Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
Einzige, die Philippine trotz Evas Warnung eingeweiht hatte – wenngleich nicht in alles. Doch wie hätte sie ohne Hilfe der Zofe die komplizierten Vorgänge allein bewerkstelligen sollen?
Als Erstes musste das magische Bündel an die richtige Stelle verbracht werden.
In ein Tuch hatte Philippine auf Evas Geheiß Weinraute, Hutzelbrot, Salz und ein Stückchen Holzkohle gelegt. Gemeinsam mit Mariechen bogen sie nun mit einem Stemmeisen, das die Zofe bei einem Schmied besorgt hatte, die Schwelle auf und zwängte das Bündel darunter.
Trotz aller Anstrengung ließ sich das Holz nicht wieder ganz plan bekommen.
»Es wird ihm auffallen«, sagte Philippine skeptisch. »Und was soll ich sagen, wenn er mich danach fragt? Dass ich Kräuter und Kohle unter das Holz gelegt habe, um die bösen Geister aus dem Schlafgemach zu halten? Ferdinand glaubt an Gott und seine Heiligen. Er wird mich für verrückt erklären. Oder denken, ich sei wirklich die Hexe, zu der seine Brüder mich immer machen wollten!«
»Nichts wird ihm auffallen«, beschwor Mariechen sie. »Gar nichts! Wenn die Männer erst einmal in Schwung kommen, vergessen sie die Welt um sich herum. Eure Schönheit wird ihn blenden. Eure Liebenswürdigkeit erst recht. Alles wird gut – Ihr müsst Euch nur selber vertrauen!«
Philippine schenkte ihr einen verwunderten Blick.
Das klang nach deutlich mehr Wissen als nur küssen und Händchen halten.
Hatte Mariechen Andrin inzwischen doch erhört?
Doch das junge Frauengesicht war so freundlich und glatt wie bisher und gab nichts von seinen Geheimnissen preis.
Ihr blieb nicht mehr viel Zeit, sich weiter darüber Gedanken zu machen.
»Das Weihwasser!«, sagte sie zu Mariechen. »Schnell!«
Beichtvater Gampasser hatte ihr auf ihren Wunsch hin ein Fläschchen davon aus der heimatlichen Kapelle abgefüllt. Sie schlug ein Kreuz, bevor sie ein paar Tropfen davon auf die Weinraute träufelte und auch das Bettzeug damit besprengte.
Für einen Augenblick musste sie an Dusana denken.
Würde sie sie finden und erneut heimsuchen, jetzt, wo sie nach Böhmen zurückgekehrt waren?
»Und das soll helfen?«, sagte Mariechen ungläubig.
Den Pflanzen war die lange Reise in der Kiste alles andere als gut bekommen. Sie waren staubtrocken, begannen zu bröseln. Überall auf dem Kissen lagen kleine grünbraune Sprengsel.
Philippine wischte sie zur Seite, so gut es eben ging.
Ihr Körper vibrierte vor Aufregung. Für das, was jetzt kam, musste sie allein sein.
»Ich brauch dich jetzt nicht mehr«, sagte sie. »Sorge dafür, dass niemand uns stört.«
Mariechen nickte, schenkte ihr einen letzten warmen Blick und verließ den Raum.
Zuunterst aus dem Schmuckkasten zog Philippine ihren Schatz heraus, ein kleines Fläschchen mit dem dunklen Öl, in dem winzige Ablagerungen schwebten. Sie öffnete den Verschluss, roch daran und zuckte vor dem strengen Geruch zurück.
Würde es Ferdinand ähnlich ergehen?
Dann freilich wären alle Anstrengungen vergeblich gewesen!
Sie schickte ein inständiges Gebet zur Himmlischen Mutter.
Dann legte sie sich auf das Bett, spreizte die Beine und rieb das Öl an ihren geheimsten Ort.
*
Karlsbad, 7. September 1574
Ich schließe die Augen , bis er endlich neben mir liegt. Ganz schwach kann ich noch den Geruch der Moorerde erahnen, in die er bis vor Kurzem gewickelt war.
Ferdinand beginnt mich zu küssen.
Sein Mund ist noch immer voll und weich. Er hat weniger Zähne verloren als ich und pflegt die ihm verbliebenen hingebungsvoll mit Salzspülungen und kleinen Hölzern, um Speisereste zu entfernen.
Wir sind zu lange schon Liebende, um noch Zeit zu verschwenden, doch ausgerechnet heute zeigt er keinerlei Eile.
Erst sieht er mich lange an, als wolle er sich meine Züge neu einprägen. Mariechen hat mein Haar gebürstet, bis es weich und glänzend ist. Im warmen Schein der Kerze sind die silbernen Fäden, die es inzwischen durchziehen, wie Mondfäden, die auf Sonnenlicht treffen.
Er küsst meinen Hals. Erst innig. Dann leidenschaftlich. So, wie er es schon viel zu lang nicht mehr getan hat. Schließlich die Brüste, den Bauch.
In mir steigt Hitze auf.
Beginnt die Raute schon zu wirken?
Seine Arme umschließen mich. Die kleinen rötlichen Härchen auf seiner Brust kitzeln meine Haut.
Die Hitze wird stärker.
Hat Eva die Wahrheit gesagt? Verfügt sie tatsächlich über magische Mittel, um verlorene Lust zurückzubringen?
Was ist das? Ferdinand hält einen der dunklen Krümel in der
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