Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
mich nicht, aus Angst, dieser wunderschöne Traum könnte ausgeträumt sein, bevor ich mich versehe.
»Ich will bei dir sein«, höre ich ihn sagen und kann es doch kaum glauben. »Immer.«
Ich fliehe, als ich die Schritte der drei anderen zurückkommen höre, und ärgere mich über mich selbst, kaum habe ich mein Gemach erreicht, denn nun kann ich ohne große Erklärungen nicht mehr zurück. Ans Fenster gepresst, versuche ich noch einen Blick von Ferdinand zu erhaschen, doch alles, was ich sehe, ist ein großer Mann, der auf eine Frau einredet.
Pernstein?
Etwas Helles blitzt auf, als sie sich bewegt.
Dusana?
Was zum Himmel haben der Hofstallmeister und meine Zofe im Dunkeln miteinander zu besprechen?
Ich frage sie später danach, als sie mir einen dampfenden Tee bringt, ein nächtlicher Gruß von Tante Kat, wie sie sagt.
Sie hat mit niemandem geredet, sagte sie aufmüpfig. Lediglich dem Stallmeister gezeigt, wo auf Schloss Bresnitz die Pferde stehen. Muss sie nicht zu allen Gästen höflich sein?
Ich zögere, den Tee anzurühren, will nur noch, dass sie mich allein lässt.
Sie steht neben mir, beobachtet mich.
Frauentrost, sagt sie dann, als ob ich es selbst nicht wüsste. Beruhigt das Gemüt, wenn das Herz in arge Wallung gerät. Sie kichert. Manche nutzen das Kraut allerdings auch anders. Waschungen damit am geheimen Ort sollen die Jungfernschaft wiederherstellen.
Aber wer glaubt heute noch an solche Wunder?
Ich trinke den Tee, als sie endlich weg ist, widerwillig, weil er bitter und seltsam abgestanden geschmeckt. Danach kann ich nicht schlafen, liege wach mit brennenden Augen.
Die Welserin und der Habsburger, das kann, das darf nicht sein!
Und doch gibt es da etwas zwischen ihm und mir, das uns unaufhaltsam zueinander zieht.
Ich stehe wieder auf, wickle ein warmes Tuch um mein Nachtgewand, verlasse mein Gemach, das Schloss. Scheinbar blindlings finde ich ihn im Hof, als habe er bereits auf mich gewartet.
Schweigend sehe ich ihn an.
Dann kniet er sich nieder auf den Kies, das Haupt an meinem Herzen.
Ich schaue auf seinen Kopf, die störrischen braunroten Haare, die einen Wirbel bilden, von dem aus sie in alle Richtungen wachsen. Er ist ein Fürstensohn mit einem eigenen Willen, denke ich.
Vielleicht wird doch noch alles gut.
Die erste Welle von Übelkeit überkommt mich ohne Vorwarnung. Ich schaffe es gerade noch, mich von Ferdinand zu lösen, dann erbreche ich das gesamte Abendessen in einem Blumenbeet.
Nie im Leben habe ich mich mehr geschämt, will nur noch weg, aber eine eisige Kälte sitzt in meinen Gliedern, und ich vermag mich kaum zu bewegen.
Er kümmert sich nicht um mein Gebrabbel, hebt mich hoch, trägt mich auf seinen Armen zurück nach drinnen.
Türen öffnen sich, Kerzen werden entzündet, nach Kurzem ist das halbe Schloss wieder auf den Beinen, allen voran Tante Kat, die mich ins Bett verfrachtet, meine Zunge begutachtet, mir den Puls fühlt, mich streichelt wie ein Kätzchen.
Ich bin zu müde, um zu reden, doch sie zwingt mich dazu.
Als ich ihr von dem Tee erzähle, verlangt sie, den Becher zu sehen, doch der ist spurlos verschwunden.
Dusana, ebenfalls von ihrem Lager im Dienstbotentrakt hochgezerrt, zuckt die Achseln. Sie hat die Befehle der Herrin befolgt, nichts weiter. Wohin der Becher verschwunden sein mag, weiß sie nicht.
Sie wird zurück ins Bett geschickt mit der Aussicht auf weitere Befragungen.
Mir fallen vor Erschöpfung die Augen zu. Ich schlafe bis weit in den nächsten Tag hinein.
Als ich aufwache, sitzt Ferdinand an meinem Bett.
Er stützt mich, damit ich einfacher nach oben komme, bis ich mich in seinem Arm halb aufgerichtet habe. Dann flößt er mir schluckweise warmen Kamillentee ein.
Es wird nicht leichter werden. Ganz im Gegenteil.
Sein Gesicht ist ernst, als er das sagt.
Ich lächle, denke nicht an meine verschwollenen Augen, nicht an das zerzauste Haar, nicht daran, dass ich keine Veilchenpastillen zur Hand habe und aus dem Mund rieche.
Er ist mein Ritter, mein strahlender Held.
Unverwundbar fühle ich mich nach dieser Nacht, nahezu unsterblich.
Ich halte sein Herz in der Hand.
Dianthus caryophyllus
auch genannt Nägelein, Grasblume, Landnelke, Donner-Nägelein
Positive Wirkung: Hilft bei Magenverstimmung und Fieber; als Öl zieht es den Schmerz aus den Wunden, auf den Kopf gelegt heilt es Kopfweh. Verlobungs-und Hochzeitsblume in Mittelalter und Renaissance.
Negative Wirkung: Keine.
Kapitel VII
NELKE
Schloss
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