Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
träge und stumpf. Mein Schoß ist trocken. Wie eine Auster fühle ich mich, vom Meer an den Strand geworfen, unbarmherzig den Strahlen der Sonne ausgesetzt. Manchmal sind seine Umarmungen mir regelrecht eine Last, und ich sinne nach Ausreden, um mich ihnen zu entziehen.
Dabei war Lust stets ein sicherer Pfeiler unserer Liebe.
Ferdinand sehnt sich danach, noch immer, das kann ich spüren, baut fest auf mein Entgegenkommen.
Was hat er meinetwegen nicht alles in den Wind geschlagen – Prinzessinnen, Königreiche, sogar Erben, die seinen Namen weiterführen könnten! Meine Liebe, auch die körperliche, war stets der Dank für all das, auf das er verzichtet hat.
Doch was soll aus uns werden, wenn ich mich ihm nicht mehr hingeben kann?
Wird Ferdinand nach anderen Frauen suchen, die ihm das schenken, was ich ihm nicht mehr zu geben vermag?
Verlässt er mich?
Noch besteht unsere Ehe nur vor Gott, nicht vor der Welt …
Er hat mich reich an irdischen Gütern gemacht, doch ohne ihn wäre ich über Nacht das ärmste aller Weiber!
In meiner Not wende ich mich an Eva, die sich wie keine andere auskennt mit allem, was es zwischen Frauen und Männern gibt.
Darauf habe ich gewartet, sagt sie.
Wie meinst du das?
Weil du so schal riechst wie abgestandenes Bier. Der Gestank alter Weiber. Willst du, dass sich das ändert?
Ich bleibe ihr die Antwort schuldig, fühle mich beschämt, ertappt.
Bloßgestellt.
Wenn du Hilfe willst, musst du mir vertrauen. Kannst du das, Pippa?
Ich warte, denke, zweifle, grüble. Bin kurz davor, den Kopf zu schütteln, dann sage ich zu meiner eigenen Überraschung ja.
Weinraute ist das Kraut der Wahl. Ihre Augen sind schmal und schwarz und unergründlich. Eine Pflanze, die du allerdings kaum in euren braven Kräuterbüchlein finden wirst – jedenfalls nicht in dieser Verwendung!
Plötzlich höre ich wieder Dusana klagen.
Du bist tot, denke ich. Tot. Tot!
Wirst du meine Schulden bezahlen?, fragt Eva.
Und was genau soll diese Weinrute bewirken?, frage ich zurück.
Meine Hände sind auf einmal eiskalt. Dabei ist Hochsommer, kein klirrender Wintertag.
Sie hält die bösen Geister ab. Und bringt neues Leben in die Bettstatt. Manchen Frauen hilft sie aus größten Schwierigkeiten. Alle Schulden?
Ich zucke die Achseln.
Du wirst es tun, sagt sie. Ich weiß es!
Sie lacht, wieder ganz die Eva, die ich so lange vermisst habe.
Dusana ist nur eine dunkle Erinnerung aus alten Tagen. Sie wird verschwinden, sobald ich meinen Mann wieder mit Seele und Leib lieben kann.
So gern möchte ich daran glauben!
Sie macht dich lüstern wie in jungen Jahren, sagt Eva. Allerdings kannst du damit auch gewisse Kräfte rufen, die du, wenn du nicht aufpasst, so schnell nicht wieder los wirst.
Welche Kräfte?
Sie lacht lauter.
Lass dich überraschen! Du solltest dazu das Schloss besser verlassen. Und keiner lebendigen Seele auch nur ein Sterbenswörtchen davon verraten – nicht einmal deiner heiß geliebten Tante Kat.
Alles steht für mich auf dem Spiel – meine Liebe. Meine Ehe.
Mein Leben.
Ich schaue in diese schwarzen Augen, in denen eine eigene Welt liegt.
Bist du dazu bereit, Pippa?
Ich nicke.
Ich bin bereit.
*
Karlsbad, September 1574
Das Wasser zischte, brodelte, spritzte. Die stärkste der zwölf Quellen des böhmischen Kurortes war auch jene, die am widerlichsten schmeckte.
Philippine musste sich überwinden, um die verordnete Menge hinunterzubekommen, aber sie strengte sich an, den Anordnungen der Ärzte zu gehorchen.
Mal kam es ihr seifig vor, dann wieder bitter oder salzig.
Doch Handsch hatte sie beschworen, durchzuhalten.
Ihre Leber würde es entgiften, das Herz stärken. Aufgetriebene Beine und geschwollene Gelenke konnten bei einigem Glück ebenso davon zurückgehen wie Kopfschmerzen und Unterleibsbeschwerden.
Ferdinand weigerte sich, mehr als einen Becher davon zu trinken. Dafür genoss er das Wannen- und Moorbad, und seine Stimmung stieg von Tag zu Tag. Sie freute sich an seiner guten Laune und hatte noch etwas parat, das sie noch besser machen würde.
Sie waren mit kleinem Gefolge gereist, aber nicht in einem der Gasthöfe abgestiegen, sondern hatten ein leer stehendes Palais gemietet, bescheiden ausgestattet, aber doch immerhin so großzügig geschnitten, dass alle unterkommen konnten. Die Hofdamen Cäcilia und Anni unterzogen sich ebenfalls einer Bäderkur, während Mariechen einzig und allein für die Annehmlichkeiten ihrer Herrin zuständig war.
Sie war die
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