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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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mit einem Stock in der Erde zu harken.
    »Gut«, sagte er steif. »Aber ich werde ohnehin nicht viel brauchen. Das kann ich dir jetzt schon sagen. Ich werde nämlich ein Ritter, so wie Adam. Ein Pferd, eine Rüstung, ein Schwert. Vielleicht noch einen Knappen, der alles sauber hält. Wieso kommt er eigentlich nicht mehr zu uns nach Ambras?«
    »Ich denke, dein Onkel Karl hat es nicht sonderlich gern gesehen.«
    »Weil Eva ihn so gerne mochte?«
    »Ich denke, ja«, erwiderte Philippine vorsichtig.
    Seit Georgs Tod spürte sie einen Graben zwischen sich und der Schwägerin, der sich nicht mehr richtig schließen wollte. Sie hatte ihr ein paar kurze, höfliche Besuche am Krankenbett abgestattet, doch nach Philippines Genesung Ambras kaum noch betreten. Erst in den letzten Wochen zeigte Eva sich wieder öfter auf dem Schloss, lachend, auffällig gut gelaunt, als sei niemals etwas zwischen ihnen vorgefallen.
    Weil sie hoffte, das frühere enge Verhältnis wieder herstellen zu können?
    Oder weil ihr die Schulden über den Kopf wuchsen, wie böse Gerüchte aus Innsbruck lauteten, und sie dringend nach einer helfenden Hand suchte, um dem Heer der ungeduldig drängenden Gläubiger zu entkommen?
    Bei Eva wusste man niemals, woran man war.
    Selbst ihr jüngerer Sohn schien das schon bemerkt zu haben.
    »Sie ist schön«, sagte Karl. »Wie ein Irrlicht. Obwohl sie eigentlich nicht besonders gut aussieht, wenn man sie genauer betrachtet. Ihr Mund ist zu schmal, die Augen stehen zu eng beisammen, und ihre schwarzen Haare sind wie wucherndes Unkraut. Aber wenn sie lacht, vergisst man das alles. Dann wünscht man sich nur noch, sie würde niemals wieder weggehen.« Er legte den Kopf schief. »Kannst du Eva nicht wieder öfter einladen? Papa mag sie, das weiß ich. Und dann ist es nicht so leer, wenn Andi jetzt nicht mehr bei uns ist.«
    Wie klug er war. Und wie genau er beobachten konnte!
    Eine Welle von Liebe und Stolz überkam Philippine.
    »Ich werde sehen, was sich machen lässt«, sagte sie und unterließ es, ihn noch einmal zu umarmen.
     
    *
     
    Schloss Ambras, 14. August 1574
     
    Wie oft haben wir früher in der Bacchusgrotte mit Gästen fröhlich gezecht – doch seit meiner Krankheit stößt mir der Wein, der dort in Strömen fließt, sauer auf. Der ausladende Sessel mit seinen Eisenfesseln, die sich wie von Zauberhand um jeden Gast schließen, bis er nicht sein Literglas in einem Zug geleert hat, wenn er ein Mann ist, und das Glasschifflein ausgetrunken hat, handelt es sich um ein Weib, ekelt mich inzwischen an. In ihrer Dürftigkeit gleichen sich die Sprüche im Trinkbuch wie ein Ei dem anderen, und doch besteht Ferdinand darauf, den alten Brauch beizubehalten, ob ich nun mithalten möchte oder nicht.
    Ich hoff zu Gott, steht darin von meiner eigenen Hand.
    In welcher Stimmung ich das wohl geschrieben habe?
    Denn ich darf beileibe nicht bei allen Festen anwesend sein. Ist der Besuch zu hochrangig, muss ich in meinen Räumen bleiben, bis Pferde und Wagen Ambras wieder verlassen haben. Auch Ferdinands Schwestern Magdalene und Helena, die nicht weit entfernt von hier im Haller Stift leben, haben einige Zeit gebraucht, bis sie sich an meine Gegenwart gewöhnt hatten.
    Bei anderen Gelegenheiten versucht Ferdinand, mich das wieder vergessen zu machen. Dann kann die Tafel nicht prächtig genug sein, Wein fließt in Strömen, Gaukler und Musikanten sollen mich erfreuen. Die Hofzwerge müssen ihre Possen reißen, um mich zum Lachen zu bringen, sogar Herr Bona marschiert auf, der Riese, der mit uns im Schloss lebt.
    Ich zeige ein fröhliches Gesicht, um meinen Liebsten nicht zu kränken, doch tief in mir sieht es in letzter Zeit oft ganz anders aus.
    Ich bete weiterhin zum Allmächtigen und zur Jungfrau Maria, meiner großen Beschützerin, die die Herzen der Frauen kennt.
    Doch wird sie mir auch beistehen bei dem, was sich an Seltsamem zwischen uns vollzieht? Selbst hier in der Einsamkeit meines Gemachs mag ich es nicht recht zu Papier bringen – und kann doch nicht anders, will ich mein Gemüt ein wenig erleichtern.
    Es fällt mir schwer, meinen Mann so wie früher zu lieben.
    Mein Herz, meine Seele gehen eng weiterhin mit ihm. Niemals wird ein anderer außer Ferdinand dort Einzug halten können. Doch mein Körper schlägt Kapriolen, will sich seiner fleischlichen Begierde nicht mehr recht fügen.
    Haben früher schon Ferdinands Blicke oder Berührungen genügt, um mich in Stimmung zu versetzen, bleibt heute in mir alles

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