatte, und biss hinein. »So bist du also einverstanden, seine Buhlin zu sein?«
»Welch hässliches Wort … «
»Nicht hässlich, deutlich, Pippa! Nenn es Geliebte oder Konkubine, wenn du lieber willst, es bleibt doch immer gleich. Ferdinand ist ein Kerl im besten Saft. Der hält das ganze Hin und Her nicht mehr lange aus, das ist ihm an der Nasenspitze anzusehen. Schafft endlich klare Verhältnisse! Sonst werde ich eingreifen.«
»Aber wie soll ich das anstellen?« Philippine sank auf einen der Hocker. »Er ist doch der Mann! Soll ich ihn vielleicht fragen?«
»Lass dir etwas einfallen. Es sind immer die Frauen, die die Signale geben. Männer reagieren lediglich darauf.« Sie begann zu schmunzeln. »Bei Georg und mir war es auch nicht anders. Natürlich hat er sich bis zum letzten Atemzug für den großen Verführer gehalten. Dabei war es einzig und allein meine Entscheidung, die passende Situation herbeizuführen.«
»Ihr habt das Bett geteilt, bevor ihr getraut wurdet?«
»Glaubst du vielleicht, ich sei bereit gewesen, die Katze im Sack zu kaufen?« Katharina sah plötzlich wieder jung aus. Und sehr, sehr übermütig. »Ich wollte ganz genau wissen, wie der Mann ist, dem ich einmal Kinder schenken werde!«
»Und die Angst, schwanger zu werden, falls du dich getäuscht hättest?«
»Die kann dir keiner nehmen, Kind. Sie gehört zum Frauenleben wie der Mond zum Himmel und die Fische zum Meer.« Sie sah, wie Philippine plötzlich angestrengt zur Wand starrte. »Du musst dabei an jenen Caspar denken? Das ist es also! Du hast Angst, Ferdinand zu sagen, dass du … «
»Er hat die Königstöchter von halb Europa abgewiesen«, sagte Philippine leise. »Das hat er mir anvertraut, und damit seinen Vater und die Brüder tief erzürnt, weil es nicht in ihre dynastischen Pläne passte. Keine von ihnen wollte er an seiner Seite haben. Wie sollte er sich da mit einer wie mir zufriedengeben?«
»Weil er dich liebt, eine echte Frau mit allem, was dazugehört – kein unreifes Kind! Er hat auch ein Leben geführt, bevor er dich gekannt hat. Wieso sollte er dir dann übel nehmen, dass du auch vor ihm schon geatmet hast? Es liegt an dir, es ihm so beizubringen, dass es dich nur noch reicher macht und nicht ärmer.«
Philippine sprang auf.
»Und wenn schon! Selbst, wenn mir das gelingen sollte: Seine Familie wird mich niemals anerkennen. Du hast Glück gehabt mit deinem adeligen Georg, der dich Bürgerkind vergöttert und versorgt hat, aber bei Ferdinand ist das etwas anderes. Er ist Erzherzog und der Statthalter dieses Landes. Ich kann nicht seine liebe kleine Frau werden – nicht, solange die Erde sich um die Sonne dreht!«
Katharina kam ihr ganz nah.
»Hast du das nicht von Anfang an gewusst? Ich hab dir nie verschwiegen, mit wem du es zu tun hast!«
»Nein, das hast du nicht. Aber ich hab mich trotzdem in ihn verliebt.«
»Wenn du ihn dennoch nicht erhören kannst, dann hab auch den Mut und beende diese seltsame Verbindung, solange es noch möglich ist«, forderte Katharina. »Das musst du tun, wenn du so wenig Vertrauen in eure Liebe hast, sonst wirst du untergehen.«
Philippine war bleich geworden.
»Und wenn ich genau das nicht kann?«, flüsterte sie. »Weil es mich sonst töten würde – was dann?«
*
Schloss Bresnitz, am Nikolaustag 1556
Er lässt mich malen – als Braut.
Ich trage ein hochgeschlossenes Hemd aus cremeweißer Seide mit einem Stehkragen, der weich mein Kinn umschmeichelt. Darüber fällt ein helles Kleid, ebenfalls aus Seide, das breit bestickte Besätze zieren. Weder Haube, noch Netz oder Barett bedecken mein Haar. Ein goldener Blütenreif aus Tante Kats unerschöpflichen Beständen hält es aus der Stirn, festlich und reich.
Ohrhänger mit schimmernden weißen Perlen schmücken mich, eine lange goldene Kordelkette, ein goldener Gürtel mit schwerem Gehänge – aber kein Ring.
Meine Linke, die mit der Kette spielt, ist bloß.
In einer Vase stehen Nelken, obwohl wir mitten im Winter sind, das Symbol für Verlobung. Ich hab mein schweres Pflanzenbuch anschleppen müssen, damit der Maler sie nicht aus der Erinnerung darstellen muss. Ferdinand hat darauf bestanden, ebenso wie auf den Handschuhen, die mir eher lästig sind.
Weil es so kalt ist, obwohl die Öfen wummern, hat der Maler mir einen
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