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Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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fast völlig entblößt war?
    Oh, hätte sie für nur einen glücklichen Moment ihre Wachsamkeit aufgeben können …
    Seine Hände waren, der Kälte zum Trotz, warm. Wie konnte er so warm sein? Brannten strahlende, brillante Männer wie Collis einfach heißer? Er schmolz sie förmlich. Sie war Wachs, das zu nah am Feuer war. Viel zu nah . Sie spürte seinen Atem auf ihrem entblößten Nacken. Hätte sie nur …
    Collis war wütend auf diese Wunde. Rose war so zart, so feingliedrig. Ihre Haut war reinste elfenbeinfarbige Seide und die Schnittwunde ruinierte sie. Er versorgte sie schweigend, staunte über ihre Tapferkeit und die unfassbare Dummheit, die sie begangen hatte. Dann waren die Streifen endlich verknüpft, und er war ihr dabei behilflich, das Oberteil wieder anzuziehen. Er knöpfte es zu und sank nach hinten auf die Absätze.
    »Was macht jemand wie Sie im Liar’s Club?« Seine Stimme war sanft. »Was haben Sie sich dabei gedacht? Sie sollten sich nicht in derartige Gefahr bringen. Sie sollten -«
    Sie sah ihn über die Schulter an. »Nachttöpfe leeren, wie früher?« Sie drehte sich ganz zu ihm um. »Ich bin keine Lady, Collis Tremayne. Vergessen Sie das nicht. Als Dienstbotin zu arbeiten kann manchmal genauso gefährlich sein, wie als Spionin tätig zu sein. Bei den Liars lässt man mir wenigstens meinen Stolz.«
    Rose und ihr Stolz. »Ich bin ziemlich sicher, dass Sie den auch als Hausmädchen hatten, so viel, wie Sie davon besitzen.«
    Sie war einen Moment lang still, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich hatte keinen Stolz. Es gab keine Abgründe, in die ich nicht gesunken wäre.« Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß, dass es auch stolze Dienstboten gibt. Ich habe schließlich den legendären Mr. Pearson kennen gelernt. Aber da, wo ich war, gab es keinen Platz für Stolz. Da gab es nur das Überleben.«
    Sie sah ihn an, zog das Kleid über die Schulter nach unten. Die feinen blassen Linien leuchteten schwach im Schein der Laterne. Narben . Collis wurde übel. »Man hat Sie ausgepeitscht? Aber das ist verboten!«
    »Ja«, sagte sie trocken. »Welch ein Trost, das zu wissen, wenn einem die Haut in Fetzen vom Rücken hängt.« Ihr Tonfall war beiläufig, aber ihr Körper war so verspannt, dass Collis fürchtete, es werde sie innerlich zerreißen.
    Sein eigenes Verhalten setzte ihm mit einmal zu. Seine Neckereien, sein Konkurrenzdenken. »Es tut mir so leid, Rose.«
    Er brauchte nicht zu erklären, was er meinte. Sie sah ihn an und nickte. »Das sollte es auch. Sie können ziemlich gemein sein, wissen Sie.«
    »Ja, ich weiß. Ich wusste es immer. Es ist eine Art von Talent, immer genau zu wissen, was den anderen wütend macht. Ich nutze dieses Talent eigentlich nicht, jedenfalls nicht normalerweise.«
    »Es ist eine gefährliche Waffe. Ich würde vorschlagen, dass Sie sie ungeladen lassen.«
    Er grinste. »Weil ich mir sonst noch selber ins Bein schie ße?«
    Sie hätte beinahe gelächelt. »Möglich wäre es.«
    Er legte den Kopf schief. »Sie haben eine wunderbare Aussprache, wissen Sie. Man würde nie daran zweifeln, dass Sie eine Lady sind.«
    Sie errötete doch tatsächlich. »Danke.«
    Sie zu loben, fühlte sich richtig gut an. Collis wagte gleich den nächsten Versuch. »Wenn da nicht dieser direkte Blick wäre, könnten Sie als Adelige durchgehen.«
    »Der direkte Blick?«
    »Man könnte meinen, in sämtliche Teppiche sei eine Weltkarte eingewebt, so wie die feinen Damen die ganze Zeit nach unten sehen.«
    Sie sah weg. »Das wusste ich nicht.«
    »Jetzt tun Sie es auch. Ladys neigen dazu, ständig wegzusehen. Ich frage mich, warum …«
    »Damit Sie in ihren Augen nicht Ihre eigene Dummheit gespiegelt sehen, junger Mann!«, kam eine knarrende Stimme von hinten. Der Prinzregent war wach.

14
    Sie hielten eine Einsatzbesprechung ab, realisierte Rose. Nur dass nicht Lord Etheridge vor ihr stand, sondern der Prinzregent von England - und sie befanden sich auch nicht in einem der gut ausgestatteten Räume des Liar’s Clubs, sondern in einem unterirdischen Audienzzimmer. Seine Königliche Hoheit sah sich von Gekicher unterbrochen. Rose biss sich auf die Zunge und zwar heftig.
    »Nun, dank unserer guten Miss Lacey - wie geht es Ihnen, meine Liebe? Schon besser? Gut - haben wir die Pläne für die Jubiläums-Karabiner in Händen, von denen ich Ihnen bereits berichtet hatte, Collis.«
    Rose hätte beinahe wie eine brave Schülerin den Finger gehoben. Der Prinz schien die nur angedeutete Handbewegung

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