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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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kräftigend und macht ausgeglichen.
    Negative Wirkung:  Keine.

Kapitel VIII
MELISSE
     
    Schloss Bresnitz, März 1558
     
    Die Augsburger Familie fehlte ihr – sie alle fehlten ihr so sehr!
    Philippine vermisste nicht nur die Klugheit eines Bartholomé Welser, Georgs trockenen Humor und die liebevolle Gegenwart ihrer Mutter, die sie jetzt mehr denn je gebraucht hätte. In der Abgeschiedenheit des böhmischen Schlosses verspürte sie bisweilen sogar das Verlangen, endlich mal wieder Karl reden zu hören, der nach wie vor großspurig an seinen Luftschlössern baute. Nicht einmal gegen Christophs beißende Kommentare hätte sie jetzt noch etwas einzuwenden gehabt.
    Doch keiner von ihnen war da.
    Nicht einer durfte Bescheid wissen über das, was sich vor mehr als einem Jahr in der eiskalten Schlosskapelle abgespielt hatte.
    Wie eine Lügnerin kam sie sich manchmal vor – und sollte doch eigentlich die glücklichste Frau auf Erden sein!
    Die salbungsvolle Stimme des Priesters, als er den Segen gesprochen hatte.
    Ferdinands kräftiges, entschiedenes Ja, das sie erleichtert vernahm.
    Ihr Ja, das zu ihrer eigenen Verblüffung so leise und spröde kam, als schwinge auch ein Vielleicht mit, womöglich sogar ein Nein.
    Seitdem waren sie Mann und Frau – und die Welt durfte nichts davon ahnen.
    Manchmal war Philippine in den Wald gerannt, um sich innerlich Luft zu machen, indem sie es wenigstens den Bäumen entgegenschrie, doch seitdem sie immer schwerfälliger wurde, kam auch das nicht mehr infrage.
    Immerhin hatte sie Katharina an ihrer Seite. Und auch die sanfte Base Kathi, die inzwischen dem Wiener Hof den Rücken gekehrt hatte, weil ihre Hochzeit mit Ladislaus von Sternberg immer näher rückte, war ihr eine liebe Freundin geworden. Zudem verstärkte seit Neuestem auch noch Ferdi die Runde, Katharinas Ältester, der sich nach seiner Zeit in Prag wieder ganz auf dem heimatlichen Schloss niedergelassen hatte.
    Doch je mehr ihr Bauch wuchs, desto größer wurde auch ihre Angst. Längst ging es nicht mehr nur um sie und um Ferdinand. Was sie unter dem Herzen trug und nach außen hin verstecken musste, machte sie so verletzlich, dass Philippine manchmal in Tränen ausbrach, ohne genau zu wissen, weshalb.
    Inzwischen wusste sie, wie vorsichtig man mit Wünschen umgehen musste. Und wie grausam und gnadenlos deren Erfüllung manchmal sein konnte. Ein Kind von ihm zu bekommen, das hatte zu ihren innigsten Träumen gehört. Jetzt freilich wünschte sie sich manchmal, sie sei noch nicht schwanger, nicht unter diesen Umständen.
    Ferdinand verriet sie nichts davon.
    Er würde jede Träne wegküssen, bevor sie noch ihr Kissen netzen könnte. Ihr ständig wachsender Umfang schien ihn ebenso wenig zu stören wie ihre Launen und Stimmungsschwankungen. Bislang hatte sie stets geglaubt, dass Männer die Lust an der Liebe verlören, sobald die Frauen dick wurden, doch bei ihm war das offensichtlich nicht der Fall – ganz im Gegenteil. Seine Begierde schien eher noch stärker entfacht. Nicht genug konnte er von ihr bekommen, pries ihre Brüste, küsste den schwellenden Leib, die Hinterbacken, die rosig und prall wurden. Manchmal wurde ihr seine hemmungslose Anbetung regelrecht zu viel. Dann entzog sie sich ihm, was ihn allerdings so betrübt werden ließ, dass sie sich ihm nach Kurzem wieder zuwandte.
    »Keinen Tag will ich mehr ohne dich sein«, flüsterte er ihr zu, wenn er auf sein Pferd stieg, um zurück nach Prag zu reiten. »Hab Geduld, mein Engel! Irgendwann wird es soweit sein.«
    Irgendwann – doch was war jetzt?
    Es waren genau diese Ungereimtheiten, die ständig in ihr rumorten und Philippine nicht zur Ruhe kommen lassen wollten. Die ihr den Schädel zusammenpressten, bis sie kaum noch sehen konnte und sie in die Stille ihres Gemachs zwangen, wo sie nur noch warten konnte.
    Sie war verheiratet – und war es auch wieder nicht.
    Sie erwartete ein ehelich gezeugtes Kind – und galt doch vor der ganzen Welt als ledige Mutter.
    Ferdinand kam so oft aus Prag, wie er nur konnte – was dazu führte, dass nun im Schloss gemunkelt wurde, es sei Katharina, mit der er eine heimliche Affäre habe.
    Jetzt, wo selbst das raffiniertest geschnittene Kleid ihren Zustand nicht mehr verbergen konnte, überschlugen sich die Mutmaßungen, und kein Appell der Schlossherrin und auch kein zusätzlicher halber Silbertaler, den sie der Dienerschaft in Aussicht stellte, konnte etwas daran ändern.
    »Wie lange wird es dauern, bis die Kunde doch nach

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