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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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mich war Georg wie ein Bruder, nicht anders, wie ich in dir meine Schwester sehe! Komm her, geliebte Schwester, lass uns gemeinsam um ihn trauern!«
    Sie lief auf Philippine zu, umschlang sie ungestüm.
    Eva duftete nach Rosen und Veilchen, weil sie es liebte, sich ausgiebig mit kostbaren Ölen zu parfümieren, die sie ebenso skrupellos schnorrte wie alles andere.
    Heute jedoch waren Philippine diese starken Gerüche zuwider.
    Sie hob die Ellenbogen an und befreite sich aus der Umklammerung. Als Eva nicht begriff und sich abermals schluchzend auf sie stürzen wollte, versetzte sie ihr einen kräftigen Stoß.
    Eva stolperte, verfing sich im eigenen Saum und ging fluchend zu Boden.
    Etwas Silbernes fiel aus ihrer Rocktasche.
    Alle im Zimmer hielten den Atem an.
    Philippine erhob sich langsam. Steif und gebeugt wie eine uralte Frau ging sie zu Eva.
    »Heb es auf.« Ihre Stimme war kalt. »Mein Fläschchen mit dem roten Fingerhut. Du also hast es mir gestohlen.«
    »Ich hab es nicht gestohlen«, sagte Eva trotzig, rappelte sich auf und drückte es ihr in die Hand. »Gefunden hab ich es. Neben deinem Gemach, wo du es wohl verloren haben musst. Natürlich wollte ich es dir zurückgeben. Aber die Trauer um Georg … «
    »Nimm seinen Namen in meiner Gegenwart nicht mehr in den Mund!« Philippine hatte das Fläschchen aufgeschraubt und wollte den Inhalt in ein Glas gießen, doch es war leer.
    Nicht ein Tropfen kam mehr heraus.
    »Was hast du damit gemacht?« Ihre Stimme klang drohend. »In welche meiner Speisen hast du es gemischt – waren es vielleicht die Nonnenfürzle?«
    »Hast du jetzt vollständig den Verstand verloren?«, schrie Eva. »In keine natürlich! Ich liebe dich. Niemals könnte ich dir auch nur ein Haar krümmen, das weißt du ganz genau. Ich hab es nur leer gemacht, damit niemand zu Schaden kommt. Hast du nicht selbst immer wieder gesagt, dass es nicht in die falschen Hände fallen darf?«
    »Was schreit ihr denn alle so?«, sagte Ferdinand, der unbemerkt eingetreten war. »Man hört euch ja bis hinunter in den Schlossgarten!«
    Philippine flog an seine Brust.
    »Georg ist tot«, rief sie weinend. »Mein lieber, lieber Georg. Und dieses hinterlistige, zutiefst verderbte Weib ist schuld daran. Meine Medizin hat sie mir gestohlen, die diebische Elster, die die Finger nicht von Glänzendem lassen kann, aber damit nicht genug! Sie hat das Gebäck damit vergiftet, das eigentlich für mich bestimmt war. Statt meiner hat Georg es aufgegessen und musste elendiglich daran sterben. Hätte es doch lieber mich getroffen, dann wärst auch du deine Sorgen auf einen Schlag los!«
    »Beruhige dich wieder, mein Herz!« Ferdinand presste sie noch enger an sich. »Sie meint es nicht so«, sagte er über ihren Kopf hinweg zu Eva. »Es ist bestimmt nur die Trauer und die Aufregung, die sie so reden lässt … «
    »Du glaubst mir nicht?« Sie trat ihm so fest gegen das Schienbein, dass er sie mit einem Schmerzenslaut losließ. »Nicht einmal du, dem ich mein Leben geschenkt habe? Dann tu dich doch zusammen mit dieser Viper, die ich an meinem Busen genährt habe – verbündet euch am besten gleich alle gegen mich. Worauf wartet ihr noch?«
    »Pippa, Kind«, sagte Katharina bittend und streckte die Hände nach ihr aus. »Du sollst dich nicht so aufregen, das weißt du doch! Lass uns in Ruhe bereden … «
    »In Ruhe?«, schrie Philippine. »Welche Ruhe? Die werde ich erst wieder haben, wenn diese Verbrecherin für ihre Tat büßt … «
    Sie hielt inne.
    Ein Schraubstock schien auf einmal ihre Brust zusammenzupressen. Ein dumpfer Schmerz im linken Arm, im Hals. Sogar der Kiefer tat auf einmal weh, als müsse sie heißes Pech kauen.
    Sie rang um Atem, spürte, wie kalter Schweiß am ganzen Körper ausbrach.
    »Den Doktor«, hörte sie Katharina aufgeregt schreien. »Holt sofort Handsch hierher! Seht ihr denn nicht, dass Pippa gleich stirbt?«
     
    *
     
    Schloss Ambras, März 1573
     
    Noch atme ich – und war doch dem Tod näher als dem Leben.
    Den ganzen Herbst kann ich das Bett kaum verlassen und erst vorsichtige Schritte tun, als der Winter kommt. Wie eine Rose unter tiefem Schnee erlange ich nach und nach meine Kraft zurück, doch ich muss weiterhin vorsichtig sein.
    Noch bin ich nicht wieder ganz genesen. Schon der kleinste Rückfall kann mich erneut gefährden. Vom roten Fingerhut, diesem Teufelszeug, hängt mein Leben ab.
    Ich hasse und ich liebe es – in einem einzigen Atemzug.
    Rebekka sitzt oft an meinem Bett. Sie

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