Die schöne Rächerin
bemerkt zu haben, denn er nickte ihr wie ein Lehrer zu. »Ja, Miss Lacey?«
»Wollen Sie damit sagen, Sie hätten die Zeichnungen schon einmal gesehen?«
Der Prinz runzelte die Stirn. »Ich habe Skizzen gesehen und das fertige Produkt … aber diese Pläne hier müssen mir irgendwie entgangen sein.«
Collis verschränkte die Arme. »Hätten Sie die Konstruktionspläne normalerweise denn zu Gesicht bekommen müssen, Eure Hoheit?«
George zuckte die Achseln. »Irgendwann vielleicht schon. Falls es mich nicht allzu sehr gelangweilt hätte.«
Collis sah Rose an. Sie erwiderte den Blick. Aber es gab keine respektvolle Erwiderung auf diese Feststellung, oder doch? Collis entschied sich für ein Räuspern.
»Ist der Waffenmarkt mittlerweile nicht hart umkämpft, Eure Hoheit? Was wäre so ungewöhnlich daran, wenn ein Waffenfabrikant seine Pläne wegsperrt? Ich würde das eher für die Regel halten.«
»Das ist sicher richtig, Collis. Und die Pläne erscheinen mir auch nicht sonderbar. Auch nicht, dass man sie versteckt hatte. Bis auf die Tatsache, dass Miss Lacey der Ansicht ist, Louis Wadsworth sei nicht der, für den er sich ausgibt.«
Ich weiß, dass er das nicht ist, hätte Rose am liebsten gesagt, aber sie hielt den Mund. George schien bis jetzt schließlich gewillt, sie anzuhören. Sie würde ihn nicht korrigieren.
Der Prinz fuhr fort. »Die Tatsache, dass Wadsworth die Pläne zu Hause versteckt hat, erscheint mir allerdings sonderbar. Ich habe seine Fabrik besichtigt. Er verfügt über einen absolut sicheren Safe, der für sein Geld gut genug zu sein scheint … warum dann nicht auch für die Pläne? Aus den Informationen, die die Liars über ihn gesammelt haben, ergeben sich, was die gegenwärtigen Abläufe in der Fabrik angeht, keine Verdachtsmomente. Die Fabrik hat während der letzten Jahre Tausende von Waffen hergestellt, mit denen wir England verteidigen.« George lächelte die beiden an. »Dennoch möchte ich, dass dem nachgegangen wird. Das ist das Schöne daran, Regent zu sein. Ich kann es einfach anordnen.«
Er pausierte und sah die beiden an. Rose hörte förmlich, wie das königliche Gehirn arbeitete. Georges Blick huschte in ihre Richtung. »Miss Lacey, sind Sie sicher, dass Sie keinen Arzt brauchen?«
Sie schüttelte den Kopf. Trotz seines Rufs und seines königlichen Auftretens fand sie ihn wirklich entzückend. »Es bedarf mehr als eines Kratzers, um mich außer Gefecht zu setzen, Eure Hoheit. Ich war Hausmädchen, ein richtiges Hausmädchen, bevor ich zu den Liars gestoßen bin.«
»Ja, meine Liebe, ich weiß. Collis spricht oft von Ihnen.«
»Tut er das?« Oh verflucht. Das konnte nichts Gutes verheißen. Collis trat neben ihr unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
Der Prinz streckte sich. »Wissen Sie, ich wollte niemals König werden«, sagte er beiläufig und wechselte unbeholfen das Thema. »Es heißt immer, ich könne es nicht erwarten, meinen Vater zu entmachten. Ich vermute, dass es den Leuten schwerfällt, das zu begreifen. Es scheint so reizvoll zu sein, König zu sein.« George seufzte. »Alles, was ich jemals wollte, war, mein eigenes Leben leben. Meine eigenen Träume träumen. Meine eigene Liebe lieben.«
Rose wusste nicht, wie sie auf dieses Eingeständnis reagieren sollte. Natürlich wusste sie von seiner befremdlichen Eheschließung mit Caroline von Braunschweig, seiner Cousine. Es hieß, dass sie sich erst drei Tage vor der königlichen Hochzeit kennen gelernt hatten und einander auf den ersten Blick verabscheut hatten. Selbst der legendäre Weiberheld George hatte mit seiner verhassten Ehefrau nicht mehr als ein Kind zu Wege gebracht, bevor er seine Frau auf den Kontinent gejagt hatte, wo sie, falls man den Gerüchten glaubte, alles Erdenkliche tat, um ihren Ehemann zu beschämen. Und so wie George gebaut war, musste man dazu wirklich weit gehen.
Rose interessierte sich nicht für Klatschgeschichten, aber all das war allgemein bekannt. Jeder Schmied und jeder Bäcker kannte die Geschichte. Viele standen sogar auf Carolines Seite, da George nie den leisesten Versuch unternommen hatte, sich bei seinen Untertanen beliebt zu machen.
Dennoch fühlte Rose mit ihm. Hätte man ihm erlaubt, mit seiner geliebten Maria Fitzherbert verheiratet zu bleiben, er wäre vielleicht nicht der unglückliche Mann geworden, der er jetzt war.
Vielleicht wäre es gar nicht so schön, König zu sein.
»I-ich bin sicher, dass Sie ein großartiger König sein werden, Eure
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